Ernährung

Macht Kokosöl Löcher im Darm?

Das Geschäft mit der Gesundheit | Ein Blick hinter die Fassade

Unsere Gesundheit liegt uns am Herzen

Deshalb versuchen wir alles. Von Nahrungsergänzungsmitteln über Sport bis hin zu Vorsorgeuntersuchungen. Schon lange heißt es, Kokosnussöl sei gut für die Gesundheit und viele Menschen nehmen es regelmäßig zu sich. Forscher warnen davor.

Seit Jahren boomt das Geschäft für Nahrungsergänzungsmittel. Das Motto: „Du bist, was du isst“ ist allen bekannt. Uns allen ist der Wert einer gesunden Ernährung immer bewusster geworden und man passt sich den neuen Empfehlungen an. Auch Kokosnussöl gehört dazu. Lange Zeit galt es als gesundheitsfördernd. Doch nun mehren sich die kritischen Stimmen, die warnen, dass es sogar schädlich für Körper und Darm ist.Wir haben die Hintergründe recherchiert.

Woher kommt der Kokos-Trend?

Fette bestehen aus Kohlenstoffatomen. Je nachdem, wieviele Atome sie haben, unterteilt man sie in kurzkettige, mittelkettige und langkettige Trigylceride. Die mittelkettigen nennt man auch MCT-Fette. Die mittelkettigen Fettsäuren kann der Körper sofort verwenden – die langkettigen müssen erst im Darm gespalten werden, um vom Körper verarbeitet werden zu können. Vorteil für die MCTs. Und wo sind sie drin? Nun, in Kokosnussöl befinden sich sogar sehr viele mittelkettige Triglyceride und daher wurde es lange als gesundheitsfördernd angesehen.

Wir unterscheiden Fettsäuren nach ihrer Länge:

  • Weniger als 6 Atome = kurzkettige Fettsäuren (SCFAs)
  • Zwischen 6-12 Atome = mittelkettige Fettsäuren(MCTs) enthalten in Milchprodukten, Palm- und Kokosnussöl.
  • Mehr als 12 Atome = Langkettige Fettsäuren. (LCTs) enthalten in Margarine, Butter und Ölen, Fleisch und Wurst.

Vorteile von MCTs:

  • das Gehirn wird mit Energie versorgt,
  • das Gehirn alternder Menschen wird verjüngt,
  • schädliche Bakterien vernichtet,
  • epileptische Anfälle werden vermieden
  • chronische Entzündungen werden verringert
  • Da mittelkettige Fettsäuren ein häufiger Brennstoff des Körpers sind und bei der Verdauung schneller und weniger aufwendig verstoffwechselt werden kann, sollte die Verdauung leichter sein.

Was liefert Kokosnussöl?

Enthält es wirklich soviele MCTs, wie wir denken? Wahrscheinlich nicht. Genau darum geht es. Schauen wir uns das genauer an. Im Durchschnitt besteht Kokosnussöl zu 2/3 aus MCTs. Nur: Die Hälfte davon ist Laurinsäure. Und dort liegt das Problem, denn Laurinsäure hat 12 Kohlenstoffatome und fällt demnach genau in die Grenzregion zwischen mittelkettigen und langkettigen Fettsäuren. Die Forscher rechnen es zu den mittelkettigen Fettsäuren, der Körper aber entscheidet anders. Er verstoffwechselt Laurinsäure wie eine langkettige Fettsäure. Das macht für den Stoffwechsel einen riesigen Unterschied. Es ist für ihn eher erschwerend als förderlich. Langkettige Fettsäuren haben eine aufwendige und zeitintensive Verstoffwechslung. Während die mittelkettigen fast sofort als Brennstoff dienen, werden die langkettigen Fettsäuren als Fettspeicher eingelagert. Warum also korrigiert man diese Werte nicht? Durchforstet man die Literatur der vergangenen Jahre, stellt man fest, dass sich die Bezeichnungen für MCTs bei Wissenschaftern verändert haben. Die Grenze wurde verschoben, so dass die 12er Fettsäuren auf einmal dazugehörten. Und zwar genau zu der Zeit, in der die Industrie Palmöl und Kokosnussöl entdeckte und das Öl dort einen großen Aufschwung erlebte. Kann die Industrie auf die Forschung tatsächlich einen solchen Einfluss nehmen, dass Grenzregionen einfach verschoben werden, um gesundheitliche Werte zu schönen?

Professorin bezeichnet Kokosnussöl als „pures Gift“

Dazu werfen wir einen Blick auf das Schicksal der Menschen, die davor warnten. Menschen wie Harvard-Professorin Karin Michels. Die epigenetische Epidemiologin untersucht, wie von außen stammende Ereignisse unser Risiko für chronische Krankheiten beeinflussen.

Sie warnte bereits 2018 offen davor, dass große Mengen Kokosnussöl ein Risiko für die Gesundheit darstellten. Sie bezeichnete Kokosnussöl als „pures Gift“ und als „eines der schlimmsten Dinge, die man essen kann“. Die Antwort war ein You-Tube-Video, in dem sich Kokosnussöl-Befürworter zu Wort meldeten, um die Qualitäten dieses Öls leidenschaftlich zu verteidigen. Schaut man sich das Video an, findet man in diesem Beitrag tatsächlich wenig Wissenschaft, kaum belegbare Fakten, dafür viele Emotionen. Biochemiker Frank Sacks reagierte schockiert über die Gegenreaktion auf diese Empfehlung. Er meinte, die Tatsache, dass Kokosöl nicht gesund ist, sollte keine Neuigkeit sein. “Tatsächlich besagt die Wissenschaft, dass Kokosnussöl, das hauptsächlich aus gesättigten Fettsäuren besteht, (bei Menschen) den LDL-Cholesterinspiegel erhöht, was mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen verbunden ist.“

Jüngere Forschungen kommen zum selben Ergebnis.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern untersuchte in einer Meta-Studie die Resultate 16 anderer, bereits veröffentlichter Studien zu Kokosnussöl und gelangen dabei zu einem eindeutigen Schluss, der Kokos-Fans schockieren dürfte. Es wird als eines der schädlichsten Speiseöle überhaupt bezeichnet. Es bewirkt nicht nur, dass sich die LDL-Cholesterinwerte erhöhen (das sind die schlechten Cholesterinwerte), sondern es erhöht auch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Es gibt noch ein weiteres Problem. Kokosnussöl enthält zu 80% gesättigte Fette.

Ein undichter Darm:

Was bedeutet das für uns? Zu viele gesättigte Fettsäuren schädigen den Darm. Er bekommt Löcher. In der Fachsprache heißt das metabolische Endotoxämie. Das bedeutet folgendes: Der Darm und die dahinter gelegenen Blutgefäße werden durch eine dünne Gewebeschicht voneinander getrennt. Diese Gewebeschicht dient als Filter und lässt die Nährstoff aus dem Darm ins Blut, die der Körper braucht. Erreger sowie Abfallstoffe bleiben im Darm zurück. Die gesättigten Fette sorgen nun dafür, dass der Abstand zwischen den Zellen größer wird und Löcher im Darm entstehen. Durch diese Löcher fallen Bakterien, Viren und unverdaute Nahrungsbestandteile unkontrolliert in die Blutbahnen ein.

Der Kampf beginnt

Das Immunsystem im Blut wacht über die Gesundheit und Reinheit des Blutes. Die Immunzellen treffen nun auf die Eindringlinge, die im Blut nichts verloren haben und beginnen, diese zu bekämpfen. Das Problem? Es handelt sich dabei auch oft um unverdaute Nahrungsbestandteile der Nahrung. Wie Weizen, Mais, Rind, Huhn oder Lachs. Haben aber die Immunzellen einmal einen Feind identifiziert, macht der Rest des Körpers mit und schon entsteht eine Allergie. Wir entwickeln Unverträglichkeiten. Verzweifelt verzichten wir auf ganze Nahrungsgruppen, aber schon bald passiert das Gleiche. Der löchrige Darm kann seine Barrierefunktion nicht mehr ausreichend erfüllen und immer wieder gelangen Nahrungsbestandteile ins Blut. Und das alles? Wegen zuviel gesättigter Fettsäuren.

Kokosnussöl: Freund oder Feind

Ganz klare Sache: Auch wenn früher Kokosnussöl als gesundheitsförderlich angesehen wurde, ist dies mittlerweile widerlegt. Und das ist schon seit langem bekannt. Die angeblich gesundheitlichen Vorteile sind eher einer erfolgreichen PR-Kampagne der Kokosnussölindustrie zuzuschreiben. Wissenschaftler warnen: die im Kokosnussöl reichlich enthaltenen gesättigte Fette verursachen Löcher im Darm. Es gibt demnach keinen Grund, Kokosnussöl zu konsumieren. Möchte man die Verdauung mit mittelkettigen Fettsäuren unterstützen, kann man MCT-Öl kaufen. Es empfiehlt sich, das Etikett zu studieren. Es sollte möglichst wenig Laurinsäure enthalten sein.


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