Ich will so sein wie DU!
Warum unsere Familie uns gesünder machen kann – mehr als jeder Promi
Muskeln wie „The Rock“ oder einen Hintern wie Kim Kardashian?Es gibt eine Menge Teenager, die sich Promis als Vorbilder suchen. Und viele Eltern, die sich Sorgen machen. Hier kommt nun eine gute Nachricht: Psychologen der Washington State University zeigt, dass die stärksten gesundheitlichen Einflüsse oft näher liegen, als wir denken: bei unserer eigenen Mutter, einem engen Freund oder einem vertrauten Arzt.
Kein Wunder, dass ich diese Studie bekam. Warum? Meine Tochter war ein Opfer einer namhaften Fitness-Influencerin. Und ja, genau so war es. Sie war noch ganz jung und zart, als sie auf deren Fotos stieß, die von einer beeindruckenden Metamorphose zeugten. Von einem übergewichtigen Mädchen verwandelte diese junge Frau ihren Körper in eine schlanke und muskulöse Model-Figur. Fleißig teilte sie ihre Diät-Tipps und Trainings-Routinen und meine Tochter machte mit. Bis ich sie zum Arzt schleppte und der eine Schilddrüsen-Unterfunktion feststellte. Durch das ganze Hungern hatte sie sich ihren Stoffwechsel ruiniert, die Schilddrüse litt und ja, es hat den Arzt gebraucht, der ihr erklärt hat, welch schlechte und langfristige Folgen dieses Hungern hat. Zum Glück hat sie sich vollkommen erholt, macht moderaten Sport und lebt glücklich mit einer wundervollen Figur. Das kann man von dieser Influencerin übrigens nicht behaupten – sie kämpft mit Übergewicht und ist mittlerweile im Body-Shaming-Bereich aktiv. Ich glaube nicht, dass sie anderen Mädchen schaden wollte – sie wollte sich ja auch selbst nicht absichtlich schaden. Vermutlich hat sie einfach etwas ausprobiert, hatte kurzfristig Erfolge und hat diese begeistert in die Welt hineingepostet. Aber ich finde, man hat dann eben auch Verantwortung. Wie dem auch sei – wenn jemand die Sorgen von Eltern versteht, dass die Kinder sich falschen Vorbildern zuwenden könnten, dann bin ich das. Und ich habe gute Neuigkeiten: das Vorbild der Eltern ist nämlich viel wichtiger, als wir bisher dachten.
Vorbilder, die wirklich motivieren
Nicole O’Donnell untersuchte an 404 Teilnehmern, wie persönliche und prominente Vorbilder das Gesundheitsverhalten beeinflussen. Etwa 64 % der Befragten gaben an, dass sie sich von jemandem inspirieren lassen, den sie persönlich kennen, wie ein Familienmitglied oder einen Freund. Frauen waren dabei etwa 2,5-mal häufiger als Männer geneigt, ein persönliches Vorbild zu wählen.
O’Donnell erklärt: „Wir wissen, dass Eltern eine immense Rolle dabei spielen, die gesundheitlichen Bahnen ihrer Kinder zu beeinflussen – sei es durch Ernährung oder Bewegung. Diese Forschung zeigt, dass dieser Einfluss bis ins Erwachsenenalter reicht.“
Du bist wie ich – und deshalb vertraue ich dir
Ein zentraler Grund, warum Menschen persönliche Vorbilder wählen, ist die wahrgenommene Ähnlichkeit. Wir neigen dazu, uns von Menschen inspirieren zu lassen, die ähnliche Ressourcen und Herausforderungen haben wie wir. „Wenn ein Freund beschließt, einen Halbmarathon zu laufen, können wir diesen Weg aus nächster Nähe beobachten und ihn oft leichter nachvollziehen“, sagt O’Donnell. „Prominente hingegen haben oft Zugang zu persönlichen Trainern, Köchen und anderen Ressourcen, die uns fehlen.“
Promis als Ergänzung – aber nicht als Ersatz
Auch wenn persönliche Vorbilder stärker motivieren, spielen Prominente weiterhin eine Rolle. Teilnehmer, die Prominente wie Dwayne „The Rock“ Johnson oder Michelle Obama als Vorbilder wählten, fühlten sich inspiriert, insbesondere wenn diese offen über ihre Herausforderungen sprachen. „Wenn Promis über ihre Kämpfe mit der mentalen oder körperlichen Gesundheit sprechen, wie es The Rock mit Depressionen getan hat, kann das Stigmata abbauen und motivierend wirken“, betont O’Donnell. Aber motivierender sind die Leistungen der eigenen Eltern. Weil wir uns ähnlich sind, sind wir glaubhafter und realistischer.
Wie sorge ich dafür, dass mein Kind ein gutes Vorbild findet?
Indem ich selbst ein gutes Vorbild gebe. Fragt euch doch:
- Wen bewundere ich für dessen Gesundheit? Seid ihr zufrieden mit eurer Fitness? Oder geht da noch was? Denkt dabei an Menschen, die konsequent Sport treiben, sich ausgewogen ernähren oder Stress gut bewältigen.
- Wer lebt ein Leben, das zu meinen Zielen passt? Seid ihr im Einklang? Oder könnte es besser sein? Dann schaut euch um. Ein Vorbild sollte nicht unerreichbar erscheinen, sondern konkrete Handlungsanleitungen geben können.
- Welche Eigenschaften inspirieren mich? Vielleicht geht es weniger um Perfektion, sondern um Durchhaltevermögen oder die Fähigkeit, Rückschläge zu überwinden.
Wer sein Kind stärken will, sollte sich selbst stärken. Je zufriedener, gesünder und glücklicher wir als Eltern sind, desto wahrscheinlicher nehmen unsere Kinder uns ernst und wichtig.
Die Teenie-Psyche ist zart.
Unsere Bereitschaft, uns inspirieren zu lassen, verändert sich im Laufe des Lebens. Und gerade in jungen Jahren sind wir Menschen anfällig. In dieser Phase haben Vorbilder oft eine prägende Rolle. Jüngere Menschen suchen häufig nach Identifikationsfiguren, die sie in ihrer Selbstfindung unterstützen – und das lässt sie unter Umständen auch auf den falschen Weg kommen. Aber das muss nicht sein, wir haben einen Vorteil, den sonst keiner hat. Wir sind uns ähnlich.
Warum Ähnlichkeit so motivierend ist
Psychologisch gesehen, motiviert uns die wahrgenommene Ähnlichkeit, weil sie uns zeigt, dass unsere Ziele erreichbar sind. Wenn wir uns mit jemandem identifizieren, denken wir automatisch: „Wenn meine Mutter/ mein Vater das schaffen kann, dann kann ich das auch.“
Dieser Effekt wird durch drei Mechanismen verstärkt:
- Praktikabilität: Ähnliche Vorbilder nutzen vergleichbare Ressourcen, was ihren Erfolg für uns realistischer erscheinen lässt.
- Emotionale Resonanz: Wir fühlen uns stärker mit Menschen verbunden, die ähnliche Erfahrungen und Herausforderungen teilen.
- Selbstwirksamkeit: Ein Vorbild, das uns ähnelt, stärkt unser Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten.
Die Studie enthielt auch eine Warnung: Einige Vorbilder könnten extreme oder ungesunde Verhaltensweisen fördern, wie übermäßiges Training oder restriktive Diäten. Trotzdem fanden Teilnehmer diese Personen inspirierend. Die Autoren betonen die Wichtigkeit, solche Verhaltensweisen kritisch zu hinterfragen. Aber Prominente, die weit von unserem Lebensalltag entfernt sind, bieten oft nur Inspiration auf einer abstrakten Ebene, während persönliche Vorbilder uns konkrete Handlungsmuster zeigen können. Also – vergesst „The Rock“, die Kardashians oder wie auch immer sie heißen – gegen Supermama oder Superpapa sind sie alle nur ein winziger Rauch im Wind.
Wir haben es in der Hand
Ein persönliches Vorbild kann helfen, unsere Gesundheitsziele greifbarer und umsetzbarer zu machen. Dabei gilt: Je ähnlicher uns unser Vorbild ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass wir unsere Ziele erreichen. Ich habe schon einen Termin beim Fotografen gemacht. Für ein Mutter-Tochter-Shooting. Man muss die lieben Kleinen vielleicht auch einfach mal daran erinnern, wie ähnlich sie uns sind. Und ansonsten? Hier kommt die grausame Wahrheit: Kinder lernen nicht nur durch das, was wir sagen, sondern vor allem durch das, was wir tun. Eine sportliche Mutter, die Wert auf gesunde Ernährung legt, hinterlässt oft einen bleibenden Eindruck, auch wenn die Nachmittage im Gemüse-Streit enden. Ein Elternteil, das mit dem Kind kocht, oder das von seiner ersten 5-Kilometer-Laufrunde erzählt, oder stolz seinen Verzicht auf Softdrinks verkündet – das sind lebende Beweise dafür, dass es machbar ist. Und genau das brauchen wir: keine Perfektion, sondern greifbare Beispiele. Wenn wir selbst gesund leben und konsequent daran arbeiten, werden wir automatisch zu Vorbildern, ob wir es wollen oder nicht.