Kolumne

Nostalgie-Erinnerungen: Zeitreise in die Vergangenheit

Der Spaziergang

Mit meiner Oma spazieren zu gehen, war immer etwas ganz Besonderes. Sie hatte immer kleine Ideen, die den Ausflug zu einem Abenteuer machten. Eines dieser Rituale war, Brot mitzunehmen. Es wurde sorgsam auf der Heizung getrocknet – schließlich wollten wir ja keine matschige Audienz am Teich. Und dann ging’s los. Ich stand da mit ernster Miene und verteilte gerecht das Brot. Keine Ente wurde übersehen – besonders nicht die Kleinen, die ein bisschen schüchtern hinten blieben. Und meine Oma? Die stand daneben wie die Queen Mum mit Schirm in der Hand und einem deutlichen Blick für Gerechtigkeit. Glaubt mir, das konnte sie. Wehe, da war einer, der alle anderen wegdrückte. Der bekam den Schirm drohend vor den Schnabel gehalten. Die kleinen Baby-Entchen und die Schüchternen bekamen ihren Platz – und ihr Stück vom Glück. Also vom Brot.


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Auf dem Rückweg war ich selig. Nicht, weil ich irgendwas bekommen hätte – sondern weil ich geben durfte. Diese kleinen Rituale waren es, die mich geprägt haben. Es hat nichts gekostet, aber es hat gereicht. Denn das echte Leben – das spielt sich eben nicht im Internet ab. Oder in teuren Freizeitparks. Sondern auf Parkbänken mit Blick aufs Wasser, neben einer Frau mit Handtasche, Regenschirm und genug getrocknetem Brot in der Plastiktüte. Es sind die Erlebnisse, die uns glücklich machen. Und die Menschen, die sie uns ermöglichen.
Danke, Oma. Für dein Brot. Und für dein ganz großes Herz. 

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