Freizeit

In einer Nacht das Gehirn verändern?

Durchfeiern und glücklich werden?

Die überraschenden Erkenntnisse der Wissenschaft: Es ist ein Gefühl, das viele kennen: Nach einer durchwachten Nacht fühlt sich der Kopf seltsam leicht, die Stimmung ist aufgedreht und fast euphorisch. Aber warum eigentlich? Eine neue Studie der Northwestern University enthüllt, was im Gehirn passiert, wenn wir eine Nacht ohne Schlaf verbringen – und wie das für kurze Zeit sogar antidepressiv wirken kann.

Was im Gehirn passiert, wenn wir wach bleiben


Laut der im Fachjournal Neuron veröffentlichten Studie steigert Schlafentzug die Freisetzung von Dopamin, einem Neurotransmitter, der für unser Belohnungssystem verantwortlich ist. Gleichzeitig wird die sogenannte synaptische Plastizität erhöht – das bedeutet, dass die Verbindungen zwischen den Neuronen im Gehirn verstärkt und neu „verkabelt“ werden. Das Ergebnis: Ein kurzfristiger Stimmungsboost, der uns glücklicher und energiegeladener macht, selbst wenn unser Körper erschöpft ist.

„Eine Nacht ohne Schlaf kann das Gehirn buchstäblich umstrukturieren, was die gute Laune für mehrere Tage aufrechterhält“, erklärt Studienleiterin Prof. Yevgenia Kozorovitskiy. Doch sie warnt: „Die Wirkung ist nur vorübergehend, und chronischer Schlafmangel hat durchweg schädliche Folgen.“


Weitere Themen:

Die Rolle des präfrontalen Kortex


Die Forscher identifizierten den präfrontalen Kortex als Schlüsselregion für diesen Effekt. Dopamin, das in diesem Bereich freigesetzt wird, ist entscheidend für die stimmungsaufhellende Wirkung des Schlafentzugs. Als die Wissenschaftler die Dopaminreaktion im präfrontalen Kortex unterdrückten, verschwand der antidepressive Effekt – während andere Effekte wie Hyperaktivität oder erhöhte sexuelle Aktivität bestehen blieben.

„Das bestätigt, dass Dopaminneuronen unterschiedliche, spezialisierte Rollen im Gehirn spielen“, sagt Kozorovitskiy. „Sie sind nicht einfach nur eine einheitliche Gruppe, die Belohnungen vorhersehen.“

Evolutionäre Vorteile des Wachbleibens


Warum reagiert unser Gehirn überhaupt so auf Schlafmangel? Kozorovitskiy vermutet eine evolutionäre Erklärung: „In Gefahrensituationen, etwa bei der Präsenz eines Raubtiers, könnte es von Vorteil gewesen sein, wachsam zu bleiben und Schlaf zu verschieben. Für kurze Zeit kann das Gehirn eine Hochleistungsphase einlegen – langfristig jedoch führen die negativen Effekte von Schlafentzug zu ernsthaften Schäden.“

Kein Rezept für den Alltag


So verlockend die Idee klingen mag, Schlafmangel als Stimmungsaufheller zu nutzen: Die Wissenschaftler warnen ausdrücklich davor, auf durchwachte Nächte zu setzen. „Der antidepressive Effekt ist flüchtig, und Schlaf ist essenziell für unsere Gesundheit“, betont Kozorovitskiy. Stattdessen könnten die neuen Erkenntnisse dabei helfen, neue und gezielte Therapien für Depressionen zu entwickeln.

Fazit: Schlaf bleibt Gold wert


Schlafmangel mag kurzfristig eine Euphorie auslösen, doch er ist kein nachhaltiger Weg zu mehr Glück. Wer langfristig seine Stimmung verbessern möchte, setzt besser auf bewährte Methoden wie Bewegung, Zeit in der Natur oder soziale Kontakte. Denn eines bleibt klar: Eine gute Nacht ist die beste Basis für ein glückliches Leben. Wer sich aber gerade einfach schlecht fühlt, kann ruhig mal ausprobieren, ob eine durchgetanzte Nacht das Stimmungslevel hebt.

Teilen
×