Gesundheit

Wann ist die beste Tageszeit für eine Krebsbehandlung?

Die innere Uhr und ihre Bedeutung für die Krebsbehandlung

    Unser Körper arbeitet im Takt einer inneren Uhr. Die spielt eine entscheidende Rolle bei der Wirksamkeit von Krebsmedikamenten? Wie gut Medikamente wirken, hängt auch davon ab, zu welcher Tageszeit sie eingenommen werden. Wie die Krebsbehandlung besser wird, zeigt die Charité aus Berlin.

    Unsere innere Uhr, auch zirkadianer Rhythmus genannt, bestimmt nicht nur, wann wir schlafen und essen, sondern auch, wie aktiv unsere Zellen zu verschiedenen Tageszeiten sind. Dieser Rhythmus beeinflusst somit, wie gut unser Körper auf Medikamente reagiert. Besonders bei der Chemotherapie ist das von großer Bedeutung, da die Behandlung dann am effektivsten ist, wenn die Krebszellen sich gerade teilen. Leider wurde dieses Wissen bisher in der klinischen Praxis kaum angewendet – bis jetzt.

    Auf der Suche nach dem perfekten Zeitpunkt

      Mediziner von der Charité hat sich das Ziel gesetzt, den optimalen Zeitpunkt für die Verabreichung von Krebsmedikamenten zu bestimmen. Man konzentrierte sich auf eine besonders aggressive Form von Brustkrebs, den sogenannten triple-negativen Brustkrebs.

      Triple-negativer Brustkrebs unter der Lupe

        Was macht triple-negativen Brustkrebs so besonders? Diese Krebsart ist besonders schwierig zu behandeln, da es nur wenige wirksame Therapieoptionen gibt. „Wir haben Zellen von Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs kultiviert, um zu beobachten, wie sie zu unterschiedlichen Tageszeiten auf die verabreichten Medikamente reagieren“, erläutert Carolin Ector. 

        Wann wirken Krebsmedikamente am besten?

          So fanden die Wissenschaftler heraus, dass bestimmte Tageszeiten existieren, zu denen die Krebszellen besonders empfindlich auf Medikamente reagieren. Zum Beispiel zeigte sich, dass das Chemotherapeutikum 5-Fluorouracil zwischen 8 und 10 Uhr morgens am besten wirkte. Sie konnten sogar herausfinden, welche Gene dafür verantwortlich sind. „Wir nennen diese Gene ‚core clock genes‘, also zentrale Uhren-Gene. Sie beeinflussen die Empfindlichkeit von Krebszellen gegenüber Behandlungen zu verschiedenen Tageszeiten erheblich“, sagt Adrián Granada. Diese Erkenntnisse sind revolutionär, da sie aufzeigen, dass nicht nur die Art des Medikaments, sondern auch der Zeitpunkt der Einnahme entscheidend für den Behandlungserfolg sein kann.

          Personalisierte Behandlungspläne als Zukunft der Krebstherapie

            Das Forscherteam geht davon aus, dass diese Methode in Zukunft dazu beitragen kann, personalisierte Behandlungspläne zu entwickeln. Diese könnten nicht nur die Wirksamkeit der Therapie steigern, sondern auch unerwünschte Nebenwirkungen reduzieren. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass personalisierte Behandlungspläne basierend auf den individuellen zirkadianen Rhythmen die Wirksamkeit von Krebstherapien erheblich verbessern könnten“, fasst Dr. Adrián Enrique Granada zusammen.

            Fazit: Die Zukunft der Krebsbehandlung beginnt jetzt

              Die Forschung der Charité zeigt, dass die innere Uhr unseres Körpers eine weitaus größere Rolle spielt, als bisher angenommen. Für Patienten könnte das bedeuten, dass in Zukunft nicht nur das „Was“, sondern auch das „Wann“ bei der Krebsbehandlung entscheidend ist. 

              Die Studie entstand am Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC) unter der Federführung von Dr. Adrián Enrique Granada (Letztautor). Er leitet dort das „Granada Lab“, eine Arbeitsgruppe mit dem Schwerpunkt System-Onkologie. Carolin Ector, Erstautorin der Veröffentlichung, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am CCCC und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Für die Sammlung komplexer Zeitreihendaten zur inneren Uhr hat das Team eng mit dem Labor für Chronobiologie an der Charité unter der Leitung von Prof. Dr. Achim Kramer zusammengearbeitet. Die Datenanalyse entstand in Kooperation mit Prof. Dr. Hans-Peter Herzel vom Institut für Theoretische Biologie der Humboldt-Universität sowie mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Thomas Sauter von der Universität Luxemburg. Die Studie wurde u. a. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

              Teilen
              ×