Psychologie

Warum du bei Musik Gänsehaut bekommst – und was das mit deinen Genen zu tun hat


Von jemandem, der Musik liebt – und die Wissenschaft auch.

Drehst du manchmal den Lieblingssong lauter, obwohl du allein im Auto sitzt?
Hast du schon mal bei Musik geweint, obwohl niemand gestorben ist?
Oder musst du automatisch mitwippen, wenn der Beat stimmt – egal, wo du gerade bist?

Herzlichen Glückwunsch. Dann hast du nicht nur Geschmack, sondern vermutlich auch die passenden Gene.


Musik macht was mit dir – und das ist kein Zufall

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Max-Planck-Institute in Nijmegen und Frankfurt hat sich eine Frage gestellt, die wir uns insgeheim alle schon mal gestellt haben:
Warum genießen manche Menschen Musik mehr als andere?

Die Antwort: Weil es zum Teil in unseren Genen liegt.
Kein Scherz – das steht so in der aktuellen Studie im Fachmagazin Nature Communications. Und keine Sorge: Du brauchst keine musikalische Familie, um dazugehören zu dürfen. Es geht nicht darum, ob du Geige spielen kannst. Sondern darum, wie sehr dich Musik innerlich berührt.


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Musik geht nicht nur ins Ohr – sondern tief unter die Haut

Die Forschenden haben über 9.000 Zwillinge untersucht. Warum? Weil eineiige Zwillinge fast identisch genetisch ausgestattet sind – zweieiige dagegen nicht. Wenn also die eineiigen in Sachen Musikgenuss ähnlicher ticken, ist klar: Da spielen Gene mit.

Und das tun sie! Genauer gesagt: 54 Prozent des Musikgenusses in der Studie waren erblich bedingt.
Heißt im Klartext: Wenn du bei Coldplay Gänsehaut bekommst oder bei Mozart entspannst wie andere beim Wellness – dann hat das ziemlich viel mit deiner biologischen Grundausstattung zu tun. Und das ist schön. Denn: Musik ist Medizin. Für die Seele.


Tanzen im Takt? Auch das steckt in deinen Genen

Noch spannender: Die Studie zeigt, dass es nicht „den einen“ Musikgen-Groove gibt, sondern ganz viele kleine Teilfähigkeiten, die zusammenwirken:

  • Wie gut du im Takt tanzen kannst
  • Ob du Melodien erkennst
  • Ob du beim Musizieren mit anderen richtig aufblühst
  • Oder ob Musik dir hilft, deine Gefühle besser zu regulieren

Das bedeutet: Musik ist viel mehr als nur hören. Es ist bewegen, mitfühlen, verbinden. Und das macht sie so kostbar.


Was Musik mit deinem Belohnungssystem zu tun hat

Musik aktiviert im Gehirn dieselben Regionen wie Schokolade, Umarmungen oder frisch verliebt sein. Nur mit dem Vorteil: Musik macht nicht dick, ist legal – und funktioniert auch ohne Partner.
Kein Wunder also, dass sie uns so guttut. Und wenn du dich manchmal fragst, warum dir ein Lied die Tränen in die Augen treibt, dann liegt das nicht an dir – sondern daran, dass dein Gehirn ein sehr musikalischer Ort ist.


Und wenn du ein Zwilling bist? Jetzt wird’s spannend!

Gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde das erste deutsche Zwillingsregister gegründet: „Gertrud“ – ja, wirklich so.
Wenn du also Zwilling bist – oder jemanden kennst – und Lust hast, an spannenden Studien mitzumachen, kannst du unter www.gertrud.info ein kleines Stück zur Wissenschaftsgeschichte beitragen. Mit oder ohne Musikalität.


Fazit: Musik ist ein Geschenk – nimm’s persönlich

Wenn du das nächste Mal Gänsehaut bekommst, weil ein Lied dich berührt, dann denk daran:
Das ist kein Zufall. Das ist ein Geschenk deiner Gene.
Und es ist ein Beweis dafür, dass du fühlst, dass du lebst – und dass dein inneres Orchester ziemlich gut gestimmt ist.

Also: Dreh mal wieder auf. Sing schief, aber laut. Und wenn du im Takt tanzt wie ein leicht beschwipster Pinguin – dann erst recht!

Denn:
Musik ist die schönste Art, dich selbst zu erleben – mit Herz, Hirn und allem dazwischen.

(Bild: MPI für empirische Ästhetik / F. Bernoully)


Hier schreibt Jonas Weber vom Minerva-Vision-Team. Mit einer Mischung aus fundierter Forschung und einer Portion Humor vermittelt er komplexe Themen verständlich und unterhaltsam.Wenn er nicht gerade über die neuesten Erkenntnisse aus der Gehirnforschung schreibt, findet man ihn bei einem guten Espresso, auf der Suche nach dem perfekten Wortspiel oder beim Diskutieren über die großen Fragen des Lebens – zum Beispiel, warum man sich an peinliche Momente von vor zehn Jahren noch glasklar erinnert, aber nicht daran, wo man den Autoschlüssel hingelegt hat.


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