Ernährung

Darfs noch ein Dessert sein?

Warum dein Gehirn sagt: „Unbedingt!“

Du hast es mal wieder getan: Drei Gänge inhaliert, bis der Reißverschluss der Jeans aufgibt – und dann? Kommt der Kellner mit der Dessertkarte, und plötzlich meldet sich eine geheimnisvolle Stimme in deinem Kopf: „Klar geht noch ein Schokoküchlein!“ Aber warum ist das so?

Good News: Du bist nicht willensschwach – du bist einfach nur perfekt programmiert! Denn Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung haben herausgefunden: Dein „Dessertmagen“ sitzt nicht im Bauch, sondern im Gehirn. Die gleichen Nervenzellen, die uns eigentlich sagen sollten: „Du bist satt“, feuern gleichzeitig ein Glücks-Feuerwerk ab, wenn sie Zucker wittern. Das liegt an einem kleinen, aber mächtigen Stoff namens ß-Endorphin – ein körpereigenes Opiat, das uns belohnt, wenn wir Süßes essen.

Warum dein Gehirn Zucker liebt

Evolutionär macht das sogar total Sinn! Früher war Zucker rar, aber super wichtig für schnelle Energie – also hat unser Gehirn uns so programmiert, dass wir ihn lieben. Deshalb reicht oft schon der Anblick eines Desserts, um unser Belohnungssystem anspringen zu lassen. Wie bei den Mäusen im Experiment: Auch sie konnten frisch gesättigt noch eine Extraportion Zucker verdrücken – einfach, weil ihr Gehirn es so wollte. Und heute? Müssen wir uns den Honig nicht mehr mühsam aus einer Bienenhöhle klauen – wir haben Cupcakes & Co. überall griffbereit. Kein Wunder also, dass wir bei Tiramisu nicht Nein sagen können! Der erste Kontakt mit Zucker löst das ewige Verlangen nach Süßem aus. Der Suchtstoff wurde nämlich auch in der „Dessertmagen-Region“ im Gehirn von Mäusen freigesetzt, die nie zuvor Zucker gefressen hatten. Sobald die erste Zuckerlösung in den Mund der Mäuse gelangte, wurde der Schaltkreis aktiviert und durch weitere Zuckergaben deutlich verstärkt. Die Wissenschaftler führten Hirnscans an Versuchspersonen durch, die über einen Schlauch eine Zuckerlösung zu sich nehmen konnten. Sie beobachteten, dass beim Menschen die gleiche Hirnregion auf den Zucker reagierte.


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Was bedeutet das für dein Body-Game?

Zucker ist ein Suchtmittel – je mehr du davon isst, umso schlimmer wird die Entwöhnung. Seitdem sie wissen, was uns die Lust auf Süßes macht, testen Wissenschaftler bereits Medikamente, die diesen Effekt blockieren könnten – und so vielleicht gegen Übergewicht helfen. „Es gibt bereits Medikamente, die die Opiatrezeptoren im Gehirn blockieren, aber der Gewichtsverlust ist geringer als bei den so genannten Diät-Spritzen. Wir glauben, dass eine Kombination mit ihnen oder auch mit anderen Therapien, sinnvoll sein könnte. Das müssen wir aber noch untersuchen“, heißt es. Demnächst könnten wir uns also eine Tablette gegen die Lust aufs Schokoküchlein einwerfen. Theoretisch könnte man so Heißhungerattacken nach dem Essen unterbinden und damit vielleicht sogar Übergewicht bekämpfen. Besser aber, wir lassen es erst gar nicht soweit kommen. Schließlich gehört ein bisschen Genuss zum Leben dazu. Und wenn unser Gehirn uns nach dem Essen zuflüstert: „Na los, ein kleines Stück Schokolade …“, dann flüstern wir zurück: Okay. Aber nur ein Stückchen! Das können wir genießen, in dem Bewusstsein, dass hier nicht unsere Selbstdisziplin versagt, sondern dass es einfach um kluge Biologie geht. Denn wie heißt es so schön? Das Leben ist zu kurz für schlechte Laune – und für keinen Nachtisch

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