Psychologie

Was dein Körper sagt, wenn die Seele leidet

Manchmal zeigt unser Körper Symptome, für die sich keine organische Ursache finden lässt. Bauchschmerzen, Erschöpfung, Verspannungen, Migräne – und niemand findet etwas. Aber was, wenn es gar nicht „nichts“ ist, sondern etwas, das auf andere Weise in uns wirkt?
Viele Menschen, die mit emotionaler Vernachlässigung, überhöhter Anpassung oder einem narzisstischen Elternteil aufgewachsen sind, erleben ihren Körper später wie ein Rätsel. Dabei spricht er eine klare Sprache – nur nicht in Worten.

Kopf / Kopfschmerzen – Was könnte dahinterstecken?

Der Kopf ist unser Zentrum des Denkens – hier laufen Gedanken, Entscheidungen, Bewertungen und Planungen zusammen. Wenn wir Kopfschmerzen haben, ist das oft ein Zeichen dafür, dass der Kopf überlastet ist – nicht nur durch Reize, sondern auch durch psychischen Druck.

Hier einige differenzierte Deutungen:

Druck im Stirnbereich (Spannungskopfschmerz):

„Ich will alles im Griff haben.“
„Ich denke zu viel – und fühle zu wenig.“
„Ich zerbreche mir den Kopf über Dinge, die ich nicht lösen kann.“

Hinweis auf ein überaktives Denken – oft bei Menschen, die sehr kontrolliert, rational oder perfektionistisch sind.

Migräne / einseitige Schmerzen:

„Ich unterdrücke starke Gefühle – vor allem Wut oder Angst.“
„Ich funktioniere nur noch – und übergehe mich selbst.“
„Ich bin überreizt, aber kann mich nicht abgrenzen.“

Migräne wird oft mit einer Überforderung des Nervensystems in Verbindung gebracht – psychisch wie körperlich. Sie betrifft häufig sensible Menschen mit einem hohen Maß an innerer Anspannung.

Kopfschmerzen im Hinterkopf / Nackenansatz:

„Ich schaue zu oft zurück.“
„Ich trage zu viel Verantwortung auf meinen Schultern.“
„Ich bin im Dauerstress – ohne Ausweg.“

Hinterkopfschmerzen können auf mentalen Druck durch äußere Erwartungen oder eine starke Selbstkritik hindeuten. Oft ein Zeichen von „rückwärts gewandtem“ Denken: Schuld, Zweifel, Vergangenes.

Psychosomatischer Hintergrund – Was will der Kopf sagen?

Der Kopf könnte dir folgende Fragen stellen:

  • „Darf ich auch mal abschalten?“
  • „Warum muss ich immer alles durchdenken?“
  • „Was wäre, wenn ich mehr auf mein Herz als auf meinen Verstand hören würde?“
  • „Welche Gedanken tun mir nicht gut – und warum glaube ich sie trotzdem?“

Weitere Themen:

Kiefer- und Nackenverspannung

„Ich beiße die Zähne zusammen.“
„Ich darf meine Wut nicht zeigen.“
„Ich halte mich zurück – will etwas sagen, traue mich aber nicht.“

Der Kiefer ist eng mit unterdrücktem Ausdruck verbunden. Viele Menschen tragen hier ihre unterdrückte Sprache, Wut oder Unfreiheit.


Verspannte Schultern

„Ich trage zu viel.“
„Ich übernehme Verantwortung, die nicht meine ist.“
„Ich darf mich nicht fallen lassen.“

Die Schultern symbolisieren oft emotionale Lasten oder Pflichten, die wir „auf uns geladen“ haben – ob bewusst oder unbewusst.


Enge im Brustkorb

„Ich halte meine Gefühle zurück.“
„Ich will mich schützen.“
„Ich habe Angst, verletzt zu werden.“

Ein enger Brustraum kann ein Hinweis auf Zurückhaltung von Liebe, Trauer oder tiefer Verletzlichkeit sein. Auch alte seelische Wunden können sich hier festsetzen.


Verspannungen im Bauch / Unterbauch

„Ich habe etwas nicht verdaut – emotional.“
„Ich fühle mich unsicher.“
„Ich bin nicht in Kontakt mit meiner inneren Stimme.“

Im Bauch sitzt unser „zweites Gehirn“, unsere Intuition. Wenn wir uns selbst nicht vertrauen oder unsere Gefühle verdrängen, kann sich hier Spannung aufbauen.


Verspannter Rücken (besonders Lendenwirbelsäule)

„Ich habe Angst, zusammenzubrechen.“
„Ich muss stark sein.“
„Ich fühle mich allein mit allem.“

Der Rücken trägt uns – körperlich und emotional. Verspannungen hier können auf das Gefühl hinweisen, keinen Halt zu haben oder sich ständig „durchbeißen“ zu müssen.


Schwere Beine / Füße

„Ich bin innerlich blockiert.“
„Ich komme nicht voran – aber ich weiß auch nicht, wohin ich will.“
„Ich gehe Wege, die nicht meine sind.“

Wenn Beine oder Füße schmerzen oder sich schwer anfühlen, lohnt sich die Frage: Wohin will ich wirklich gehen? Und was hält mich zurück?


Generelle Körperspannung / Atem flach

„Ich halte mich zurück.“
„Ich bin im Alarmzustand – aber ich weiß gar nicht mehr, warum.“
„Ich darf nicht loslassen.“

Ein ständig angespannter Körper ist oft ein Hinweis darauf, dass das Nervensystem im „Überlebensmodus“ ist – Fight, Flight oder Freeze. Hier braucht es oft liebevolle Begleitung und Erlaubnis zur Entspannung.

Diese Körperreise ist kein Leistungstest.
Du musst nichts richtig machen. Nichts verstehen, deuten oder sofort verändern. Die Deutungen, die wir hier vorschlagen, können für dich keinerlei Bedeutung haben. Du bist dein eigener Mensch. Niemand erlebt wie du, niemand fühlt wie du. Lass dich deshalb am besten darauf ein, deine innere Weisheit zu finden. Es geht nicht darum, die richtigen Worte zu finden – sondern deine eigenen. Vielleicht ist da ein klarer Satz.
Vielleicht nur ein Gefühl, ein Bild, ein leiser Impuls, oder eine Farbe. Vielleicht auch gar nichts – nur Stille. Auch das ist richtig. Auch das ist eine Antwort. Es geht nicht ums Erklären.
Es geht ums Erkennen. Und darum, dass du deinem Körper erlaubst, gehört zu werden – ohne Urteil. Du darfst fühlen, was da ist. Du darfst benennen, was sich zeigt. Und du darfst all das stehen lassen, genau so, wie es kommt. Denn das ist der erste Schritt zurück zu dir: Worte finden – nicht für andere. Sondern für dich.

Zum Weiterlesen: “Aschenkind” von Livia Brand. Viele Kinder narzisstischer Mütter wachsen äußerlich „gut“ auf. Sie sind gepflegt. Werden pünktlich zur Schule gebracht. Haben eine Brotdose mit geschnittenem Obst. Was fehlt, ist nicht das Sichtbare – es fehlt das Gesehenwerden. Betroffene wissen im Inneren, dass etwas nicht stimmt, haben aber keine Worte dafür. Ein Selbsthilfe-Ratgeber für alle, die glauben, nicht richtig zu sein. Es kann sein, dass die Ursache gar nicht in dir liegt.

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