Freizeit

Finley, geboren für die Wasserarbeit

Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.


Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.




… oder Jagdanlagen sind Auslegungssache

Golden Retriever sind bekanntermaßen für die „Arbeit nach dem Schuss“ gezüchtet worden. Was bedeutet, dass sie erlegtes Wild freudig, mit weichem Maul zu ihrem Führer zurückbringen sollen. Halali!

Man sagt ihnen große Wasserfreude nach, sind sie doch für die Entenjagd erschaffen worden. Die natürliche Selektion hatte ihnen sogar ein paar Schwimmhäute zwischen den Zehen spendiert. Das Apportieren ist ihre Leidenschaft.

Und doch ist da immer dieser eine Hund, in diesem Fall Finley, der aus allen seinen ererbten Anlagen, sein eigenes Ding machte.

Dummy-Training gehörte für Finley von Anfang an zur Ausbildung dazu. Wir trafen uns mit einer lustigen Weibertruppe und unserem Trainer Thomas auf einer einsamen Apfelwiese in Schleswig-Holstein. Inmitten dieser Wiese lag malerisch dahingegossen, ein verschlafener Ententümpel. Ideal für Wasserapporte.

In meinem Dicken fing es an zu brodeln, sobald er das Wasser nur sah. Deshalb entschied der Coach, dass er als letzter dran war, immer. „Frustrationstoleranz, ich sag‘ nur Frustrationstoleranz“, brummte Thomas erklärend in seinen Bart.

Alles klar, dachte ich. Prakitscher Nebeneffekt, ich durfte gleichzeitig an meiner Aggressionsbewältigung arbeiten. Danke dafür.


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Dummys flogen durch die Luft, landeten mit lautem „Platsch“ im Wasser, das Wasser spritzte, dann sprinteten Finleys Gefährten auf den See zu, sprangen hinein, nahmen sich SEINE Beute und schwammen zurück ans Ufer, um ihren Frauchen die Beute freudig und mit weichem Maul zurückzubringen, diese Streber.

Akustisch hörte sich das so an: „Zischschsch, platschschsch, pfischschsch, tapptapptapp,platschschsch, wummppp, swischschsch, hechelhechel, Leckerchenkaugeräusch!“

Finley war dem Wahnsinn nah und ich füllte gedanklich einen schriftlichen Antrag für die nächste Reha aus.

Endlich waren wir dran. Platsch, der Dummy landete mitten im See.

Finley hatte sich inzwischen offenbar entschlossen, die Arbeit variantenreicher zu gestalten. Aus seiner Sicht musste man dem See für gute Beute offenbar etwas zurückgeben. Er opferte MICH. Anstatt das Ableinen oder mein schmissiges „Apport“ abzuwarten, preschte er los. Am anderen Ende der Leine hing ich, stemmte meine Hacken in den glitschigen Uferbereich des Tümpels und versuchte die Katastrophe aufzuhalten: „Stohopppp…nein, nicht Apport…FrauchenistnochdrandublöderDickkopf*+!!!#***!“

Platschschsch, wir landeten beide im See. Erst kurz bevor er den Dummy erreichte, wurde Finley bewusst, dass da noch etwas am Ende der Leine hing. Verdutzt sah er mich an, seine Nasenlöcher machten kleine Wasserbläschen beim Ausatmen. Am Ufer stand Trainer Thomas und sagte ruhig: „Dieses eine Mal hättest du auch loslassen können, Birgit.“ Die lustige Weibertruppe kicherte. Nein, hätte ich nicht. In meinem Kopf hatte sich ein Schalter umgelegt. Ich wollte mich nur einmal durchsetzen gegen diesen Rüden. Der Zeitpunkt war nur ungünstig gewählt, ich blöder Dickkopf*+!!#***…

Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.

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