
Ghosting, Benching, Breadcrumbing – moderne Dating- und Freundschaftshorrorgeschichten
Lenas Welt
Hier schreibt Lena Martens – 38 Jahre alt, Mutter, ganz gut im Job und Liebhaberin von extra starkem Kaffee, guter Musik und tiefgehenden, aber unterhaltsamen Gesprächen über das Leben.
Neulich saß ich mit einer Freundin bei einem Glas Wein, als sie tief seufzte und sagte: „Er hat sich einfach nie wieder gemeldet.“ Ghosting – ein Begriff, den inzwischen wohl jede Single-Frau kennt, die schon einmal in der modernen Dating-Welt unterwegs war. Doch die Wahrheit ist: Diese emotionalen Spielchen gibt es nicht nur beim Dating. Auch in Freundschaften passieren solche Dinge – und manchmal tut das fast noch mehr weh. Wer hätte gedacht, dass zwischenmenschliche Beziehungen irgendwann zu einem Feld voller Stolpersteine werden?
Ghosting – wenn jemand plötzlich verschwindet
Es beginnt oft mit charmanten Nachrichten, tiefen Gesprächen und einem Gefühl von Nähe. Und dann? Funkstille. Keine Antwort mehr, keine Erklärung, einfach weg. Man sitzt da, starrt auf das Handy und fragt sich, ob die andere Person vom Erdboden verschluckt wurde. Doch die traurige Wahrheit ist: Ghosting ist oft nichts anderes als Feigheit. Anstatt sich ehrlich mitzuteilen, wird der einfachste Weg gewählt – Stille.
Und das passiert nicht nur in der Liebe. Ich kenne Menschen, die ihre Freundesliste jedes Jahr wie ein Frühjahrsputz ausmisten und Nummern ohne Vorwarnung löschen – weil sie „keinen Kontakt mehr brauchen“. Manchmal merkt man es erst, wenn die Einladung zur Hochzeit, zum Geburtstag oder einfach zum nächsten Mädelsabend ausbleibt. Plötzlich stellt sich die Frage: Wurde ich aktiv aussortiert oder war ich einfach nicht wichtig genug?
Benching – wenn man warmgehalten wird
„Ich weiß nicht, ob ich bereit für etwas Ernstes bin, aber ich mag dich wirklich!“ Wer diesen Satz schon einmal gehört hat, weiß: Willkommen beim Benching. Der andere hält dich auf der Bank, meldet sich gelegentlich, wenn es ihm passt, aber wirklich investieren? Nein, danke. Und während du hoffst, dass sich doch noch etwas entwickelt, bleibt er oder sie in einer sicheren Distanz – bereit, dich wieder hervorzuholen, wenn es gerade mal keine besseren Optionen gibt.
Auch Freundschaften können so laufen. Die Freundin, die sich nur meldet, wenn sie gerade niemand anderen hat, die Kollegin, die dich für Networking-Treffen einlädt, aber dich sonst ignoriert, oder der alte Kumpel, der sich nur dann erinnert, dass du existierst, wenn er Hilfe beim Umzug braucht. Freundschaften sollten auf Gegenseitigkeit beruhen, nicht auf „falls ich dich gerade brauche“.
Breadcrumbing – die fiese Hoffnungsmache
Noch perfider als Ghosting und Benching ist das sogenannte Breadcrumbing. Dabei werden dir immer wieder kleine Bröckchen Aufmerksamkeit zugeworfen – ein süßer Kommentar, eine belanglose Nachricht, ein gelegentliches „Ich denke an dich“. Gerade genug, um dich bei Laune zu halten, aber niemals genug, um eine echte Verbindung aufzubauen. Du bekommst das Gefühl, dass vielleicht doch etwas daraus werden könnte, doch in Wirklichkeit ist es nichts als eine Illusion.
Und auch das kennen wir aus Freundschaften. Die Freundin, die dir schreibt: „Wir müssen uns unbedingt bald treffen!“, aber nie ein Datum vorschlägt. Der Bekannte, der „Lass mal was machen!“ ruft, aber nie eine konkrete Einladung schickt. Und du? Du wartest. Bis dir irgendwann klar wird: Das Treffen wird nie stattfinden, weil es nie ernst gemeint war.
Warum tun Menschen das?
Es gibt viele Gründe, warum Menschen solche Verhaltensweisen zeigen. Manche haben Angst vor Konfrontation, andere genießen die Kontrolle und die Macht, jemanden hinzuhalten. Und dann gibt es die, die sich selbst nicht sicher sind, was sie eigentlich wollen. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie nehmen wenig Rücksicht auf die Gefühle des anderen.
Wie du dich davor schützt
- Erkenne die Anzeichen früh – Wenn sich jemand nur sporadisch meldet, ausweicht oder vage bleibt, dann sei wachsam. Du verdienst Beziehungen, die klar und aufrichtig sind.
- Setze Grenzen – Frage dich: Möchtest du wirklich Zeit und Energie in jemanden investieren, der dich nur halbherzig behandelt?
- Kommuniziere offen – Manchmal ist es sinnvoll, direkt zu fragen, wo du stehst. Wenn du nur ausweichende Antworten bekommst, ist das meist schon Antwort genug.
- Lerne loszulassen – Wenn jemand wirklich an dir interessiert ist – sei es in der Liebe oder in einer Freundschaft – wird er oder sie es zeigen. Du musst niemandem hinterherlaufen, der sich nicht klar für dich entscheidet.
Ob in der Liebe oder in Freundschaften – echte Verbindungen basieren auf Ehrlichkeit, Vertrauen und Gegenseitigkeit. Niemand sollte sich in einer Dauerschleife von Unsicherheit, Warten und Hoffnung wiederfinden. Denn eine Freundschaft sollte freundlich sein. Falls du also gerade merkst, dass jemand dich ghostet, bencht oder breadcrumbed, dann frag dich: Willst du das wirklich? Oder ist es an der Zeit, deine eigene Energie für Menschen aufzusparen, die dich wirklich in ihrem Leben haben wollen? Und bis die richtigen Leute kommen? Genieße dein Leben alleine – ohne auf die nächste halbherzige Nachricht zu warten.
Dazu ein Kommentar von Nina, unserem Life-Coach: Du beschreibst etwas sehr Wichtiges und gleichzeitig Schmerzhaftes: Wie wir Menschen miteinander umgehen, zeigt oft, wie unsicher und unerfahren wir darin sind, Beziehungen wirklich auf Augenhöhe zu führen. Ghosting, Benching und Breadcrumbing – diese Begriffe spiegeln eine traurige Realität: dass viele Menschen sich nicht trauen, ehrlich zu sein, weil sie Angst vor Konflikten oder vor Zurückweisung haben.
Gleichzeitig verdeutlicht dein Text, was Beziehungen eigentlich ausmacht: gegenseitige Klarheit, Offenheit und Verantwortung füreinander. Beziehungen brauchen Mut – nicht nur den Mut, Gefühle zu zeigen, sondern auch den Mut, ehrlich und respektvoll zu sein, wenn sich etwas verändert oder endet.
Deine Gedanken zur Lösung sind gut: Klarheit, Grenzen setzen, offen kommunizieren und loslassen lernen. Ich würde nur ergänzen: Sei großzügig zu dir selbst. Es ist nicht deine Aufgabe, andere Menschen zu verändern oder zu heilen. Deine Aufgabe ist es, dir selbst treu zu bleiben und auf dein eigenes Gefühl zu hören. Denn letztendlich sind es genau diese gesunden Grenzen und die Ehrlichkeit zu dir selbst, die dich vor emotionalen Verletzungen schützen.