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Zu jedem Topf gibt’s einen Deckel

So findest du den perfekten Hund. | Jeder Mensch wünscht sich einen Hund, mit dem er harmoniert. Bisher war das Ganze eine Bauchentscheidung oder reiner Zufall. Aber kann uns die Wissenschaft bei der Suche nach dem Richtigen helfen?


Wir fragen Yana Bender. Die Psychologin erforscht, wonach Menschen in ihren Hunden suchen sollten. Je nach Persönlichkeit und Bindungsstil wird nämlich jeder Mensch mit einem anderen Hund glücklich.


Die Herausforderung: Warum es oft nicht klappt

Dass es nicht immer funktioniert zwischen Mensch und Hund, zeigt sich besonders deutlich am Beispiel von Blindenführhunden. Jeder dritte dieser aufwändig und kostspielig ausgebildeten Hunde wird zurückgegeben, weil es zwischen dem Mensch-Hund-Team einfach nicht richtig funkt. Die Verbindung mag sich schlicht und einfach nicht aufbauen. Jeder kann sich vorstellen, dass besonders in dieser Verbindung im wahrsten Sinne des Wortes blindes Vertrauen herrschen muss. Kann ich meine Welt nicht sehen, muss ich zu 100 Prozent sicher sein, dass mein Hund mich zuverlässig und sicher geleitet. Und obwohl Blindenhunde und ihre Besitzer gut aufeinander vorbereitet werden und die erste Phase engmaschig vom Ausbilder begleitet wird, entscheiden sich zu viele gegen das Tier. Manchmal schweren Herzens, denn der Hund wurde ja heiß ersehnt und der Vierbeiner selbst ist willig und gut geschult. Woran scheitern selbst solche Verbindungen, bei denen doch alles menschen- und hundemögliche versucht wird?

Wissenschaftliche Erkenntnisse: Der Einfluss der Chemie

Die Realität zeigt, dass die Schuld weder beim Menschen noch beim Hund gesucht werden kann, weiß Yana Bender. Denn erhält der Blinde einen anderen Hund, kann die Chemie auf einmal stimmen. Das Gleiche gilt natürlich auch für den Blindenhund. Einen anderen Menschen führt er sicher und zuverlässig durchs Leben. Die Psychologin wollte wissen, woran genau das liegt. Sie untersucht die Hund-Mensch-Beziehung im Rahmen ihrer Promotion bei den HundeStudien am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie: „Wir wissen aus der Forschung, dass Hund und Mensch sich oft sehr ähnlich sind. Aktuell gibt es erste Hinweise darauf, dass diese Teams auch besser zusammenpassen.“

Ähnlichkeit als Erfolgsfaktor

Ist es so einfach? Muss man sich schlicht und einfach nur einen Vierbeiner aussuchen, der einem ähnelt? Vieles spricht dafür, weiß Yana Bender. „Wir haben eine Studie mit Blindenführhundebesitzern durchgeführt und die Persönlichkeit von Hund und Halter verglichen. Waren sich Hund und Mensch ähnlich, führten sie auch eher eine zufriedene Beziehung. Die Ergebnisse stammen allerdings aus einer Interviewstudie und müssen zunächst noch mit einer größeren Stichprobe überprüft werden.“ Aber Achtung: Ähnlichkeit als Auswahlkriterium gilt nicht für alle Persönlichkeitsmerkmale. Emotionale Wärme ist beispielsweise offensichtlich etwas, was für beide Seiten ähnlich sein sollte. Aber es gibt auch ein paar Punkte, bei denen Mensch und Hund sich besser unterscheiden. War der Hund offener als der Mensch, wurde dies vom Menschen als sehr positiv erlebt. War also beispielsweise der Mensch eher zurückhaltend, wurde er vom Hund etwas mitgerissen und fand das gut. Das Gleiche gilt beim Aktivitätslevel: wenn die Hunde etwas aktiver waren als der Mensch, haben sie die Menschen eher von der Couch runtergeholt und das führte zu einer großen Zufriedenheit mit dem Hund.

Wann Unterschiede besser sind

Andere Wissenschaftler fanden außerdem bereits heraus, dass bestimmte Eigenschaften besser nicht übereinstimmen sollten: das ist, wenn beide ängstlich sind, oder beide dominant. Zwei Alphas passen demnach überhaupt nicht. Auch der vorherige Hund kann die Beziehung zum Nachfolger überschatten. „War die Bindung zum Hund davor gut und eng, hatten die Interviewten häufig große Probleme mit dem darauffolgenden Hund. Deshalb war die Hundeerfahrung kein Kriterium für eine erfolgreiche Vermittlung.“

Große Persönlichkeitsstudie: Hund und Mensch im Fokus

Um die oben genannten Ergebnisse zu überprüfen, führt die Psychologin derzeit eine große Persönlichkeitsstudie durch. In solchen Persönlichkeitstests wird abgefragt, wie sich Mensch und Hund in einzelnen Situationen verhalten würden. „Es fällt Menschen schwer, sich objektiv selbst einzuschätzen. Deshalb macht ein solcher Fragebogen zur Persönlichkeitseinschätzung durchaus Sinn“, erklärt Yana Bender. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Psychologen Fragestellungen entwickeln können. Hier entstand die Problemstellung aus der Praxis, weil es ein Problem mit den Rückgaben von Blindenhunden gibt. 36% der Blindenhunde werden vorzeitig zurückgegeben. Das muss man sich mal vorstellen. Die Blinden warten jahrelang auf ihren Blindenhund, bekommen ihn dann und dann passt es nicht. Die Enttäuschung ist riesig, aber auch die Kosten sind hoch. Die Hunde werden ja jahrelang aufwändig ausgebildet. Bei jemand anderem sind die Hunde dann aber erfolgreich, und deshalb denken wir, es liegt daran, dass es nicht so passt. Wir haben also zunächst den Fokus auf die Blindenführhunde gesetzt. Ich habe aber die Vision, daraus neue Standards zu entwickeln.“

Neue Standards für Hundevermittlung

„Wenn wir also wissen, welche Eigenschaften die Schlüsseleigenschaften für ein gutes Mensch-Hund-Team sind, könnte man dieses Verfahren auch auf Tierheimhunde anwenden, die schon viel mitgemacht haben und eine spezielle Persönlichkeit entwickelt haben. Gerade bei erwachsenen Hunden, die schwer zu vermitteln sind, weil sie schon eine gewisse Geschichte haben, könnte man im Vorhinein einen Persönlichkeitsbogen über den Hund erstellen. Und dann lässt man den Menschen, der Interesse hat, ebenfalls einen Bogen ausfüllen. Sicher, das ist Zukunftsmusik, aber es ist denkbar.“ Yana Bender gerät in Fahrt, während sie erklärt, was genau getestet werden muss. „Zum einen muss natürlich der Mensch getestet werden. Das können wir. Dann aber muss auch das Hundeverhalten getestet werden. Ein Verhalten ist für uns erst dann fest verankert, wenn es über einen längeren Zeitraum in verschiedenen Situationen stabil auftritt. So eine Langzeitbeobachtung ist natürlich nicht umsetzbar. Deshalb nutzt man Fragebögen. Es gibt da verschiedene Konzepte – wie in der menschlichen Psychologie. Durch die Fragebögen versuchen wir, das, was wir beobachten, in Kategorien zu packen.“

Die Big Five der Hundepersönlichkeit

„Wir arbeiten jetzt in unserer Studie mit einem Modell, das sich an den Big Five orientiert. Das sind fünf Persönlichkeitsmerkmale, die wir nutzen, um die menschliche Persönlichkeit zu beschreiben. Vier davon wurden auch bei Hunden nachgewiesen. Das sind:

  1. Extraversion: Die Tendenz, ein eher vielfältiges Umfeld vorzuziehen oder sich eher in einem ruhigen Umfeld und alleine wohlzufühlen. Man könnte es auch Geselligkeit nennen.
  2. Offenheit für neue Erfahrungen: Hier wird getestet, wie interessiert und aufgeschlossen der Hund ist.
  3. Verträglichkeit: Diese beschreibt, wie kooperativ und harmoniebedürftig ein Individuum ist.
  4. Neurotizismus: Also die emotionale Stabilität.

Was wir beim Hund nicht nachweisen konnten, ist Gewissenhaftigkeit. Das wäre beim Menschen so etwas wie Termine pünktlich wahrnehmen und Regeln befolgen. Und in den Fragebögen ist das so, dass wir nicht fragen, wie freundlich oder wie offen ist der Hund, sondern wir fragen verschiedene Situationen ab, wie der Hund sich verhalten würde. So macht man es auch bei Menschen.“ Das erstellte Profil könnte dann mit dem Menschenprofil abgeglichen werden, um die entscheidenden Ähnlichkeiten festzustellen.

Optische Ähnlichkeit: Ein überraschender Faktor

Dass der Mensch unwillkürlich nach einem Hund sucht, der ihm ähnlich ist, zeigt sich übrigens auch in der Optik, weiß Yana Bender. „Studien haben gezeigt, dass Frauen mit langen Haaren sich eher Hunde mit langen Ohren aussuchen. Haben sie kurze Haare oder binden ihre Haare meist zurück, entscheiden sie sich meist für kurzohrige Hunde.“

Fazit: Die Zukunft der Hundevermittlung

Wenn zwei Wesen füreinander bestimmt sind, werden sie sich irgendwann finden, heißt es so schön. In Zukunft aber bräuchten wir nicht mehr lange auf den richtigen Hund zu warten und könnten uns so manche Enttäuschung ersparen, weil wir uns mithilfe von psychologischen Tests zum Dreamteam koppeln lassen könnten. Besonders für Tierheime und für professionelle Hundeausbilder läge hier ein großes Potenzial.

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