Gesundheit

Wie Kraftsport deine Zellen verjüngt

Was passiert in unserem Körper alles, wenn wir im Gewichte stemmen? Klar, unsere Muskeln wachsen. Aber wusstet ihr, dass ihr dabei auch euer inneres Reinigungsteam auf Hochtouren bringt? Erfahrt, was ihr tun könnt, damit es euch besser geht und warum diese Erkenntnisse sogar für die Raumfahrt wichtig sind!

Der Müllmann der Zellen heißt BAG3. 

    Stell dir vor, dein Körper ist wie eine große Stadt, in der jede Zelle eine eigene Aufgabe hat, ähnlich wie die Menschen in einer Stadt. Damit diese Zellen gut funktionieren, müssen sie regelmäßig ihren Müll loswerden, genau wie wir unseren Abfall rausbringen. Ich stelle vor: BAG 3. Es ist ein cleveres kleines Protein, dass wie ein Müllmann arbeitet. Es erkennt beschädigte Zellbestandteile, die nicht mehr zu gebrauchen sind, und verpackt sie sicher in einem zellulären Müllbeutel, dem sogenannten Autophagosom. So entfernt es allen Schrott aus deinen Zellen, damit sie weiterhin ihre Arbeit verrichten können. Ohne diese zelluläre Müllabfuhr würden unsere Muskeln und Organe schnell den Dienst quittieren. Und jetzt kommt der Clou: Krafttraining aktiviert dieses System und sorgt dafür, dass BAG3 in den Muskeln so richtig Gas gibt!

    Warum Krafttraining mehr ist als Muskelaufbau

      Krafttraining ist also nicht nur dazu da, die Muskeln aufzupumpen, es lässt auch BAG3s wachsen und gedeihen. Und das ist wichtig, sagt Prof. Dr. Jörg Höhfeld von der Universität Bonn, denn ohne aktives BAG3 würde die zelluläre Müllabfuhr nicht richtig funktionieren. Das ist gefährlich. „Eine Beeinträchtigung des BAG3-Systems führt in der Tat zu rasch-fortschreitenden Muskelschwächen bei Kindern und zum Herzversagen, eine der häufigsten Todesursachen in westlichen Industrienationen“, sagt Höhfeld.

      So werden Olympiasieger gemacht 

        Sportphysiologen der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität Hildesheim waren maßgeblich an der Studie beteiligt. Der Hildesheimer Professor Sebastian Gehlert betont die Bedeutung der Befunde: “Wir wissen nun, welche Trainingsintensität für eine Aktivierung des BAG3-Systems nötig ist. Das hilft uns, Trainingsprogramme für Spitzensportler zu optimieren und den Muskelaufbau bei Patienten im Zuge der Rehabilitation zu verbessern.” Gehlert nutzt diese Erkenntnisse auch bei der Betreuung von Mitgliedern des deutschen Olympiateams.

        Nervenschäden wurden geheilt 

          Die Rede ist vom Charcot-Marie-Tooth-Syndrom. Dabei sterben Nervenfasern in Armen und Beinen. Anhand von Zellen, die von Erkrankten stammen, konnten die Forscher zeigen, dass hier das BAG3-System nicht funktioniert. So sammelt sich der Müll an, und die Nervenzellen werden so sehr beschädigt, dass sie nicht mehr richtig arbeiten können. Das führt dazu, dass die Menschen, die diese Krankheit haben, ihre Hände und Füße nicht mehr richtig bewegen können, weil die Nerven in diesen Körperteilen nicht mehr richtig funktionieren. Kraftsport scheint das System wieder reparieren zu können, so dass die Nervenzellen ihre Abfallprodukte richtig entsorgen und wieder gesund werden. 

          Was hat das mit der Raumfahrt zu tun? 

            Ganz einfach: Wenn Astronauten im All sind, gibt es dort keine Schwerkraft, so wie auf der Erde. Das nennt man Schwerelosigkeit. Normalerweise sorgt die Schwerkraft dafür, dass unsere Muskeln arbeiten müssen, zum Beispiel wenn wir stehen, gehen oder Dinge heben. Diese Anstrengung ist wichtig, denn sie aktiviert das BAG3-System in den Muskeln und sorgt so dafür, dass die Muskeln gesund und stark bleiben.

            Im Weltraum gibt es jedoch keine Schwerkraft, die unsere Muskeln belastet. Das bedeutet, dass das BAG3-System nicht mehr so gut funktioniert, weil es keine mechanische Stimulation gibt, um es zu aktivieren. Wird das System nicht aktiviert, können die Muskeln der Astronauten schnell schwächer werden und schrumpfen – ein großes Problem, vor allem bei langen Weltraummissionen wie einem Flug zum Mars.

            Professor Höhfeld und sein Team bereiten deshalb Experimente auf der Internationalen Raumstation ISS vor. Sie wollen herausfinden, ob es eine Möglichkeit gibt, das BAG3-System auch in der Schwerelosigkeit zu aktivieren und so den Muskelabbau zu verhindern. Diese Forschung könnte uns eines Tages helfen, Astronauten auch auf langen Weltraumreisen gesund und stark zu halten – vielleicht sogar bis zum Mars!

            Für gesunde Zellen 

            Aber so lange müssen wir nicht warten, um unsere Zellen auf Vordermann zu bringen. Leute, schnappt euch ein paar Hanteln oder macht ein paar Liegestütze und helft so eurem Körper, seinen Müll loszuwerden. Los geht`s. 

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