Ernährung

Depression und Ernährung: Warum Kohlenhydrate plötzlich so verlockend sind

Schokolade gegen Kummer, Nudeln für die Seele – Essen beeinflusst unsere Stimmung, aber könnte es auch andersherum sein? Eine neue Studie zeigt: Menschen mit Depressionen haben nicht nur weniger Appetit, sondern verändern auch ihre Essensvorlieben – und greifen häufiger zu kohlenhydratreichen Lebensmitteln.

Doch warum ist das so? Und könnte eine gezielte Ernährungsstrategie die Behandlung von Depressionen in Zukunft unterstützen?


Warum Depression den Appetit verändert – aber nicht bei allen gleich

Depression ist nicht gleich Depression. Während einige Betroffene kaum aus dem Bett kommen und jede Mahlzeit zur Herausforderung wird, verspüren andere regelrechten Heißhunger – besonders auf süße und fettige Lebensmittel.

Die Studie des Universitätsklinikums Bonn, der Universität Bonn und des Universitätsklinikums Tübingen zeigt: Menschen mit Depressionen bevorzugen kohlenhydratreiche Lebensmittel – selbst dann, wenn sie insgesamt weniger Appetit haben.

Kohlenhydrate – vor allem in Kombination mit Fett – scheinen für depressive Menschen besonders attraktiv zu sein.

Aber warum gerade Kohlenhydrate?


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Die Wissenschaft hinter dem Kohlenhydrat-Heißhunger

Unsere Nahrung besteht aus drei Hauptbausteinen:
🥖 Kohlenhydrate – liefern schnelle Energie
🥩 Proteine – wichtig für Muskeln und Zellaufbau
🧈 Fette – speichern Energie und sind essenziell für viele Körperfunktionen

Menschen mit Depressionen zeigen laut der Studie ein geringeres Verlangen nach fett- und proteinreichen Lebensmitteln, greifen aber gezielt zu kohlenhydratreichen Optionen wie Süßigkeiten oder Brot.

Besonders spannend:

  • Je schwerer die Depression, desto stärker das Verlangen nach Kohlenhydraten.
  • Der Appetit selbst spielt dabei eine untergeordnete Rolle – der Kohlenhydrat-Hunger ist eher mit der Schwere der Depression und Angstsymptomen verbunden.
  • Kombinationen aus Fett und Kohlenhydraten, wie Chips oder Croissants, sind für depressive Menschen besonders ansprechend.

Die Forschenden vermuten: Kohlenhydrate beeinflussen die Belohnungsmechanismen im Gehirn anders als Proteine oder Fette – und könnten kurzfristig helfen, depressive Symptome zu lindern.


Kann die richtige Ernährung Depressionen lindern?

Diese Erkenntnisse werfen eine spannende Frage auf: Kann eine gezielte Ernährung helfen, Depressionen besser zu behandeln?

Erste Hinweise gibt es bereits:

  • Probiotische Lebensmittel (wie Joghurt oder fermentiertes Gemüse) können das Mikrobiom im Darm positiv beeinflussen – und damit möglicherweise depressive Symptome abschwächen.
  • Fasten könnte antidepressive Effekte haben, indem es bestimmte Signalwege im Gehirn aktiviert.
  • Gezielte Ernährungsanpassungen – etwa weniger Zucker und mehr gesunde Fette – könnten helfen, Stimmungsschwankungen zu stabilisieren.

„Besonders vielversprechend sind Therapien, die die Verbindung zwischen Darm und Gehirn gezielt nutzen“, erklärt Studienautorin Lilly Thurn. „Depressive Menschen zeigen oft Veränderungen im Mikrobiom, die Symptome verstärken könnten.“

Zukünftig könnte eine personalisierte Ernährungstherapie ein fester Bestandteil der Depressionsbehandlung sein – besonders für Menschen, die durch veränderte Essgewohnheiten betroffen sind.


Fazit: Kohlenhydrate als Stimmungsbooster – aber mit Risiken

Die Studie zeigt eindrucksvoll, wie eng Depression und Ernährung miteinander verknüpft sind. Wer depressiv ist, verändert nicht nur sein Essverhalten, sondern auch seine Nährstoffvorlieben – und greift gezielt zu kohlenhydratreichen Lebensmitteln.

Das ist ein natürlicher Mechanismus des Körpers, der kurzfristig vielleicht hilft – langfristig aber zu ungesunden Essgewohnheiten und Gewichtszunahme führen kann.

Die gute Nachricht? Wenn wir verstehen, wie Ernährung und Depression zusammenhängen, können wir gezielt gegensteuern – und vielleicht sogar durch die richtige Ernährung das Wohlbefinden verbessern.

Vielleicht steckt in der Frage „Was kann ich essen, um mich besser zu fühlen?“ mehr Potenzial, als wir bisher dachten. 🍞😊

Hier schreibt Jonas Weber. Mit einer Mischung aus fundierter Forschung und einem Augenzwinkern vermittelt er komplexe Themen verständlich und unterhaltsam.Wenn er nicht gerade über die neuesten Erkenntnisse aus der Gehirnforschung schreibt, findet man ihn bei einem guten Espresso, auf der Suche nach dem perfekten Wortspiel oder beim Diskutieren über die großen Fragen des Lebens – zum Beispiel, warum man sich an peinliche Momente von vor zehn Jahren noch glasklar erinnert, aber nicht daran, wo man den Autoschlüssel hingelegt hat.

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