Psychologie

Warum machen mir Trad-Wifes eigentlich immer ein schlechtes Gewissen?

Lenas Welt

Hier schreibt Lena Martens – 38 Jahre alt, Mutter, ganz gut im Job und Liebhaberin von extra starkem Kaffee, guter Musik und tiefgehenden, aber unterhaltsamen Gesprächen über das Leben.

Neulich scrollte ich durch Social Media und da war sie wieder: Die perfekte Frau in der perfekten Küche, das blonde Haar in sanften Wellen, ein selbstgebackener Kuchen mit makelloser Sahnehaube auf dem Tisch. Ihre Kinder sitzen brav malend daneben, irgendwo dampft ein Kaffeepott, und ich kann förmlich die frisch polierte Holzdiele riechen. Die „Trad-Wife“-Ästhetik in voller Pracht. Währenddessen sitze ich in meiner Jogginghose mit Flecken unbekannter Herkunft auf der Couch und kaue auf einem Hanuta-Riegel herum. Mache ich irgendwas falsch?

Warum uns das Bild der perfekten Hausfrau triggert

Die „Trad-Wife“-Bewegung ist das, was passiert, wenn ein Hauch von 1950er-Romantik auf Instagram-Filter trifft. Ein Leben zwischen Vintage-Kleidern, sauberen Küchen und hingebungsvollem Eheglück. Es sieht idyllisch aus – aber ist es das auch? Manchmal frage ich mich, ob diese Frauen wirklich so unermüdlich backen, dekorieren und perfekt gestylt mit ihrem Gatten am Herd stehen. Und falls ja: Wo sind ihre Augenringe? Wo ist der genervte Seufzer, wenn die Kinder wieder mal den Esstisch in eine Kunstinstallation verwandelt haben?

Das Problem mit der Vergleichsfalle – und warum Chiara Ferragni uns unfreiwillig die Wahrheit enthüllte

Wir alle wissen: Social Media ist ein einziges großes Theaterstück. Trotzdem erwischt es uns immer wieder. Wir sehen nicht die zerbröselte Kekskrümel-Realität, sondern die sorgfältig kuratierte Hochglanzversion des Lebens. Und dann kommt Chiara Ferragni um die Ecke. Erst zelebrierte die italienische Influencerin auf Instagram das ultimative Glamour-Familienglück mit Ehemann Fedez – zwei süße Kinder, perfekte Urlaube, edle Designerlooks. Dann? Boom. Plötzliche Trennung. Während Millionen von Followern an das Märchen glaubten, bröckelte es hinter den Kulissen offenbar schon lange. Das zeigt mal wieder: Was uns als Idealbild verkauft wird, ist oft nicht mehr als eine inszenierte Seifenblase. Und wenn selbst die weltweit erfolgreichsten Frauen ihr Leben nicht nach Drehbuch führen können, warum sollten wir uns dann schlecht fühlen, wenn unser Alltag aussieht wie eine Mischung aus Chaos und Improvisation?


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Es gibt kein „richtiges“ Frausein

Egal, ob du eine Karrierefrau, Hausfrau oder beides bist – dein Weg ist genau richtig für dich. Was für die eine Erfüllung ist, kann für die andere Stillstand bedeuten. Und das ist völlig in Ordnung. Ich persönlich finde diese Vermarktung eines traditionellen Frauenbildes gefährlich und würde diese Frauen am liebsten fragen, wovon sie leben werden, wenn der Mann sich entscheidet, die Partnerschaft zu beenden? Denn speziell als Mutter wird dir ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn du nicht permanent für die Kinder da bist. Ich entscheide mich für Unabhängigkeit, Spontanität und ein bisschen Chaos. Und wenn ich das nächste Mal ein perfektes Hausfrauen-Video sehe? Dann lehne ich mich zurück, genieße mein Hanuta und erinnere mich daran, dass Glück nicht an frisch gebackenes Brot gebunden ist. Denn selbst hinter den schönsten Instagram-Feeds können Risse stecken – Chiara Ferragni lässt grüßen.


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