
Kryotherapie – Wie Kälte den Körper stärkt
Kann extreme Kälte helfen, gesund und jung zu bleiben?
Die Kryotherapie – auch Kältetherapie genannt – gilt als moderne Methode zur Unterstützung von Gesundheit, Hautbild und Schmerzreduktion. Was ist dran an der Behandlung bei minus 110 Grad? Und für wen eignet sie sich?
Was versteht man unter Kryotherapie?
Bei der Ganzkörper-Kryotherapie wird der Körper für wenige Minuten sehr niedrigen Temperaturen ausgesetzt, meist zwischen –110 und –160 Grad Celsius. Das geschieht in speziellen Kältekammern, in denen man in Badebekleidung steht und nur wenige Minuten verbleibt.
Ziel der Anwendung ist es, gezielte Reize zu setzen, die den Stoffwechsel aktivieren, das Immunsystem stimulieren und entzündliche Prozesse regulieren können.
Auch lokale Anwendungen, etwa mit Kühlpacks, Eisbädern oder Kältesprays, zählen zur Kryotherapie, sie sind bereits länger in der Schmerztherapie etabliert.
Wie wirkt Kryotherapie auf den Körper?
Studien deuten darauf hin, dass Kälteanwendungen vielfältige Wirkungen haben können:
- Entzündungshemmend:
Eine 2024 im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlichte Studie zeigte, dass Kältebehandlungen entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukin-1β senken und gleichzeitig entzündungshemmende Zytokine wie IL-10 steigern können. Das kann insbesondere bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen hilfreich sein. - Schmerzlindernd:
Durch die Kälte wird die Nervenleitgeschwindigkeit reduziert – Schmerzen werden weniger stark wahrgenommen. Deshalb kommt Kryotherapie auch bei Arthrose, Rheuma oder Sportverletzungen zum Einsatz. - Kreislauf- und Stoffwechselanregend:
Der Körper reagiert auf die extreme Kälte mit einer schnellen Verengung und anschließenden Erweiterung der Blutgefäße. Dies kann die Durchblutung verbessern und den Stoffwechsel aktivieren. - Psychische Wirkung:
Kältereize können die Ausschüttung von Endorphinen fördern – also von körpereigenen Glückshormonen. Das erklärt, warum viele Anwender:innen sich nach der Behandlung wach, entspannt und stimmungsaufgehellt fühlen.
Kann Kälte das Altern bremsen?
Immer wieder wird die Kryotherapie als „Anti-Aging-Trend“ beworben. Tatsächlich zeigen erste Untersuchungen, dass regelmäßige Kälteanwendungen die Hautdurchblutung fördern und die Kollagensynthese anregen können – das kann zu einem strafferen Hautbild beitragen.
Auch auf Zellebene wird geforscht: In Tierversuchen konnten Kältereize bestimmte Reparaturprozesse in Gang setzen, die theoretisch zur Zellverjüngung beitragen könnten. Ob sich diese Effekte dauerhaft auf den Alterungsprozess auswirken, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt.
Für wen ist die Kryotherapie geeignet?
Kältekammern werden inzwischen in vielen physiotherapeutischen Praxen, Reha-Zentren oder spezialisierten Studios angeboten.
Geeignet ist die Anwendung vor allem für:
- Menschen mit chronischen Schmerzen oder Entzündungen
- PatientInnen mit Rheuma oder Arthrose
- SportlerInnen zur Regeneration
- Personen mit stressbedingten Beschwerden
Wer sollte vorsichtig sein?
Nicht jeder verträgt extreme Kälte. Nicht geeignet ist die Kryotherapie für Menschen mit:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Schwere Durchblutungsstörungen
- Bluthochdruck
- Kälteallergien
- Akuten Infekten oder offenen Wunden
Vor der ersten Anwendung sollte ein ärztliches Gespräch erfolgen – insbesondere bei Vorerkrankungen.
Reizvolle Methode mit Maß und Verstand
Die Kryotherapie kann helfen, Entzündungen zu lindern, Schmerzen zu reduzieren und das Wohlbefinden zu steigern. Wissenschaftliche Hinweise auf positive Effekte bei Hautbild und Stimmung liegen vor.
Dennoch gilt: Kälte ist kein Wundermittel und ersetzt keine medizinische Behandlung. Wer die Anwendung für sich ausprobieren möchte, sollte dies unter Anleitung und nach fachlicher Beratung tun.
Hinweis: Die Behandlungskosten werden meist nicht von den Krankenkassen übernommen. Eine Sitzung in der Kältekammer kostet je nach Anbieter zwischen 25 und 50 Euro.