Jacques Pépin – Ein Koch, gemacht von Liebe und Lauchgemüse
Manche Karrieren beginnen mit einem schicken Diplom. Andere mit Vitamin B. Und dann gibt es Jacques Pépin. Bei ihm begann alles in der Küche seiner Großmutter.
Kein Fernsehteam, kein Sternekoch mit Zipfelmütze. Nur eine alte Frau mit einem Messer, einem Gemüsetopf – und dieser stillen, weltverändernden Art, wie sie Kartoffeln schälte. In Bourg-en-Bresse, einem kleinen Ort in Frankreich, lernte der kleine Jacques, wie Lauch duftet, wenn er in Butter zerfällt. Wie man aus Knochen Brühe macht. Und dass Kochen nicht Rechnen ist, sondern Zärtlichkeit.
Ohne sie – das hat er oft gesagt – wäre er vielleicht Autoschlosser geworden. Und das ist nicht despektierlich gemeint. Es hätte ihn nur keiner gekannt. Und ganz Frankreich hätte einen Koch weniger gehabt, der verstand, dass gutes Essen nichts mit Inszenierung zu tun hat – sondern mit Erinnerung.
Denn das ist das, was diese Großmutter ihm beigebracht hat: Dass jedes Lebensmittel Respekt verdient. Dass eine Pastete nicht schnell, aber dafür himmlisch sein kann. Und dass Kochen mehr ist als satt werden – nämlich eine Form von Liebe.
Mit 13 ging Jacques Pépin in die Lehre. Wurde besser, schneller, berühmter. Kochte für Präsidenten, schrieb Bücher, wurde Legende. Aber er blieb, was er von Anfang an war: ein Kind mit einem großen Herzen für Coq au Vin. Die Gerichte seiner Großmutter blieben in seinem Kopf, in seiner Sprache, in seinen Rezepten. Und sie gaben ihm etwas, das heute in vielen Kochshows verloren geht: Würde.
Er hat ihr ein Denkmal gesetzt, nicht aus Marmor, sondern aus Butter.
Seine Bücher La Technique und La Méthode erzählen nicht nur, wie man schneidet. Sondern auch, warum man’s tut. Vielleicht ist das das größte Geheimnis: Dass manche Menschen keine Denkmäler brauchen, weil sie längst in einem Leben weiterleben. In einem Geschmack. In einem Jungen, der jetzt ein alter Mann ist und nie vergessen hat, wer ihn in die Küche geholt hat. Und ich? Ich finde, in jeder guten Köchin, in jedem guten Koch, steckt irgendwo eine Großmutter. Manchmal hört man sie, wenn jemand mit Hingabe Zwiebeln rührt. Manchmal schmeckt man sie, wenn ein Gericht einen tröstet, ohne Worte. Und manchmal reicht schon ein Duft und man weiß: Da war jemand, der es gut mit dir gemeint hat.
Hier schreibt Claudia vom Minerva-Vision-Team.
Als echtes Omakind hat sie früh gelernt: Gute Antworten brauchen kein Coaching, manchmal reicht ein Platz am Küchentisch. Heute schreibt sie über das, was uns wirklich guttut: gute Fragen, einfache Antworten, leckeres Essen – und das Glück, wenn jemand einfach da ist.
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