Kolumne

Nostalgie-Erinnerungen: Zeitreise in die Vergangenheit

Manchmal reicht ein Duft nach Nivea-Creme oder Lavendelseife, oder das Gefühl von einem weichen, gestrickten Wollpullover auf meiner Haut, um mich zurück in die Zeit bei meiner Oma zu versetzen. Ich hatte eine unbeschwerte Kindheit und erinnere mich an Tage, die nach frisch gebackenem Kuchen dufteten und an Abende, an denen ich gemütlich im warmen Schlafanzug mit Apfelschnitzen auf der Terrasse saß. In diesem Blog möchte ich diese Erinnerungen teilen. “Omakind” soll nicht nur mein persönliches Tagebuch sein, sondern ein Ort für all jene, die sich vielleicht auch an ihre Omas erinnern und an das zuhausige Gefühl, das nirgends anders auf der Welt zu finden ist.

Das Sonntagsessen

„Eine Handvoll Kinder in der kleinen Küche
Lachen und krakeel’n, und Schwager Roberts Sprüche
Oma in der Fensterbank, im Korb schnarcht der Hund
Ulla deckt den Küchentisch, es geht wieder rund
Kaffee auf’m Herd und Braten in der Röhre
Kein Platz auf der Welt, wo ich jetzt lieber wär’, ich schwöre!“

Der Songtext stammt von Reinhard Mey – er hatte wohl ähnliche Großeltern, wie ich. Genauso lief der Sonntag ab. Es war immer etwas los, mein Onkel politisierte und stritt sich mit meinem Opa lautstark über die Aufstellung der Borussia-Startelf. Das konnte richtig leidenschaftlich und laut werden. Einmal haben sie sich so über Politik gestritten, dass mein Opa Magenschmerzen bekam und eine Runde spazieren gehen musst. Mittendrin wir Kinder. 


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Aus der Küche duftete es nach Hühnersuppe, warmem Kuchen und Braten. Das roch so gut und lockte den Hund an. Einmal, an Weihnachten, hatte er seine große Chance und nutzte sie auch sogleich: er fraß den ganzen Braten auf und es gab stattdessen Spiegelei. Ich glaube, dass war das beste Weihnachten, an das wir uns alle erinnern konnten. Was haben wir gelacht – irgendwann konnte meine Oma dann auch mitlachen.

Sonntags gab es immer ein Menü: Suppe, Braten und Nachtisch. Und kurz danach nochmal Kaffee und Kuchen. Der Hund bekam ein Leberwurstbrot, in kleine Stückchen geschnitten. Ein richtiges Sonntagsessen für jeden und dann? Dann machten wir ganz gemütlich nichts. Der eine las, der andere saß im Garten, wieder andere gingen spazieren, wir Kinder spielten, bauten uns Höhlen oder forderten die Erwachsenen zu heftig umkämpften Kartenspielen heraus. Ich glaube, die besten Ideen entstehen im wahrsten Sinne aus dem Nichts. Heute sind auch die Sonntage oft schon so durchgeplant, dass dafür zuwenig Zeit bleibt. Aber man braucht auch einfach mal Muße, um nur mal dazusitzen und nichts zu tun und auf die Ideen zu warten, die dann in einem erwachen. Gönnt euch mehr Ruhe. Vielleicht am nächsten Sonntag.

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