Figaro, Figaro, Finley liebt es so gar nicht!
Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.
Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.
Meine Locken gehören mir!
Was ich an Finley schon immer heiß geliebt habe, ist sein dunkelrotes Fell. Ich könnte Stunden neben ihm sitzen und mit meinen Fingern durch seine Locken fahren. Damit sein Fell ein Leben lang so prachtvoll bliebe, hatte mich sein Züchter mit zahlreichen Tipps versorgt: „Jede Woche ein Eigelb und einen Klacks Quark ins Futter, dann glänzt das Fell.“ Das waren dann aber auch die einzigen Vorschläge, die Finley später widerstandslos akzeptieren sollte.
Bevor er mir Finley endgültig anvertraute, veranstaltete mein Züchter noch ein Trimmseminar. Er bedeutete seiner Hündin Jenny, wortlos, sie möge auf den Gartentisch springen, was sie ohne mit der Wimper zu zucken auch tat. Danach stand sie regungslos da, wie eine aus Marmor geklöppelte, antike Statue. Wow!
Das Trimmseminar
Gebannt verfolgte ich das Geschehen vom Gartenstuhl aus. Ich brannte darauf, meinen Hund zu frisieren. Alle bisher unterdrückten Barbie-Frisuren-Fantasien, die ich an meinen Töchtern nicht ausleben durfte, brachen sich Bahn. Ich würde Haare schneiden … und effilieren. Nur hatte ich gänzlich außer Acht gelassen, dass ich vom Züchter ja keine Barbie bekam, sondern Attila den Hunnenkönig, die Welpen-Edition.
Ich hatte mich mit professionellen Trimmwerkzeugen ausgerüstet, darunter ein forkenähnliches Gebilde und eine Art Djangomesser, dass an die Rasiermesser in Barbershops aus amerikanischen B-Movies erinnerte. Ich breitete mein Equipment auf unserem Gartentisch aus, mit Blick auf meinen „Attila“, gab ich ein optimistisches „Na, dann woll’n wir mal“ von mir. Finley schaute zurück und dachte „Mitnichten, Madame“, pinkelte an das Bein des Gartentisches und flitzte mit Karacho ums Gartenhaus herum.
Meinen Nachbarn bot sich in den nächsten 25 Minuten nun folgendes Bild:
Eine große, leicht übergewichtige Frau, nämlich ich, jagte aufgeregt hinter einem fluffigen, sehr wendigen Retriever-Welpen her. Mit der rechten Hand wedelte sie mit einer kleinen Forke auf und ab, in der linken Hand hielt sie ein offenes Klappmesser. Sie richtete das Messer auf den flüchtenden Welpen und brüllte: „Bleib stehen, du Blubberkopp +#**@#*, nur den einen Zipfel noch, der muss weg!“ Das beeindruckte den Lütten aber nicht, der sprang mit Schmackes in den muffigen Komposthaufen, womit sich die Angelegenheit von selbst erledigt hatte.
Dann halt mit Schlauch
Ich ließ mich erschöpft in den nächstbesten Liegestuhl fallen und nahm zum ersten Mal meine neue Nachbarin wahr, die mich, mit weit aufgerissenen Augen, durch das Badfenster beobachtete und unsicher herüberlächelte. Ich winkte zurück, immer noch das Klappmesser in der Hand, woraufhin sie erschrocken das Fenster zuschlug. Sie wird sich wohl nicht so schnell einleben, dachte ich noch. Dann machte ich den Gartenschlauch klar, denn mit dem Odeur einer Leiche im zweiten Verwesungsstadium konnte ich Finley sicher nicht ins Haus lassen. Aber davon berichte ich ein anderes Mal.
Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.