Wechseljahre: Wenn die Gelenke plötzlich streiken
Du wachst morgens auf und deine Finger sind steif. Die Knie schmerzen beim Treppensteigen, der Rücken zwickt. “Das Alter”, denkst du resigniert – doch was, wenn dahinter etwas ganz anderes steckt? Viele Frauen in den Wechseljahren leiden unter Gelenkproblemen, ohne zu ahnen, dass ihre Hormone der Auslöser sind. Eine DGOU-Expertin schlägt Alarm: Zu oft werden die falschen Diagnosen gestellt und unnötige Operationen durchgeführt. Dabei gibt es sanftere Wege aus der Schmerzspirale.
Der unsichtbare Feind in deinen Gelenken
Mit dem Beginn der Wechseljahre verändert sich nicht nur dein Hormonhaushalt – auch deine Gelenke bekommen die Auswirkungen zu spüren. Der sinkende Östrogenspiegel hat dramatische Folgen: Die Durchblutung deiner Gelenke verschlechtert sich, die Flüssigkeitsversorgung stockt. Das Ergebnis kennst du vielleicht: Steifheit am Morgen, Unbeweglichkeit nach längerem Sitzen, Schmerzen bei alltäglichen Bewegungen.
Die Arthrose-Häufigkeit steigt bei Frauen in der Menopause deutlich an – kein Zufall, sondern die direkte Folge des Hormonmangels. Deine Gelenke werden sozusagen “trockengelegt”, verlieren ihre Geschmeidigkeit und beginnen zu verschleißen. Was viele nicht wissen: Dieser Prozess ist nicht unumkehrbar.
Die fatale Verwechslung
“Bei einer mittelalten Frau mit Gelenkproblemen muss man an die Hormone denken und an Rheuma”, warnt Dr. Rebecca Sänger, DGOU-Expertin auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. “Operieren kann man immer noch.” Diese klaren Worte treffen den Kern des Problems: Zu schnell wird zum Skalpell gegriffen, wenn andere Therapien wirksamer wären.
Das Muskel-Skelett-Syndrom der Wechseljahre ist viel zu wenig bekannt. Viele Frauen – und leider auch manche Ärzte – ordnen die Gelenkprobleme nicht den hormonellen Veränderungen zu. Stattdessen wird über teure Operationen nachgedacht, obwohl die Ursache ganz woanders liegt.
Wenn der Körper um Hilfe ruft
Die Symptome sind vielfältig und oft schleichend: Gelenkschmerzen, die besonders morgens auftreten, Muskelabbau trotz unveränderter Lebensweise, Knochendichteverlust, der erst bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung auffällt. Viele Frauen berichten auch von einer allgemeinen Steifheit, die sie früher nicht kannten – als würde der Körper langsam “einrosten”.
Diese Beschwerden werden häufig als normale Alterserscheinungen abgetan. Dabei steckt dahinter ein hormoneller Notstand, der behandelt werden kann. Deine Gelenke schreien förmlich nach Östrogen – und du interpretierst es als unabwendbares Schicksal.
Deine natürlichen Verbündeten
Bevor du über drastische Maßnahmen nachdenkst, solltest du die sanften Waffen in deinem Arsenal kennen: Ernährung, Bewegung und gezielte Vitaminzufuhr können wahre Wunder wirken. Vitamin D und K2 sind besonders wichtig für deine Knochengesundheit – sie arbeiten Hand in Hand, um deine Knochen stark zu halten und deine Gelenke zu schützen.
Regelmäßige Bewegung, auch wenn sie anfangs schmerzhaft erscheint, hält deine Gelenke geschmeidig und fördert die Durchblutung. Eine entzündungshemmende Ernährung mit viel Omega-3-Fettsäuren kann die Gelenkschmerzen deutlich lindern. Diese Maßnahmen kosten wenig, haben keine Nebenwirkungen und können deine Lebensqualität erheblich verbessern.
Die Hormontherapie: Hoffnung oder Hype?
Die Menopausale Hormontherapie (MHT) könnte eine wirksame Option sein, da sie den Östrogenverlust verlangsamt und die Auswirkungen auf Knochen und Muskeln abmildert. Allerdings ist ihre Wirksamkeit noch nicht eindeutig belegt – die Forschung steht hier noch am Anfang.
Das bedeutet: Du solltest diese Option mit deinem Arzt besprechen, aber nicht als Allheilmittel betrachten. Jede Hormontherapie hat Vor- und Nachteile, die individuell abgewogen werden müssen. Wichtig ist, dass du alle verfügbaren Informationen hast, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Mehr Aufmerksamkeit für ein unterschätztes Problem
Dr. Sänger setzt sich dafür ein, dass das Muskel-Skelett-Syndrom unter den Wechseljahresbeschwerden bekannter wird und verstärkt erforscht wird. Das ist bitter nötig, denn zu viele Frauen leiden still vor sich hin oder lassen sich unnötig operieren.
Du musst nicht die x-te Frau sein, die jahrelang mit Gelenkschmerzen kämpft, ohne die wahre Ursache zu kennen. Sprich offen mit deinem Arzt über den Zusammenhang zwischen Hormonen und Gelenkproblemen. Lass dich nicht mit einem “Das ist halt das Alter” abspeisen. Deine Beschwerden sind real, sie haben eine Ursache – und sie sind behandelbar.




