Kolumne

Nostalgie-Erinnerungen: Zeitreise in die Vergangenheit

Die Puppenärztin

Die Sonne warf ihr goldenes Licht durch das kleine Fenster, tanzte auf dem Holzfußboden, während meine Oma sich niederließ. Mit ruhiger Hand nahm sie die alte Stoffpuppe auf ihren Schoß, als wäre es ein Wesen aus Fleisch und Blut.

„Siehst du, Kind,“ sagte sie, während die Nadel durch den zerschlissenen Stoff glitt, „nicht alles, was Risse bekommt, muss fortgeworfen werden. Manches kann genäht, geflickt, gerettet werden.“ Ihre Finger strichen über das zarte Gewebe, führten es wieder zusammen, bis die Naht kaum mehr zu sehen war.

Ich betrachtete sie. In diesem Augenblick begriff ich: Die Welt verlangt nicht immer nach Neuem, nicht nach makelloser Schönheit – sondern nach Menschen, die bewahren.

Als die letzte Naht getan war, hielt meine Großmutter die Puppe ins Licht. „Da, siehst du? Als wäre nichts gewesen.“


Weitere Themen:

Die Regierung sieht es genauso. 

Auch die Regierung hat es erkannt, spät vielleicht, doch immerhin: Nicht alles, was bricht, muss entsorgt werden. Nicht alles, was einen Riss bekommt, verliert seinen Wert. „Mit dem Förderprogramm ‚Reparieren statt Wegwerfen‘ wollen wir die Lebensdauer von Produkten verlängern, um Ressourcen zu sparen.“ So steht es auf den Seiten des Bundesumweltministeriums. „Repair-Cafés und Selbsthilfewerkstätten sind eine wichtige Stütze für das Recht auf Reparatur.“ Orte also, an denen Menschen zusammenkommen, um zu flicken, zu retten, zu erhalten. Orte für eine Welt, die sonst zu schnell vergisst. Ich bin übrigens darin aufgewachsen – in einem echten Repair-Café. Das war für mich das normalste auf der Welt. Etwas wegzuwerfen, was noch funktioniert? Käme mir nie in den Sinn. Das, was heute als nachhaltige Lebensweise beworben wird, war früher üblich. Gutes kommt eben immer wieder….

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