Psychologie

Und dann leben sie glücklich….

… bis ans Ende aller Tage.

„Liebe in Zahlen: Was die Wissenschaft über unsere Partnerwahl sagt“.

    Jeder von uns kennt die romantische Vorstellung vom perfekten Partner, der uns wie ein Seelenverwandter versteht und begleitet. Doch was bestimmt eigentlich, wen wir wählen und wie lange wir zusammenbleiben? Johannes Bauer und Christian Ganser haben in einer wissenschaftlichen Studie an der Ludwig-Maximilians-Universität genau diese Fragen gestellt und überraschende Antworten gefunden.

    Wie entsteht Liebe?

    Auf den ersten Blick scheint Liebe ein emotionales Chaos zu sein – doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Wissenschaftliche Faktoren beeinflussen unsere Partnerwahl viel stärker, als wir oft denken. Eine Münchner Studie untersuchte 2006/2007 die Entstehung und den Verlauf von Partnerschaften aus biologischer, soziologischer und ökonomischer Sicht.

    2500 Haushalte und Gummibärchen

    Wie erforscht man eine so persönliche Angelegenheit wie die Partnerwahl? Die Münchner Wissenschaftler verteilten 2500 Fragebögen an zufällig ausgewählte Haushalte und baten die Person, die zuletzt Geburtstag hatte, den Bogen auszufüllen. Das lockere Anschreiben und eine beigefügte Packung Gummibärchen sollten die Befragten motivieren, intime Details über Partnerschaften, Vorlieben und ihre Sicht auf Beziehungen preiszugeben. Es hat funktioniert. Bei einer Rücklaufquote von 17,6 Prozent erhielten die Forscher immerhin 440 ausgefüllte Fragebögen zurück – ein Erfolg, wenn man bedenkt, dass der Fragebogen auch heikle Fragen zu Themen wie dem Sexualverhalten enthielt. Ich sollte in eine Tüte Gummibärchen investieren – man weiß ja nie….

    Kinderliebe und Verlässlichkeit machen attraktiv

    Die Frage, welche Eigenschaften bei der Partnerwahl wirklich zählen, steht im Mittelpunkt vieler Debatten. “Schau nicht nur auf die Figur”, sagte meine Oma zu meinem Vater, als der in die Teenagerjahre kam. Gut kochen sollte die Zukünftige auch können. Rein wissenschaftlich hat sie mit einer solchen Warnung keinen Erfolg, oder? Nach evolutionspsychologischen Theorien achten Männer eher auf die körperliche Attraktivität ihrer Partnerin, während Frauen mehr auf den sozialen Status des Partners achten. Die Ergebnisse der Münchner Studie zeigen jedoch ein differenziertes Bild: Zwar bestätigten 62,7 Prozent der Männer, dass Attraktivität für sie wichtig sei, aber auch Faktoren wie Sicherheit und gemeinsame Werte spielten eine große Rolle. Für Frauen war der soziale Status des Partners wichtiger als für Männer, aber auch sie legten besonderen Wert auf Verlässlichkeit und Kinderliebe. Diese Ergebnisse widersprechen zum Teil der landläufigen Meinung, dass nur äußere Attraktivität oder finanzielle Sicherheit entscheidend sind.

    Gleich und gleich gesellt sich gern

    Ein besonders spannendes Ergebnis der Studie ist, dass die Dauer einer Partnerschaft stark mit gemeinsamen Werten und der Erfüllung individueller Erwartungen zusammenhängt. Paare, die in zentralen Punkten wie Vertrauen, Toleranz und Ehrlichkeit übereinstimmten, blieben deutlich länger zusammen. Ein weiteres erstaunliches Ergebnis: Erfüllte Erwartungen in der Beziehung reduzieren das Trennungsrisiko um satte 99,7 Prozent. Wer sich also anders gibt, als er ist, wird später Probleme bekommen. So schwer ist das aber doch eigentlich nicht, oder? Ich meine, wenn ich mir einen Hochleistungs-Staubsauger kaufe, der aber schon am ersten Fussel erstickt, dann gebe ich den doch auch zurück. Mensch, was bin ich heute böse…. Schwierig ist, wenn der eine gebildet ist, und der andere eher praktisch veranlagt.

    Die Gefahr von Bildungsunterschieden

    Die Studie zeigt, dass große Bildungsunterschiede das Trennungsrisiko deutlich erhöhen können. Paare mit ähnlichem Bildungsniveau bleiben dagegen stabiler zusammen. Interessanterweise hatten in den meisten untersuchten Fällen die Männer einen höheren Bildungsabschluss als ihre Partnerinnen – ein Trend, der dem traditionellen Rollenbild entspricht. Also die Wahrscheinlichkeit, dass die Sprechstundenhilfe und der Zahnarzt lange zusammenbleiben, sind eher gering. Wissenschaftlich betrachtet.

    Trennungen und Neuanfänge – Wann kommt die neue Liebe?

    Und wie geht es nach einer Trennung weiter? Die Daten zeigen: Die meisten Menschen finden innerhalb von zwei Jahren einen neuen Partner. 85% der Befragten waren nach zehn Jahren wieder in einer Beziehung. Auch hier spielen ähnliche Werte und erfüllte Erwartungen eine große Rolle. Mit anderen Worten: die Partner mögen wechseln, aber die Regeln des Spiels ändern sich nie. Die Optik mag vielleicht mehr Menschen anlocken, aber wenn es um die Dauerhaftigkeit geht, dann kommt es auf die inneren Werte an. Die Münchner Studie macht deutlich: Die klassische Vorstellung, dass vor allem Attraktivität und Status über die Partnerwahl entscheiden, greift zu kurz. Viel wichtiger sind gemeinsame Werte und das Gefühl, in der Beziehung gut aufgehoben zu sein. Wenn beide Partner ähnliche Vorstellungen und Ziele haben, ist die Wahrscheinlichkeit umso größer, dass die Liebe hält.

    Tipp für euer Liebesleben: Fragt euch, was ihr wollt und steht dazu. Dann findet ihr eher den passenden Menschen. Das ist der Schlüssel zu einer langen und glücklichen Partnerschaft. Außerdem könnte man über eine Tüte Gummibärchen nachdenken….

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