
Meine beste Bucket List: 50 Dinge, die du erleben solltest
Von Jana Löwenfeld
Ich hab letztens meine Bildschirmzeit gecheckt, sieben Stunden, pro Tag. Davon dreieinhalb auf Instagram, zwei auf TikTok, der Rest ging drauf für Google Maps, weil ich selbst den Weg zum Bäcker vergesse, wenn mein Hirn im Flugmodus ist. Dabei passiert offline gerade… nichts. Also wirklich: nichts. Ich arbeite, ich scrolle, ich esse Toast vor Netflix, und wenn ich sonntags gefragt werde, wie meine Woche war, dann lüge ich. “Ganz schön stressig”, sage ich, dabei war sie einfach nur… leer, ohne Highlights, ohne „Weißt du noch“-Momente, ohne alles. Und ich weiß: Ich bin nicht allein, willkommen in der Generation Kalenderleerstand mit Dopamin-Overload. Wir leben digital, aber wir erleben kaum noch was. Deshalb kommt hier die Gegenbewegung, keine To-do-Liste, sondern eine Ta-daa-Liste, keine Selbstoptimierung, sondern Selbstverlebendigung. 50 Dinge, die wir 2025 erleben sollten, nicht weil sie auf Instagram gut aussehen, sondern weil sie sich gut anfühlen.
Aktiv werden
- An einem Marathon oder 5-km-Lauf teilnehmen – z. B. beim Stadtlauf in deiner Nähe.
- Drei Monate lang Yoga machen – feste Routinen mit Online-Videos oder im Studio.
- Eine neue Sportart ausprobieren – etwa Klettern, Boxen oder Bouldern.
- Eine mehrtägige Wanderung unternehmen – z. B. auf dem Eifelsteig oder im Harz.
- Im Regen spazieren gehen – ohne Schirm, einfach so.
- Mit Freund:innen Volleyball, Fußball oder Badminton spielen – im Park oder in der Halle.
- Kanu fahren – auf einem ruhigen See oder einem Fluss mit leichter Strömung.
Neues probieren
- Ein fremdes Gericht essen – zum Beispiel äthiopisch, koreanisch oder syrisch.
- Brot selbst backen – klassisch mit Hefe oder experimentell mit Sauerteig.
- Auf dem Markt einkaufen und frisch kochen – z. B. ein saisonales Gemüsegericht.
- Eigene Limonade herstellen – mit Zitrone, Minze und Honig oder experimentellen Zutaten.
- Barbecue oder Brunch veranstalten – mit Freund:innen im Garten oder Park.
- Alleine essen gehen – bewusst genießen und beobachten statt scrollen.
- Eis selbst machen – mit oder ohne Eismaschine, aus Joghurt, Sahne oder Obst.
- Großzügiges Trinkgeld geben – spontan im Café oder beim Lieferservice.
Kreativ sein
- Töpferkurs besuchen – oder einmalig an einem offenen Studioabend teilnehmen.
- Einen Kurs zum Lieblingsthema machen – z. B. Schreiben, Fotografie oder Musikproduktion.
- Fotoshooting mit einer Freundin planen – an einem besonderen Ort oder mit witzigem Motto.
- Stricken oder Häkeln lernen – z. B. einen Schal oder eine Mütze für den Winter.
- Flohmarktfund upcyceln – z. B. ein altes Regal neu streichen.
- Scrapbook oder Erinnerungsalbum gestalten – mit alten Fotos, Tickets und Texten.
- Freundschaftsarmbänder machen – aus Garn, Perlen oder Lederbändern.
- Beim Picknick malen – mit Aquarell, Stiften oder Kreide im Skizzenbuch.
Unterwegs sein
- In eine fremde Stadt ohne Plan reisen – und dich dort einfach treiben lassen.
- Eigene Stadt wie ein Tourist erkunden – mit Stadtführung, Museum und Cafébesuch.
- Spontan zu einem unbekannten Konzert gehen – an der Abendkasse oder Open Air.
- Festival besuchen – egal ob Musik, Kunst oder Streetfood.
- Städtetrip mit einer Freundin machen – z. B. nach Kopenhagen, Wien oder Amsterdam.
- Campen gehen – mit Zelt oder Camper, irgendwo im Grünen.
- Museum besuchen und mehr über ein Kunstwerk erfahren – inkl. Recherche zuhause.
- Neue Bücherei besuchen und ein Buch ausleihen – gerne auch in einer anderen Stadt.
- Eine lokale Veranstaltung besuchen – z. B. ein Nachtflohmarkt, Lesung oder Open Mic.
Zeit teilen
- Ein Date für dich oder eine:n Freund:in planen – z. B. mit Überraschungsmenü oder Spieleabend.
- An einem Krimidinner teilnehmen oder selbst eins machen – mit Kostüm und Rollenverteilung.
- Buchclub besuchen oder gründen – mit regelmäßigen Treffen und Snacks.
- Kaffeetreffen mit einer unbekannten Person – z. B. über Bumble BFF oder Uni-Gruppen.
- In einem Café lesen und ins Gespräch kommen – vielleicht mit der Person am Nachbartisch.
- Filmabend mit Motto organisieren – z. B. 90er-Nostalgie oder Oscar-Nacht.
- Blumen oder Erdbeeren pflücken – auf dem Feld oder im eigenen Garten.
- Alte Fotos anschauen und Kontakt aufnehmen – mit jemandem, den du lange nicht gesehen hast.
Bewusst leben
- Eine Massage buchen – z. B. zur Entspannung oder nach dem Sport.
- Einen Sonnenuntergang beobachten – vom Balkon, Hügel oder Seeufer aus.
- Einen perfekten Sommertag planen und erleben – von Frühstück bis Lagerfeuer.
- Einen Tag ohne Handy verbringen – offline, nur mit dir selbst.
- Ein 1000-Teile-Puzzle machen – allein oder gemeinsam, für Geduld und Fokus.
- An den Rauhnächten teilnehmen – mit Ritualen, Räucherwerk und Reflexion.
- Zwölf Bücher in einem Jahr lesen – ein Titel pro Monat, Genre nach Lust.
- Ein Buch an einem Tag lesen – gemütlich mit Tee oder draußen in der Sonne.
- Wohnung ausmisten und spenden – alles, was du nicht mehr brauchst, weitergeben.
- Eigene Bucket List schreiben – ganz individuell für dich.
Und was mache ich als Erstes? Ich setz mich ohne Handy in ein kleines Café, bestelle einen zu süßen Chai Latte, den ich eigentlich nie mag, und öffne ein Buch, das ich nie beendet habe. Vielleicht spricht mich jemand an, vielleicht auch nicht, aber ich werde da sein, wach, anwesend, echt. Und du? Was steht bei dir auf Platz eins? Let’s unscroll life.
Der Kommentar von Nina, unserem Mental-Health-Coach: Werde zum Gestalter deines Lebens.
Was Jana beschreibt, ist kein Lifestyle-Problem. Es ist eine existenzielle Frage: Wie sehr bin ich noch in Beziehung zu mir selbst und zur Welt um mich herum? Und es ist eine ehrliche, bewegende Antwort auf ein Phänomen, das ich in meiner Arbeit mit Familien und Jugendlichen oft beobachtet habe, den Verlust an Lebendigkeit durch einen Überfluss an Ablenkung.
Die sogenannte “Ta-daa-Liste” ist in Wahrheit etwas viel Tieferes: Sie ist eine Einladung, sich wieder als Gestalter:in des eigenen Lebens zu erleben, nicht im Sinne von Optimierung, sondern von Verbindung. Zu sich. Zu anderen. Zum echten Leben.
All diese kleinen Erlebnisse, vom Picknick mit Wasserfarben bis zum Fremden, der sich vielleicht an den Tisch setzt, sind keine Fluchten aus dem Alltag, sondern Schritte in die eigene Integrität. Sie sind Ausdruck eines Lebens, das sich wieder spüren will.
Und vielleicht ist das Wichtigste an dieser Liste gar nicht, dass man alles schafft. Sondern, dass man beginnt. Dass man den Mut findet, sich selbst wieder zu begegnen, ohne Filter, ohne Dauerleistung, ohne Ablenkung. Einfach da zu sein. Und das als wertvoll zu erleben.
Denn Selbstfürsorge ist kein Luxus. Sie ist eine Form von Verantwortung. Und echte Verantwortung beginnt damit, sich selbst nicht zu verlassen, auch dann nicht, wenn es bequemer wäre.
Der Kommentar von Jonas, unserem Experten für Neurobiologie: Ich sag’s mal so: Wenn deine Woche so leer ist, dass du sie mit „stressig“ beschönigst, obwohl du eigentlich nur Toast vor Netflix gegessen hast, dann ist das kein Burnout, sondern eher ein Dörr-out.
Innerlich ausgetrocknet von zu viel Scrollen und zu wenig Leben. Jana bringt mit ihrer „Ta-daa-Liste“ etwas Wunderschönes auf den Punkt: Wir haben verlernt, Erlebnisse zu sammeln, die nicht nach Likes riechen, sondern nach Leben. Und das ist dringend nötig! Denn was nützen uns all die Hochglanzmomente im Feed, wenn unser Hirn vor Langeweile Däumchen dreht und unser Herz fragt: „War’s das jetzt?“
Medizinisch gesprochen: Unser Dopaminsystem ist völlig überfordert. Permanent kleine Reize, aber nie echte Befriedigung. Kein Wunder, dass wir uns leer fühlen. Und zwar nicht leer wie „Endlich Ruhe“, sondern leer wie „Ich weiß gar nicht mehr, was ich mit mir anfangen soll, wenn mein Handy mal lädt.“
Was ich liebe: Diese Liste fragt nicht: „Wie kannst du produktiver werden?“ Sondern: „Wie kannst du wieder lebendig werden?“ Das ist ein riesiger Unterschied. Und übrigens auch ziemlich gesund.
Denn Studien zeigen: Menschen, die kleine, echte Erlebnisse machen, sei es Brotbacken, Tanzen, im Regen spazieren, haben nicht nur bessere Laune, sondern auch ein stärkeres Immunsystem. Ja, richtig gehört: Lebensfreude ist messbar. Und heilbar.
Mein Tipp: Such dir eine Sache aus dieser Liste. Nicht die spektakulärste. Sondern die, bei der dein Bauch sagt: „Ach, das hab ich ja ewig nicht gemacht.“ Und dann tu es. Ohne Foto. Ohne Story. Einfach nur für dich. Denn das beste Leben ist nicht das, das sich gut posten lässt, sondern das, das sich gut anfühlt.
Also: weniger Bildschirmzeit, mehr Herzenszeit. Und wenn dich jemand fragt, wie deine Woche war, dann sagst du vielleicht bald: „Ich war im Regen spazieren, hab gelacht, bin nass geworden und es war wunderbar.“