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Warum dein Herz anders schlägt: Was jede Frau über Herzinfarkt wissen sollte

Du kennst das Gefühl: Wieder ein stressiger Tag im Büro, dann schnell die Kinder abholen, Abendessen kochen und nebenbei noch die Wäsche machen. Plötzlich spürst du einen Druck auf der Brust – als würde ein Elefant darauf sitzen. “Nur Stress”, denkst du dir und machst weiter. Doch was, wenn es mehr ist? Was, wenn dein Körper dir ein wichtiges Signal sendet, das du nicht erkennst? Über 51.000 Frauen sterben jährlich an Herzerkrankungen – viele davon, weil sie die Warnsignale ihres Körpers falsch deuten. Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung, Chefärztin der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Intensivmedizin, Marien-Hospital Wesel, (siehe Foto) informiert über Frauenherzen.

Das Märchen vom “Männerherz”

Lange galt der Herzinfarkt als typische Männerkrankheit. Ein fataler Irrtum! Zwar schützen Hormone Frauen etwa zehn Jahre länger als Männer, doch spätestens in den Wechseljahren kehrt sich das Blatt. Über 17.500 Frauen sterben jährlich allein am Herzinfarkt – und die Dunkelziffer könnte noch höher sein, denn viele Fälle werden schlichtweg übersehen.

Das Problem: Frauenherzen “sprechen” eine andere Sprache. Während Männer meist den klassischen Brustschmerz verspüren, zeigt sich ein Herzinfarkt bei Frauen oft völlig anders. Atemnot, ein Ziehen in den Armen, unerklärliche Müdigkeit, Übelkeit oder Rückenschmerzen – diese Symptome werden schnell als “Frauenleiden” abgetan oder dem Stress zugeschrieben.


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Wenn der Körper SOS funkt

Stell dir Emma vor: 36 Jahre alt, Vollzeit-Managerin und alleinerziehende Mutter. Ihr Leben ist ein einziger Spagat zwischen Karriere und Familie. Die ersten Warnsignale ihres Körpers deutet sie falsch – der Druck auf der Brust? Nur Stress. Die Übelkeit und Oberbauchschmerzen? Wahrscheinlich etwas Falsches gegessen. Erst als ihre aufmerksame Nachbarin die Symptome richtig deutet und den Notruf 112 wählt, wird Emma rechtzeitig gerettet.

Diese Geschichte ist kein Einzelfall. Viele Frauen interpretieren die Warnsignale ihres Herzens falsch, weil sie anders sind als bei Männern. Besonders tückisch: Die Symptome können sich über Stunden oder sogar Tage entwickeln und werden oft als “normal” abgetan.

Die hormonelle Zeitbombe

Mit den Wechseljahren verändert sich alles. Der schützende Östrogenspiegel sinkt, während das Testosteron steigt. Diese hormonelle Umstellung hat dramatische Folgen: Das Risiko für Bluthochdruck verdoppelt sich, die Gefäße verlieren ihre Elastizität, und das gefährliche Bauchfett sammelt sich an.

Besonders heimtückisch: Bauchfett produziert selbst Hormone, die den Appetit anregen und den Blutdruck steigen lassen – ein Teufelskreis. Hinzu kommen oft Schlafstörungen und Ängste, die das Herz zusätzlich belasten. Plötzlich bist du nicht mehr nur Frau, sondern trägst das gleiche Herzrisiko wie ein Mann.

Deine Körpersignale richtig deuten

Lerne, auf deinen Körper zu hören. Ein Herzinfarkt bei Frauen kann sich zeigen als:

  • Druck oder Engegefühl in der Brust (nicht immer schmerzhaft)
  • Atemnot, auch ohne Anstrengung
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schmerzen in Armen, Schultern, Nacken oder Kiefer
  • Unerklärliche Müdigkeit und Schwächegefühl
  • Schmerzen im Oberbauch oder Rücken
  • Schweißausbrüche und Angstzustände

Wichtig: Diese Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten und sich über längere Zeit entwickeln. Vertraue deinem Bauchgefühl – wenn etwas nicht stimmt, zögere nicht, den Notruf 112 zu wählen.

Vorsorge ist Herzschutz

Ab 40 Jahren solltest du regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung – bei familiärer Vorbelastung sogar früher. Lass Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin und Gewicht kontrollieren. Diese stillen Killer spürst du nicht, aber sie können dein Herz massiv schädigen.

Die gute Nachricht: Du kannst aktiv vorbeugen. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, gesunde Ernährung, Verzicht auf Zigaretten und maßvoller Alkoholkonsum schützen dein Herz. Besonders in den Wechseljahren solltest du deinen Blutdruck im Auge behalten – miss ihn regelmäßig oder lass ihn beim Arzt kontrollieren.

Nimm dein Herz ernst

Dein Herz verdient die gleiche Aufmerksamkeit wie deine Familie, dein Job oder deine Freunde. Höre auf die Signale deines Körpers und nimm sie ernst. Ein “Das wird schon wieder” kann im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein.

Denk daran: Du bist nicht nur für andere da – du bist auch für dich selbst verantwortlich. Dein Herz schlägt für dich, sorge du dafür, dass es das noch lange tut.

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