
Wechseljahre – Die Serie | Teil 3: Die Bauchspeicheldrüse und das Insulin – oder: Warum der Bauch plötzlich dicker wird
Die Wahrheit über die Wechseljahre – Serie
Die Bauchspeicheldrüse ist so ein Organ, an das niemand denkt. Es sei denn, etwas geht schief. Dann aber richtig.
Sie liegt irgendwo hinter dem Magen, produziert Verdauungssäfte und – das interessiert uns hier – Insulin. Dieses Hormon ist der Türsteher für den Zucker. Es sorgt dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen kommt, wo er als Energie gebraucht wird.
Ohne Insulin bleibt der Zucker im Blut hängen. Das ist dann Diabetes.
Was hat das mit den Wechseljahren zu tun?
Eine ganze Menge. Denn wenn das Östrogen sinkt – und das tut es in den Wechseljahren nun mal –, wird der Körper träger beim Zuckertransport. Weniger Zucker kommt in die Zellen. Der Blutzucker steigt. Die Bauchspeicheldrüse pumpt mehr Insulin raus, um das auszugleichen.
Das Problem: Irgendwann reagieren die Zellen nicht mehr so gut auf das Insulin. Sie werden resistent. Das bedeutet: Die Bauchspeicheldrüse muss noch mehr Insulin produzieren. Ein Teufelskreis.
Die Folgen? Hitzewallungen können schlimmer werden. Heißhunger meldet sich, vor allem auf Süßes und Kohlenhydrate. Der Stoffwechsel wird langsamer. Und ja: Du nimmst zu. Vor allem am Bauch.
Dieser verflixte Bauch, der in jungen Jahren noch flach war und jetzt aussieht, als wärst du im fünften Monat schwanger. Nur dass da kein Baby ist, sondern Fett. Und Frustration.
Wenn die Schilddrüse mitmischt
Jetzt kommt die Schilddrüse ins Spiel. Denn sie beeinflusst auch den Blutzuckerspiegel.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion läuft der Stoffwechsel auf Hochtouren. Der Körper nimmt mehr Zucker aus dem Darm auf, die Leber schüttet mehr Zucker ins Blut. Der Blutzucker steigt. Die Bauchspeicheldrüse reagiert mit mehr Insulin.
Bei Menschen, die ohnehin schon Diabetes haben oder eine Veranlagung dazu, kann das richtig übel werden. Plötzlich ist die Stoffwechsellage völlig entgleist.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist es genau umgekehrt. Der Körper wird empfindlicher für Insulin. Der Blutzucker sinkt schneller. Für Diabetiker bedeutet das: Gefahr der Unterzuckerung. Mit Zittern, Schwitzen, Herzklopfen. Manchmal sogar Bewusstlosigkeit.
Und wenn du jetzt denkst: Gott sei Dank, ich habe keinen Diabetes – warte ab. Denn die Kombination aus Wechseljahren und Schilddrüsenproblemen erhöht das Risiko, eine Insulinresistenz zu entwickeln. Und die ist die Vorstufe zu Typ-2-Diabetes.
Frauen mit Typ-1-Diabetes haben es noch schwerer. Sie erkranken fünfmal häufiger an Hashimoto-Thyreoiditis als andere. Beide Krankheiten sind Autoimmunerkrankungen. Der Körper bekämpft sich selbst. Erst die insulinproduzierenden Zellen, dann die Schilddrüse. Oder umgekehrt.
Was du tun kannst
Ich weiß, jetzt kommt der Teil, den niemand hören will. Ernährung. Bewegung. Intervallfasten. Das volle Programm.
Aber es hilft. Wirklich.
Weniger schnelle Kohlenhydrate. Also weniger Weißmehl, weniger Zucker, weniger von den Sachen, die den Blutzucker in die Höhe jagen. Dafür mehr komplexe Kohlenhydrate: Vollkorn, Hülsenfrüchte, Gemüse.
Bewegung. Du musst keinen Marathon laufen. Aber regelmäßig bewegen. Spazieren gehen. Radfahren. Schwimmen. Irgendwas, das dich nicht nur auf der Couch verrotten lässt.
Intervallfasten kann helfen, den Insulinspiegel zu senken. Dem Körper eine Pause gönnen. Nicht ständig essen. Dem Insulin mal eine Verschnaufpause geben.
Und wenn du merkst, dass es trotzdem nicht reicht: Lass deinen Blutzucker checken. Den Nüchternblutzucker. Den HbA1c, der zeigt, wie hoch der Zucker in den letzten Monaten war. Und wenn nötig: Medikamente.
Denn eine Insulinresistenz oder gar ein Diabetes sind nichts, womit man spielen sollte. Die machen auf Dauer die Gefäße kaputt, das Herz, die Nieren, die Augen.
Im nächsten und letzten Teil fügen wir alles zusammen. Wie Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse und Wechseljahre sich gegenseitig in die Quere kommen. Und was du konkret tun kannst.
Ute Schwemmer