Haute Cuisine in meiner Vorstadtküche.
Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.
Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.
Wie Finley Bocuse meinen Speiseplan durcheinanderwirbelt
Der gute Geschmack ist meinem Finley quasi mit in die Wiege gelegt worden. Schließlich ist er ein Retriever und denen sagt man ja nach, sie könnten alles verdauen. Sie gelten als verfressen, man nennt sie scherzhaft Allesverwerter oder Staubsauger auf vier Beinen. Ganz so ist es bei Finley, nicht.
Verstehen sie mich nicht falsch, er ist ein Genießer, aber eben einer mit einem erlesenen Geschmack. An die richtige Futtersorte mussten wir uns mühsam herantasten. Das eine oder andere Mal blieb das Futter im Napf unberührt. Er war dann durch nichts zu überzeugen, das angebotene Essen zu sich zu nehmen. Er richtete seine Augen auf uns und der Paul Bocuse in ihm, schien zu sagen, „DAS DA? IM ERNST? Cherchez une autre Recette“. Dann legte er sich würdevoll in sein Körbchen und ließ uns kopfschüttelnd zurück. Und ich fragte mich nicht nur einmal: „Von wem hat der Junge das bloß?“
Finley mag es deftig.
Auf unseren Gassigängen schien er dann doch wieder seine Vorliebe für Deftiges zu entdecken. Tierkadaver, angegammelte Hundehaufen, weggeworfene Schulbrote, gerne auch mit Schimmel, lockten ihn in die entlegensten Ecken unseres Vorstadtwaldes. Doch sobald wir wieder zuhause angekommen waren, heftete er sich drei imaginäre Michelin-Sterne an die Brust und das Drama ging von vorne los. Wie konnte das sein?
Manches Mal machte ich mir wirklich Sorgen, wie ich meinen Hund sattbekommen würde. Also stürmte ich die Futterhandlung und dachte, okay dann eben nur vom Besten. Ich packte einen ganzen Korb voll mit getrockneten Hühnerhälsen und fuhr nach Hause. Stolz trug ich meine Beute ins Haus. Ich erwartete pure Euphorie, denn für Hühnerhälse hätten andere Hunde einen doppelten Rittberger, vorwärts-einwärts, aufs Parkett gelegt.
Hilfe, ihm schmeckt`s nicht.
Finley hingegen schaute nur gelangweilt. „Schau mal Finley wie lecker“, umwarb ich ihn, hielt mir dabei den schrumpeligen Hühnerhals unter die Nase und tat so, als wolle ICH abbeißen. Dann kaute ich den Geisterknorpel und gab wohlige MjammMjammMjamm-Laute von mir, während ich gleichzeitig versuchte zu vergessen, wie ekelig das Dingens gestunken hatte. Was man nicht alles für den funktionierenden Stoffwechsel seines Hundes tut.
Ich muss meinem Rüden wohl leidgetan haben, ob es wegen meines schlechten Geschmacks war, sei einmal dahingestellt. Denn als Nächstes nahm er den Hühnerhals sehr widerwillig ins Maul, warf mir einen anklagenden Blick zu, umkreiste unseren Esstisch, um die Essware gleich darauf vor dem Mülleimer in meiner Küche abzulegen. Die Botschaft war klar: „Ich hoffe, du hast verstanden, Madame. Rien ne va plus.“
Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.