Gesundheit

Hitzestress macht krank

Hitzeperioden haben in vielerlei Hinsicht tiefgreifende negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, insbesondere auch auf die Entwicklung neurologischer Erkrankungen. Kürzlich zeigte eine Studie aus Augsburg, wie stark nächtliche Hitzeereignisse die Schlaganfallrate erhöhen. Aber auch viele andere Erkrankungen von Nerven und Gehirn treten bei Hitze häufiger auf oder verschlechtern sich und beeinträchtigen so die Lebensqualität von Betroffenen.

Durch die Klimakrise werden heißere Sommer und starke Hitzephasen immer wahrscheinlicher.

So war der Sommer 2022 in Europa der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und forderte zehntausende hitzebedingte Todesfälle. Hitzeperioden haben in vielerlei Hinsicht tiefgreifende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Die Hitze erhöht vor allem das Risiko für neurologische Erkrankungen. Eine aktuell im „European Heart Journal“ publizierte Studie deutscher Neurologinnen und Neurologen kommt zu dem Schluss, dass aufgrund der zunehmenden nächtlichen Hitzeereignisse in unserem Breitengrad das Schlaganfallrisiko signifikant gestiegen ist. Gab es im Großraum Augsburg zwischen 2006 bis 2012 jährlich zwei zusätzliche Schlaganfälle in Folge nächtlicher Hitzeereignisse, so waren es von 2013 bis 2020 jährlich bereits 33 zusätzliche Fälle. Doch während der Hitzewellen erhöht sich nicht nur die Häufigkeit ischämischer Schlaganfällen (die häufigste Art des Schlaganfalls), sie verlaufen auch häufiger tödlich. Darüber hinaus scheinen nicht nur die Hitze, sondern andere Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung, das Schlaganfall-Risiko zu erhöhen.

Eine weitere hitzebedingte neurologische Komplikation ist das sogenannte Delir, ein vor allem im Alter häufig vorkommender Verwirrtheitszustand. Da im Alter das Durstgefühl oft nachlässt, kann dies an heißen Tagen aufgrund von Flüssigkeitsmangel zum Delir führen. Dieses kann schwerwiegende Folgen haben, wenn z. B. daraus resultierende Stürze zu Knochenbrüchen führen.

Wer ist betroffen?

Eine weitere negative Folge von Hitze: Für Menschen, die unter chronischen neurologischen Erkrankungen leiden, sind hohe Temperaturen besonders belastend und können den Gesundheitszustand deutlich verschlechtern:

 Migräne: Hitzewellen können die Häufigkeit von Migräneattacken erhöhen bzw. auslösen. Auch Dehydratation und Schlafmangel sind Triggerfaktoren für Migräneattacken und während Hitzeperioden besonders häufig.
 Multiple Sklerose (MS): Mehr als die Hälfte der Menschen mit MS erlebt eine Symptomverschlechterung bei Hitze, das sogenannte Uthoff-Phänomen. Ursache sind unvollständig abgeheilte Entzündungsherde im zentralen Nervensystem, die vor allem bei Hitze die Weiterleitung von Nervensignalen behindern. Sobald die Hitze nachlässt, klingen diese verstärkten Beschwerden zwar wieder ab, allerdings erschweren sie Betroffenen die ohnehin belastenden Hitzetage zusätzlich.

 Querschnittslähmung: Menschen mit Rückenmarksverletzungen und Querschnittslähmung sind nicht nur in ihrer Mobilität eingeschränkt, sondern leiden häufig auch unter einer eingeschränkten Temperaturregulation des Körpers. Zudem sind sie teilweise auf externe Geräte angewiesen. Dies macht sie besonders anfällig für Hitzestress.

„Wir freuen uns über diese öffentlich wirksame Aktion der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit. Es ist wichtig, dass diese Maßnahmen in der Bevölkerung bekannt sind und insbesondere von vulnerablen Gruppe, z. B. ältere Menschen oder Menschen mit bestehenden neurologischen Erkrankungen, ernstgenommen werden. Die gesundheitliche Gefahr von Hitze wird heute immer noch unterschätzt“, erklärt Prof. Dr. Peter Berlit, Pressesprecher und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Entsprechend begrüßt die DGN auch die aktuellen Klimaschutzpläne des Bundesgesundheitsministeriums.


Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) sieht sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 12.300 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern und zu verbessern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin. www.dgn.org

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