Mindful Moments

Warum Entschuldigen manchmal schwerer ist als Streiten

Wenn aus Gesprächen Schlachtfelder werden

Von Friederike Sommer

Ich weiß nicht, wie’s bei dir ist – aber ich finde Entschuldigen schwer. Nicht wegen der Worte. Sondern wegen dem, was sie bedeuten.
„Es tut mir leid“ ist ja nicht nur ein Satz. Es ist ein Verzicht. Auf Recht. Auf Stolz. Auf Verteidigung.
Es ist wie: Ich trete einen Schritt zurück und sage: Du warst mir wichtiger als mein Ego. Und das – Hand aufs pochende Herz – ist manchmal einfach zu groß für mich.

Ich hab’s versucht. Wirklich.

Ich habe mich schon oft entschuldigt. So halbe Sachen. „Tut mir leid, dass du dich so fühlst.“
(Das klingt nett. Ist aber fies. Es sagt: Du bist halt empfindlich. Ich? Ich war eigentlich ganz okay.)

Oder: „Es war doch gar nicht so gemeint.“ (Sagt im Grunde: Mein guter Wille zählt mehr als dein Schmerz.)

Oder – mein Klassiker – die Entschuldigung mit Beipackzettel: „Es tut mir leid. Aber du hast halt auch…“
(Autsch. Sobald ein „aber“ kommt, ist das „tut mir leid“ eigentlich schon wieder storniert.)

Warum ist das so verdammt schwer?

Weil eine echte Entschuldigung weh tut. Weil sie nichts einfordert. Keine Gegengeste. Kein „Ich hab’s auch nicht leicht“.
Sie steht nackt da. Ohne Rechtfertigung. Ohne Wenn und Aber.
Nur mit einem einzigen Wunsch: Lass uns wieder in Verbindung kommen. Und genau das macht sie so mächtig.

Was eine echte Entschuldigung kann

Ich erinnere mich an eine Situation – wir hatten uns gestritten (über, äh, Gurkenglas und Kommunikationsverweigerung, you know the drill).
Ich war wütend. Und verletzt. Und bereit, die Nacht im Zorn zu verbringen.
Und dann kam er, setzte sich neben mich und sagte nichts Großes. Nur:
„Es tut mir leid. Ich hab’s nicht gut gemacht. Und ich wünsch mir, dass wir’s besser hinkriegen.“

Kein Drama. Kein Pathos. Und ich?
Ich hätte heulen können vor Erleichterung. Weil ich gespürt habe: Er hat mich gesehen. Nicht nur das Argument. Mich.

Eine kleine Anleitung für große Wirkung:

1. Sag, was du bereust.
Nicht allgemein, sondern konkret. „Es tut mir leid, dass ich dich vorhin unterbrochen habe, als du von deinem Tag erzählen wolltest.“

2. Zeig, dass du verstehst, was es beim anderen ausgelöst hat.
„Ich glaube, du hast dich übergangen gefühlt. Nicht wichtig.“

3. Sag, was du dir für das nächste Mal vornimmst.
„Ich will achtsamer zuhören. Und dich nicht immer so schnell bewerten.“

Klingt therapeutisch? Ja.
Klingt kitschig? Vielleicht.
Funktioniert? Auf jeden Fall.

Und weißt du, was das Beste ist?

Du verlierst dich nicht, wenn du dich entschuldigst.
Du findest dich wieder.

Denn die Wahrheit ist:
Eine gute Entschuldigung macht nicht schwächer. Sie macht weicher. Und das ist ein Unterschied.


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