Psychologie

Warum Jeff Bezos jetzt eine andere Frau liebt und was wir daraus über Beziehungen lernen können


Manchmal heiraten wir, was wir brauchen. Und manchmal das, was wir glauben, sein zu wollen.

Als Amazon-Chef Jeff Bezos sich 2019 von seiner Frau MacKenzie Scott trennte, war die Überraschung groß. Über 25 Jahre waren sie verheiratet. Sie galt als bodenständig, klug, eher zurückhaltend. Sie hat ihn unterstützt, als er Amazon gegründet hat, sie hat sogar bei der Businessplanung mitgeholfen. Nach der Trennung wurde sie eine der bekanntesten Philanthropinnen der Welt, was auch wieder eine Menge über die Qualität und den Charakter dieser Frau sagt. Doch dann kam Lauren Sánchez: Pilotin, Moderatorin, laut, präsent in der Öffentlichkeit. Heute sind die beiden verheiratet, leben ein Leben zwischen Jachten, Charity-Galas und Blitzlichtgewitter.

Warum entscheiden sich Menschen plötzlich für einen ganz anderen Partner?

Die kurze Antwort: Weil sich Menschen verändern. Die längere Antwort: Liebe ist kein statisches Gefühl, sondern ein Prozess. Wir wählen Partner oft danach, was wir in einer bestimmten Lebensphase am meisten brauchen. Und wenn in einem Leben sehr viel passiert, dann ändern sich auch die Ansprüche. Am Anfang war für Jeff Bezos Stabilität wichtig. Eine Frau, die an ihn glaubte, als Amazon noch in einer Garage steckte, die ihn erdete und ihm einen sicheren Hafen bot. Heute, als einer der reichsten Männer der Welt, sucht er vielleicht eher Bewunderung, Abenteuer, Bühne. Psychologisch betrachtet sind Partner auch immer Spiegel. MacKenzie Scott war die stille Kraft hinter den Kulissen, mit einem starken Wunsch, anderen zu helfen. Lauren Sánchez hingegen ist ein Mensch, der für Party, Luxus und Sichtbarkeit steht. Vielleicht spiegelt Lauren genau die Seite in Jeff, die jetzt im Vordergrund steht: er hat es geschafft und will sein neues Leben genießen. Vielleicht wünscht man sich dann einen Partner, der diese neue Identität mitträgt und sogar verstärkt.


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Hat das etwas mit Narzissmus zu tun?

Man könnte es vorschnell so deuten. Aber so einfach ist es nicht. Wer erfolgreich ist, verändert oft auch sein Selbstbild. Viele Männer (nicht nur Jeff Bezos!) fühlen sich nach großen Erfolgen „leer“ oder wie in einer Dauerschleife. Sie haben alles erreicht, sind wirtschaftlich abgesichert, die äußere Welt ist erobert. Was fehlt? Ein Gefühl von Lebendigkeit, Aufregung, Abenteuer, vielleicht auch ein Schuss Risiko. Eine Frau wie Lauren Sánchez verkörpert genau das: Aufregung, Glamour, eine Art „neues Spielfeld“, in dem man sich selbst noch einmal ganz neu erleben kann. Neben ihr kann Jeff Bezos eine andere Version von sich selbst präsentieren: nicht der nerdige Gründer, sondern der lebenslustige, junge, freie Mann. Psychologisch gesehen ist das ein Versuch, den eigenen Selbstwert zu stärken, indem man sich mit einer „Trophäe“ schmückt. Beziehungen spiegeln, wer wir sind, oder wer wir gerne wären. Und Jeff Bezos? Wäre eben gerne ein supercooler Typ. Man kann’s moralisch sehen oder menschlich. Am Ende suchen wir alle jemanden, bei dem wir uns lebendig fühlen. Ob das am Ende reicht? Das zeigt sich später.

Der Kommentar von Jonas, unserem Experten für Neurobiologie: Warum Jeff?

Wenn ein Mann mit einem Vermögen von über 150 Milliarden Dollar plötzlich ein vollbusiges Vollweib heiratet, fragen wir uns: „Warum macht der das?“

Als Neurobiologe sage ich: Frag nicht nur sein Herz, frag sein Hirn! Das menschliche Gehirn ist nämlich nicht dafür gebaut, langfristig zufrieden zu sein, sondern fürs Überleben. Unser präfrontaler Kortex, also der Bereich, der für Vernunft, Weitblick und Steuererklärungen zuständig ist, sagt vielleicht: „Bleib doch bei der Partnerin, mit der du alles aufgebaut hast.“ Aber das Belohnungszentrum, der Nucleus accumbens, ruft lauter: „Ohhh, was Neues! Abenteuer! Glitzer! Schnell hin da!“

Warum? Unser Gehirn liebt Dopamin, den Neurotransmitter für Belohnung und Motivation. Neue Reize, neue Menschen, neue Abenteuer schütten viel Dopamin aus, weshalb wir uns kurzzeitig lebendig und elektrisiert fühlen. Evolutionär war das überlebenswichtig: Neues Gebiet, neue Nahrung, neue Gene für die Sippe. Heute braucht niemand mehr neue Gene, aber unser Steinzeit-Gehirn weiß das nicht.

Bei Jeff Bezos könnte man also sagen: Sein Belohnungszentrum war gerade mal wieder beim Schlussverkauf. Und während MacKenzie Scott die Frau war, die ihn gestützt, geerdet und sein Fundament gestärkt hat, verkörpert Lauren Sánchez das Gegenteil: Bühne, Rampenlicht, Aufregung. Neben ihr kann er sich neu inszenieren, nicht mehr als der nerdige Buchhändler aus der Garage, sondern als Abenteurer, Lebemann, Jetsetter.

Das Problem ist nur: Außenreize halten nicht ewig. Oxytocin, das Bindungshormon, wächst nicht auf Yachten, sondern durch Nähe, Vertrauen, tiefe Gespräche und ja, auch durch langweilige Abende auf dem Sofa. Beziehungen brauchen Arbeit, Pflege, Achtsamkeit. Nicht immer neue Frauen oder neue Autos. Denn oft wollen wir nicht wirklich einen neuen Menschen, sondern ein neues Gefühl in uns selbst, einfach mal wieder ein Gefühl von Lebendigkeit spüren. Und hier kommt das Problem: Unser Gehirn liebt den Kick, aber unsere Seele sehnt sich nach Verbundenheit. Liebe braucht nicht nur Dopamin, sondern auch Oxytocin. Nähe entsteht nicht durch Paparazzi-Blitzlichter, sondern durch echte Begegnung, auch mit den eigenen Schattenseiten. Am Ende zeigt uns Jeff Bezos vor allem eines: Geld kann vieles leichter machen, aber Liebe nicht unbedingt einfacher.

Der Kommentar von Nina, unserem Mental-Health-Coach:

Wenn ein Mensch wie Jeff Bezos nach 25 Jahren Ehe plötzlich eine neue Partnerin wählt, fragen wir uns oft: Warum? Warum entscheidet sich jemand, der scheinbar alles hat, für etwas so völlig anderes? Für jemanden, der lauter, bunter, sichtbarer ist? Für jemanden, der wirkt, als wäre sie das Gegenteil der ersten Frau?Aus meiner Sicht kann ich sagen: Beziehungen sind lebendige Organismen. Sie verändern sich mit den Menschen, die sie führen. Und Menschen entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen, manchmal gemeinsam, manchmal auseinander.

Jeff Bezos hat mit MacKenzie Scott einen großen Teil seines Lebensweges geteilt. Sie war der sichere Hafen, die loyale Begleiterin, die Frau, die ihm half, seinen Traum zu verwirklichen. Sie war das Zuhause. Irgendwann war dieser Weg vielleicht gegangen, erfüllt, vollendet. Und dann taucht eine Frau auf, die eine neue Seite in ihm anspricht: Abenteuer, Bewunderung, das große Rampenlicht.

Ich glaube nicht, dass es hier um „richtig“ oder „falsch“ geht. Und auch nicht um moralische Urteile. Wir wählen unsere Partner nicht nur nach Vernunft, sondern nach unbewussten Bedürfnissen. Nach dem, was wir in diesem Moment glauben, zu brauchen. Nach dem, was uns erlaubt, eine andere Seite in uns selbst zu leben.

MacKenzie stand für Bodenhaftung und Gemeinschaft, Lauren für Sichtbarkeit und äußeren Glanz. Vielleicht will Jeff Bezos heute nicht mehr der fleißige Tüftler aus der Garage sein, sondern der große Showman, der sich selbst neu erfindet. Ich würde sagen: Es geht hier nicht um die Qualität der Frauen, sondern darum, welche Teile von ihm sie ansprechen und spiegeln. Menschen verlassen keine Partner, sie verlassen meist das Gefühl, das sie mit sich selbst haben, wenn sie mit diesem Partner zusammen sind.

Die Ehe mit MacKenzie war nicht falsch. Sie war richtig für eine Zeit. Lauren ist jetzt die Frau, die ihm eine neue Bühne bietet. Ob das eine tiefere Erfüllung bringt, bleibt offen. Liebe ist keine Garantie, kein Vertrag auf Lebenszeit. Sie ist eine tägliche Entscheidung: füreinander, aber vor allem auch für uns selbst.

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