Kreativ

Warum wir manche Stimmen (nicht) mögen

Warum mag ich Sting, und meinem Mann fallen dabei die Ohren ab? Viele berühmte Sänger zeichnen sich durch besonders markante Stimmen aus. Doch was beeinflusst, welche Singstimme uns gefällt – und welche nicht? Und gibt es so etwas wie die perfekte Stimmlage? Ein Forschungsteam unter Leitung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) hat genau das untersucht. 

„Intuitiv würde man erwarten, dass persönliche Vorlieben für Singstimmen auf bestimmten akustischen Kriterien beruhen. Wir kamen im Verlauf unserer Studie jedoch zu einem anderen Ergebnis“, berichtet Camila Bruder vom MPIEA. In dem einleitenden Experiment sollten die Teilnehmer insgesamt 96 A-capella-Gesangsdarbietungen von 16 Sängern  nach persönlichem Gefallen bewerten. Die Auswertung zeigte, dass die Sympathien breit gestreut waren und es große individuelle Unterschiede in den Vorlieben gab. 

Mit anderen Worten: Kunst ist, wem`s gefällt.

Es zeigte sich, dass die Vorlieben für bestimmte Stimmen durch die Art und Weise erklärt wurden, wie sie von den Zuhörern interpretiert wurden. „Auch, wenn wir oft das Gefühl haben, dass unsere akustischen Vorlieben auf objektiven Kriterien beruhen, deuten unsere Studienergebnisse darauf hin, dass das Sprichwort ‚Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters‘ auch auf die Akustik übertragen werden könnte“, sagt Pauline Larrouy-Maestri vom MPIEA. „Man könnte sagen: Die Vorliebe liegt im Ohr des Zuhörers – wobei die Reizverarbeitung des Hörsystems natürlich weit über die reine Charakterisierung eines akustischen Signals hinausgeht.“

Unser Ohr lässt sich nicht betrügen. Jeder von uns entscheidet untrüglich, was er gerne hört und was nicht. Die perfekte Stimme für alle wird es wohl nie geben. 

Originalpublikation:
Bruder, C., Poeppel, D., & Larrouy-Maestri, P. (2024). Perceptual (But Not Acoustic) Features Predict Singing Voice Preferences.

Scientific Reports, 14,8977. https://doi.org/10.1038/s41598-024-58924-9

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