Zwergenbrot
„Schmeiß nur nichts weg, Kind,“ sagte meine Oma immer. Sie konnte alles wieder verwenden und lebte schon umweltbewusst, lange bevor Begriffe wie „Zero Waste“ oder „Nachhaltigkeit“ in aller Munde waren. Sie verstand den Wert von Dingen und wusste, wie man aus Altem Neues macht. Und weil ich nicht möchte, dass ihr Wissen verloren geht, teile ich es in meinem Blog Omakind mit euch.
Nachhaltig leben: Zwiebelsuppe aus Zwergenbrot!
Lebensmittel wegwerfen? Wäre meiner Oma nie in den Sinn gekommen. Sie hat einen Krieg mit erlebt und sie wusste für alles eine Verwendung. Zum Beispiel für Brot: heute zeige ich euch, wie man Zwergenbrot backt.
Altes Brot neu entdecken: So wird es wieder knusprig und frisch
Ist es lediglich etwas altbacken? Dann besprenkle es leicht mit Wasser und lege es für ca. 10 Minuten bei 150°C in den Backofen. Es wird wieder schön knusprig und fast wie frisch vom Bäcker.
Selbstgemachte Croutons: Der perfekte Snack oder Topping
Alternativ: schneide es in Würfel, brate sie in Butter, etwas Zwiebelsalz darüber und du hast herrliche Croutons für den Salat. Die kann man aber auch einfach so knabbern. Lecker. Auf so banale Sachen wie Paniermehl, oder als Zusatz für Frikadellen gehe ich gar nicht ein, ich bin mir sicher, dass jeder das weiß.
Zwergenbrot: Die Geheimwaffe meiner Oma
Ist es dafür zu trocken? Dann machst du Zwergenbrot daraus. So nannte meine Oma ihre steinharten getrockneten Brotreste. Die kannst du später unglaublich gut verwenden, um Saucen zu binden. Gibt einen super Geschmack! Und du kannst köstliche Suppentoppings daraus machen. Aber erst einmal bereiten wir es zu und das geht denkbar einfach. Dazu schneidest du das Brot in schmale Scheiben und trocknest sie. Meine Oma hat sie auf die Heizung gelegt, heute haben die meisten Leute Fußbodenheizung, da geht das nicht. Leg die Scheiben in die Sonne, und dreh sie ab und an um, oder trockne sie im Backofen. Je dünner die Scheiben sind, desto besser trocknen sie. So verhinderst du Schimmelbildung.
Warum schneiden? Ein großer Kanten trocknet nur schwer durch und er lässt sich später auch nicht mehr zerteilen und portionieren. Eine schmale Scheibe Brot jedoch schon.
Ein schnelles Rezept mit Zwergenbrot: Brot in Gemüsebrühe
Wie du das Zwergenbrot verwendest:
- Einfach in eine Suppe oder in eine dünnflüssige Sauce geben und schon wird das ganze sämig und lecker. Besonders bei Schmorgerichten, wie Gulasch oder Braten funktioniert das ganz hervorragend. Nach dem Anbraten von Fleisch und Zwiebeln kommt das Zwergenbrot in die Flüssigkeit (Malzbier ist gut!) und schmort mit. Das gibt der Sauce auch noch gleichzeitig einen tieferen Geschmack und eine schöne dunkle Farbe.
- Oder aber, du zauberst daraus ein blitzschnelles Essen aus dem Vorrat: du servierst das Brot in Gemüsebrühe. Das geht superschnell und ist so lecker! Einfach einen Gemüsebrühwürfel in Wasser geben, die Suppe aufkochen lassen, Brot hinzugeben dann die Hitze reduzieren und alles etwa 15-20 Minuten sanft köcheln lassen, bis das Brot vollständig weich geworden ist. Auf die weichen Brotscheiben kann man nun etwas geriebenen Käse streuen. Parmesan passt hervorragend.
Soulfood deluxe: Zwiebelsuppe mit knusprigem Käse und Brotscheiben
Ich mache das gerne mit einer Zwiebelsuppe. Einfach Zwiebeln in Öl anschmoren lassen, bis sie weich und süß werden. Das dauert 10 Minuten. Notfalls ein wenig Wasser dazugeben, damit die Zwiebeln nicht anbrennen, sondern karamellisieren und bei geringer Hitze dünsten. Dann den geriebenen Knoblauch hinzugeben und etwas angehen lassen. Bevor er braun wird (dann ist er bitter) mit Gemüsebrühe und Weißwein aufgießen. Ein Lorbeerblatt und Thymian gehört ebenfalls hinein. Das Ganze köchelt, bis die Zwiebeln weich sind. Dann kommt das Zwergenbrot hinein. Dabei wird das Brot wieder weich und saugt sich mit der aromatischen Suppe voll. Ich mache die Suppe in einem Bräter, damit viel Brot reinpasst. Und dann streue ich etwas Gruyere oder anderen Reibekäse auf die Brotscheiben und lasse alles unter dem Grill knusprig werden. Man muss es probieren, um es zu verstehen. Jeder hat auf seinem Teller dann eine köstliche saftige würzige Brotscheibe, darüber diese knusprig gegrillte Käsekruste – herrlich. Wir mögen diese unterschiedlichen Konsistenzen, wenn das Messer erst durch die Knusperschicht taucht, und danach dieses weiche Brot – das ist Soulfood. Essen für den Leib und die Seele. Es ist ein herrliches vegetarisches Winteressen, bei dem man wirklich nichts vermisst. Wärmend und unglaublich lecker – und es kostet euch so gut wie nichts. Nur ein paar Zwiebeln, etwas Käse und altes Brot. Und deshalb solltet ihr Brot niemals wegwerfen.
Frikadellen mal anders: Altes Brot als Fleischersatz nutzen
P.S. Offensichtlich wusste doch nicht jeder, wie Brot in Frikadellen verwendet werden kann. Deshalb hier ein Tipp: Bei Frikadellen kannst du gut die Hälfte des Fleisches durch Brot ersetzen. Früher wurde das immer so gemacht, weil Fleisch teuer und selten war, und es viele hungrige Mäuler zu stopfen galt. Du wirst dieses Prinzip immer bei mir finden, denn meine Oma stammt vom Land. Dort wurde herzhaft gegessen, weil man Kraft für die Arbeit brauchte. Und die Männer wollten alle am liebsten Fleisch. Es ist eine Kunst, Gerichte so herzustellen, dass sie reichhaltig und gut schmecken, aber dennoch preiswert und günstig sind. Frikadellen mit Brotresten gehören dazu. Du nimmt dazu 250g Hackfleisch (Rind, Schwein, Lamm, was du magst) und 250 g Zwergenbrot. Das Zwergenbrot wird in 100 – 200 ml Milch eingelegt. Das geht am besten in einem flachen Bräter. Das Brot wird ausgedrückt, mit dem Hack vermengt. Dazu gibt man 3 Eier, Salz, Pfeffer, Majoran, Senf, gehackte Petersilie und eine geriebene rohe Zwiebel, mischt alles gut durch und brät die Frikadellen in Butterschmalz aus. Die Zwiebel sollte gerieben sein, also fast püriert, das macht alles saftig und man braucht die Zwiebel dann auch nicht mehr separat anbraten. Man kann das Fleisch auch weiter reduzieren, sogar vollständig weglassen, und gibt stattdessen etwas Reibekäse und Möhrenraspel in die Brotmasse.
Hinter dem Omakind steckt Claudia: „Schon als kleines Mädchen zog es mich magisch in den Garten meiner Oma – ich pflanzte mit ihr Kartoffeln, ließ die warme Erde durch meine Finger rieseln, in der Luft lag der süße Duft reifer Äpfel und das zufriedene Summen der Bienen. Aus der Küche duftete es nach frisch gebackenem Brot und leckerem Eintopf. Ganz nebenbei lernte ich, wie man aus einfachen Zutaten leckere und gesunde Gerichte zubereitet, wie man klug wirtschaftet und alles so einfach wie möglich macht. Praktisch muss es sein, und schnell muss es gehen – und dabei hatte meine Oma so manchen Trick auf Lager. Diese Erinnerungen möchte ich hier auf Omakind mit euch teilen.“
Das Rezeptfoto ist KI-generiert.