Die 33 Gesichter der Wechseljahre: Was in deinem Körper wirklich passiert
Wenn wir an die Wechseljahre denken, fallen uns sofort Hitzewallungen ein. Klar, die kennt fast jede. Aber wusstest du, dass dein Körper in dieser Zeit bis zu 33 verschiedene Symptome durchmachen kann? Das führt dazu, dass Frauen von Arzt zu Arzt laufen, weil sie spüren, dass irgendetwas nicht stimmt, aber nicht die richtige Hilfe bekommen.
Zeit für einen ehrlichen Blick darauf, was in deinem Körper wirklich vor sich geht.
Die Hormonachterbahn: Warum dein Körper verrückt spielt
Ab etwa Mitte vierzig beginnt dein Körper, die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone zu drosseln. Dieser Prozess zieht sich über ungefähr zehn Jahre hin. Der Östrogenspiegel schwankt wild, die Eierstöcke stellen nach und nach ihre Östrogenproduktion ein – manchmal sogar über Nacht. Die folgenden Symptome können durch ein Ungleichgewicht der Hormone oder den kontinuierlichen Abbau von Östrogen, Progesteron und Testosteron ausgelöst werden. Die gute Nachricht: Sie können durch die richtige Therapie gemildert oder zum Verschwinden gebracht werden. Und noch eine wichtige Info vorweg: Etwa ein Drittel aller Frauen kommt recht entspannt durch die Wechseljahre, ein Drittel hat mittelstarke Symptome, ein Drittel aber braucht medizinische Hilfe.
Die 33 Symptome im Überblick
1. Angstzustände
Von latenter Ängstlichkeit bis zu Panikattacken: Die hormonellen Veränderungen können Angstzustände auslösen. Aber auch Stress oder eine genetische Vorbelastung können eine Rolle spielen. Wenn die Angstzustände öfter auftreten, such unbedingt ärztliche Hilfe und weise darauf hin, dass du in den Wechseljahren bist.
2. Antriebslosigkeit
Testosteron fördert unsere Entschlussfähigkeit und Tatkraft. Ein Mangel kann dafür verantwortlich sein, dass du morgens fast nicht aus dem Bett kommst. Wenn nächtliche Hitzewallungen dazukommen, leidest du zusätzlich unter Schlafstörungen – und die führen tagsüber zu noch mehr Müdigkeit.
3. Brustschmerzen
Durch das Ungleichgewicht von Östrogen und Progesteron können sich Wassereinlagerungen in der Brust bilden. Das löst Spannen, Berührungsempfindlichkeit, ein Hitzegefühl oder stechende Schmerzen aus. Dazu verändert sich der Aufbau der Brust – Drüsen bilden sich zurück, Bindegewebe vermehrt sich. Kleine Knötchen können entstehen, die aber meist harmlos sind (lass sie trotzdem immer medizinisch abklären).
4. Bluthochdruck
Östrogen schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und wirkt blutdrucksenkend. Bis in die Wechseljahre leiden Frauen daher seltener unter Bluthochdruck als Männer. Danach gleicht sich das Risiko an: Mehr als die Hälfte der Frauen entwickeln in den ersten Jahren nach der Menopause Bluthochdruck. Geh jetzt regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung!
5. Depressive Verstimmung
Eine seltsame Traurigkeit überfällt viele Frauen. Wenn Symptome wie Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit oder Gereiztheit länger als zwei Wochen andauern, wende dich bitte umgehend an eine Ärztin oder einen Arzt. Lass vorher unbedingt deinen Hormonhaushalt überprüfen – mit bioidentischen Hormonen kann die Verstimmung rasch verschwinden.
6. Erschöpfung
Abrupte Veränderungen des Energieniveaus, in denen du dich vollkommen entkräftet fühlst, können durch Hormonschwankungen ausgelöst werden. Aber auch eine Schilddrüsenunterfunktion oder niedrige Eisenwerte können dahinterstecken. Ein Bluttest zeigt etwaige Mangelerscheinungen auf.
7. Gewichtszunahme
Die Fettverteilung am Körper verändert sich, der Anteil des Körperfetts steigt. Vor allem am Bauch lagert sich jetzt Fett an. Durchschnittlich nehmen Frauen in den Wechseljahren fünf bis sieben Kilo zu. Gründe: Verlust an Muskelmasse, sinkender Östrogenspiegel, der Körper wird sensibler gegenüber Zucker. Jetzt ist die richtige Zeit, Ernährungsgewohnheiten zu überdenken!
8. Gelenkschmerzen
Vor allem in den Schultern, Beinen oder Fingern beginnen die Gelenke zu schmerzen. Das ist nicht unbedingt Verschleiß. Der sinkende Östrogenspiegel spielt eine wichtige Rolle. Bis zur Menopause versorgt Östrogen die Gelenkhäute mit Flüssigkeit und fördert deren Durchblutung.
9. Harnwegsinfekte
Die weibliche Anatomie macht es Bakterien einfach, in die kurze Harnröhre einzudringen. Der sinkende Östrogenspiegel verschlimmert das Risiko: Das Gewebe verliert an Elastizität, Harnröhre und Blase werden schlaffer. Viel trinken ist nun wichtiger denn je.
10. Hitzewallungen
Die Wissenschaft nimmt an, dass das Absinken des Östrogenspiegels zu einer vermehrten Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin führt und eine Fehlsteuerung der Thermoregulation im Gehirn verursacht. Aber auch manche Medikamente, stark gewürzte Speisen, Kaffee, Alkohol, Übergewicht oder Stress können Schwitzen triggern.
11. Herzrhythmusstörungen
Der normale Herzrhythmus liegt bei 60 bis 100 Schlägen pro Minute. In den Wechseljahren kann es zu Herzstolpern, Herzrasen, verlangsamtem Herzschlag oder Vorhofflimmern kommen. Die Ursache sind oft die Hormone – eine Hormonersatztherapie mit bioidentischen Hormonen kann Abhilfe schaffen.
12. Haarausfall
Der Mangel an Östradiol verkürzt die Wachstumsphase der Haare. Dazu wachsen sie langsamer. Haare, die im natürlichen Zyklus verloren gehen, können nicht mehr ersetzt werden. Das Haupthaar dünnt aus. Mit einem Bluttest kann festgestellt werden, ob Eisenmangel, die Schilddrüse oder das Klimakterium verantwortlich ist.
13. Haarwuchs im Gesicht
Während die weiblichen Hormone sinken, gewinnen männliche Hormone wie Testosteron die Oberhand. Das kann zu stärkerem Haarwuchs im Gesicht, insbesondere am Kinn, führen.
14. Inkontinenz (Blasenschwäche)
Östrogen und Gestagen haben auch auf Muskeln wie den Schließmuskel Einfluss. Sinken die Hormonspiegel, kommt es zu einer Absenkung von Blase und Gebärmutter. Die lokale Therapie mit östrogenhaltiger Salbe sowie Beckenbodentraining lindern die Beschwerden.
15. Konzentrationsstörungen
Die gute Nachricht: Konzentrationsprobleme verschwinden nach den Wechseljahren wieder. Die Ursache liegt im Hippocampus und im präfrontalen Cortex – beide Hirnregionen besitzen viele Östrogenrezeptoren. Nach den Wechseljahren hat sich der Körper an den Östrogenverlust gewöhnt, die Symptome vergehen.
16. Kopfschmerzen
Während Östrogen die Blutgefäße erweitert, werden sie durch Progesteron verengt. In den Wechseljahren schwanken die Hormonspiegel stark, die Blutgefäße dehnen sich ständig aus und ziehen sich wieder zusammen – was zu Druckveränderungen im Kopf führt.
17. Libidoverlust
Viele Frauen verlieren gerade am Anfang der Menopause die Lust am Sex. Durch das Sinken des Östrogenspiegels werden die Schamlippen und die Vaginalschleimhaut schlechter durchblutet. Sie wird trockener und weniger elastisch. Auch die Testosteronproduktion nimmt ab. Eine Östrioltherapie und Testosteronsubstitution können helfen.
18. Muskelschmerzen
Muskelschmerzen sind weit verbreitet. Östrogen fördert die Durchblutung und die Aufnahme von Flüssigkeit ins Gewebe. Fehlt das Hormon, verlieren die Muskeln an Elastizität. Abbauprodukte können schlechter abtransportiert werden, das führt zu Verhärtungen. Linderung bringen Massagen, Gymnastik und basische Ernährung.
19. Nachtschweiß
Nächtliche Hitzewallungen werden als besonders schlimm empfunden, weil die Schlafqualität leidet. Der Hypothalamus ist irritiert und reagiert mit der normalen Kühlreaktion: Schwitzen.
20. Nervosität
Östrogen hat für eine aufhellende Stimmung gesorgt und das zentrale Nervensystem aktiviert. Das plötzliche Fehlen kann Nervosität auslösen. Ständig hast du das Gefühl, unter Zeitdruck oder gestresst zu sein.
21. Osteoporose
Für unsere Knochen ist die Menopause ein Wendepunkt. Der sinkende Östrogenspiegel hat negative Wirkung auf die Knochendichte. Frauen ab der Menopause haben ein deutlich höheres Osteoporoserisiko – sie erkranken fünfmal so oft daran wie Männer. Eine Knochendichtemessung gehört ab jetzt zur Vorsorge.
22. Schilddrüsenprobleme: Morbus Hashimoto
Morbus Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Symptome sind Gewichtszunahme, chronische Müdigkeit, häufiges Frieren, Verstopfung und Cholesterinstörungen. Die Krankheit tritt zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf, wobei Frauen zehnmal häufiger betroffen sind als Männer.
23. Stimmungsschwankungen
Die Hormonproduktion sinkt generell, der Körper weiß noch nicht, wie er darauf reagieren soll. Stimmungsschwankungen äußern sich in Unruhe, allgemeiner Unzufriedenheit oder Traurigkeit.
24. Schlafstörungen
Frauen brauchen rund eine halbe Stunde mehr Schlaf pro Nacht als Männer. Östrogen fördert die Tiefschlaf- und REM-Phasen. Durch das Sinken des Östrogenspiegels kommt es zu Ein- und Durchschlafstörungen. Auch nächtliche Hitzewallungen tragen dazu bei, dass der Schlaf weniger erholsam ist.
25. Schmerzen beim Sex
Der Östrogenmangel führt dazu, dass die Schamlippen und Vaginalschleimhaut weniger durchblutet werden. Dieser Bereich wird trockener und weniger elastisch. Die Scheide wird sensibler, was zu Schmerzen, Brennen und Juckreiz führen kann. Eine lokale Östriolanwendung kann Linderung verschaffen.
26. Schwindel
Östrogen und Progesteron haben maßgeblichen Einfluss auf das Kreislaufsystem und die Blutgefäße. Der ständige Umschwung der Hormone kann Schwindelgefühle auslösen. Auch Panik- oder Angstattacken können eine Gleichgewichtsstörung verursachen.
27. Trockene Haut
Östrogen sorgte bislang dafür, dass in der Haut reichlich Wasser gespeichert wurde und hatte positiven Einfluss auf die Kollagenbildung. Mit dem sinkenden Östrogenspiegel wird die Haut dünner, weniger elastisch und trockener.
28. Verdauungsprobleme
Auch die Darmflora wird von den Wechseljahren beeinflusst. Der Rückgang des Östrogenspiegels bewirkt eine höhere Konzentration des Stresshormons Cortisol. Dadurch kann Adrenalin leichter ausgeschüttet werden – und Adrenalin beeinträchtigt die Verdauung. Auch niedriger Progesteronspiegel kann Sodbrennen oder Blähungen hervorrufen.
29. Vergesslichkeit
Mit Demenz hat die wechselbedingte Vergesslichkeit zum Glück nichts zu tun. Gedächtnisprobleme treten häufig nach der letzten Monatsblutung auf. Schuld sind die Hormone, die bei der Informationsübertragung im Gehirn eine wichtige Rolle spielen.
30. Vaginale Atrophie
Die Rückbildung der Scheidenwand führt zu dünneren, empfindlicheren und trockeneren Schleimhäuten. In jüngeren Jahren sorgt Östrogen für feuchte Schleimhäute. Der Hormonrückgang führt dazu, dass es bei jeder Berührung brennt. Mit einer Östrioltherapie lässt sich die Vagina revitalisieren.
31. Wassereinlagerungen
Weil der Progesteronspiegel schneller abnimmt als der des Östrogens, kann es zu einem Östrogenüberschuss kommen. Und weil Östrogen für Wassereinlagerungen verantwortlich ist, wird vermehrt Wasser im Gewebe eingelagert. Finger, Beine oder Füße können anschwellen und spannen.
32. Zyklusunregelmäßigkeiten
Die Veränderung der Periode ist eines der wichtigsten Anzeichen. In der Prämenopause wird die zweite Zyklushälfte oft unregelmäßig, weil der Progesteronspiegel fällt. Die Periode kann kürzer oder länger, die Blutung stärker oder schwächer ausfallen. Sturzbachartige Perioden und Dauerblutungen können vorkommen.
33. Zwischenblutungen
Zwischenblutungen gehören zu den normalen Schwankungen im Zyklus. Nicht selten sind es Blutungen mit hellem Blut – die helle Farbe deutet auf niedrigen Östrogenspiegel hin. Schmierblutungen mit bräunlichem Blut können ebenfalls vorkommen. Wenn sie regelmäßig auftreten, sind sie harmlos.
Du musst nicht leiden
Das Wissen um die hormonellen Regelkreise im Körper wächst rasant. Es gibt heute viele Möglichkeiten, die Symptome zu lindern – von Sport über pflanzliche Mittel bis zur Hormonersatztherapie. Das Wichtigste ist: Nimm dich selbst ernst. Nimm dir Zeit für dich. Fühl in dich hinein. Tu dir Gutes. Akzeptiere dich so, wie du bist: Älter, aber auch weiser und freier. Und vergiss nicht: Du hast noch ein gutes Stück deines Lebens vor dir. Wenn du verstehst, was in deinem Körper passiert, kannst du besser damit umgehen. Und das ist der erste Schritt zu einer guten Reise durch diese besondere Lebensphase.
Text: Petra von Hofen




