Gesund bleiben

Was wirklich hilft, wenn der Rücken ständig weh tut

Wissenschaftler beweisen: Bei chronischen Rückenschmerzen können achtsame Übungen und psychologische Strategien mehr bewirken als Tabletten.


Er ist wie ein ungebetener Gast, der einfach nicht gehen will: Rückenschmerz. Mal drückt er nur ein bisschen, mal lähmt er den ganzen Tag. Und für viele Frauen – besonders ab Mitte 40 – gehört er zum Alltag wie der erste Kaffee am Morgen. Aber muss das wirklich so sein?

Eine neue großangelegte Studie bringt jetzt frischen Wind in die Diskussion um die richtige Behandlung: Mindfulness-Based Therapy (MBT) und kognitive Verhaltenstherapie (CBT) können die Lebensqualität von Menschen mit chronischen Rückenschmerzen nachhaltig verbessern, ganz ohne Schmerzmittel.


Was wurde untersucht?

Insgesamt 770 Menschen mit langanhaltenden Rückenschmerzen nahmen an der Studie teil – viele davon hatten bereits mit Opioiden oder anderen starken Medikamenten behandelt werden müssen. Die Teilnehmenden erhielten entweder Achtsamkeitstraining, Verhaltenstherapie oder die übliche medizinische Versorgung. Ergebnis: Die beiden psychologischen Ansätze schnitten deutlich besser ab als die rein medizinische Standardbehandlung.

Die Teilnehmenden litten nach der Therapie weniger unter Schmerzen, konnten sich besser bewegen – und reduzierten sogar ihren Medikamentenkonsum.


Warum funktioniert das?

Weil Schmerz mehr ist als nur ein körperliches Symptom. Gerade bei chronischen Schmerzen mischt oft auch die Psyche mit – zum Beispiel in Form von Anspannung, Angst vor Bewegung oder dauernder Selbstbeobachtung.

Achtsamkeitstraining hilft, diese Spirale zu durchbrechen: Man lernt, Schmerz nicht reflexartig zu bewerten, sondern ihn einfach wahrzunehmen – und dadurch besser zu ertragen. Die Verhaltenstherapie geht einen Schritt weiter und zeigt, wie sich negative Gedanken und Bewegungsmuster verändern lassen.


Was heißt das für uns?

Wer ständig mit dem Rücken kämpft, muss nicht hilflos zusehen – aber vielleicht neu denken. Statt nur nach Schmerzmitteln zu greifen, lohnt es sich, auch die inneren Prozesse in den Blick zu nehmen:

  • Wie spreche ich innerlich mit mir, wenn der Schmerz wiederkommt?
  • Wie bewege ich mich – vermeide ich aus Angst bestimmte Bewegungen?
  • Wie viel Raum gebe ich dem Schmerz in meinem Alltag?

Fazit: Rücken stärken heißt auch, sich selbst zu stärken

Rückenschmerzen sind nicht eingebildet – aber sie sind auch nicht nur körperlich. Und das ist eine gute Nachricht. Denn das bedeutet: Wir können selbst etwas tun. Mit neuen Gedanken. Mit neuen Übungen. Und mit einer neuen Haltung – sich selbst gegenüber. Manchmal ist die größte Erleichterung nicht die Tablette. Sondern die Erkenntnis: Ich bin dem Schmerz nicht ausgeliefert. Ich bin ihm gewachsen.

Kommentar von Nina, unserem Mental-Health-Coach: Der Rücken als Bühne des Unbewussten

Chronische Rückenschmerzen sind nicht nur ein orthopädisches Phänomen – sie sind oft auch ein Ausdruck seelischer Konflikte, die keinen anderen Weg finden, gehört zu werden. Der Körper übernimmt in solchen Fällen eine Rolle, die ursprünglich der Psyche zugedacht war: Er spricht, wenn das Innere schweigt.

Die jüngste Studie aus JAMA Network Open zeigt, was wir in der Psychoanalyse seit Langem beobachten: Wenn Menschen lernen, sich selbst bewusster zu begegnen – sei es durch Achtsamkeit oder Verhaltenstherapie – lindert sich der Schmerz. Warum? Weil sie anfangen, innerlich zuzuhören.

Der Rücken, dieser so tragende Teil unseres Körpers, ist oft genau dort angespannt, wo wir zu viel tragen: Verantwortung, Erwartungen, unerfüllte Wünsche, unausgesprochene Wut. Der Schmerz meldet sich nicht zufällig – er ist präzise. Er ist vielleicht das letzte Mittel eines Ichs, das sonst nicht mehr in Kontakt kommt mit dem, was es wirklich bewegt.

Achtsamkeit und Verhaltenstherapie können in dieser Hinsicht Werkzeuge sein – aber sie sind nur der Anfang. Wer den Schmerz wirklich verstehen will, muss sich fragen: Was will dieser Schmerz mir sagen? Wen oder was trage ich, das nicht zu mir gehört? Und wovor will ich mich eigentlich schützen, wenn ich mich nicht mehr bewegen kann?

In der Psychoanalyse geht es nicht um schnelle Linderung. Es geht um das Zuhören in die Tiefe. Und manchmal ist es genau dieses Zuhören, das den Schmerz überflüssig macht.

Denn wenn das Unbewusste einen anderen Ausdruck findet, darf der Körper wieder atmen. Auch der Rücken..

Teilen