Psychologie

Macht macht untreu!

Warum die Mächtigen eher fremdgehen


Wir erleben das doch so oft. Fußballspieler heiraten ihre Jugendliebe, werden erfolgreich und dann? Steht Ehefrau Nummer 2 auf der Matte. Ob Politiker, Promis, CEOs – Macht und Erfolg scheinen oft Hand in Hand mit Seitensprüngen zu gehen. Aber warum? Eine neue Studie zeigt: Wer sich mächtig fühlt, glaubt oft, mehr Optionen in der Liebe zu haben und weniger abhängig von der Beziehung zu sein. Psychologen der University of Rochester und der Reichman University in Israel erklären, warum Macht die Treue in Beziehungen ins Wanken bringt. Und wir haben genau hingehört.


Macht macht’s möglich

Es ist nicht so, dass Erfolg automatisch zu Untreue führt – aber die Wahrscheinlichkeit steigt. Die neue Studie, die im Fachjournal Archives of Sexual Behavior veröffentlicht wurde, zeigt: Menschen, die sich mächtig fühlen, verhalten sich anders in Liebesdingen. Sie sind selbstbewusster, glauben, attraktiver zu sein, und fühlen sich weniger von ihrem Partner abhängig.

„In einer romantischen Beziehung könnten diese Machtverhältnisse dazu führen, dass der mächtigere Partner denkt, er bringt mehr in die Beziehung ein als der weniger mächtige Partner,“ erklärt Prof. Gurit Birnbaum, von der Reichman University. „Die Mächtigeren könnten dies als Zeichen sehen, dass sie mehr Optionen außerhalb der Beziehung haben und generell begehrenswertere Partner sind.“


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Die Machtspiele der Liebe – getestet in vier Experimenten

Um diese Dynamik zu verstehen, führten die Forscher vier Studien durch. Alle Teilnehmer waren in monogamen, heterosexuellen Beziehungen seit mindestens vier Monaten.

  1. Macht und Fantasien: In der ersten Studie beschrieben die Teilnehmer entweder eine Situation, in der sie sich ihrem Partner überlegen fühlten, oder einen normalen Tag in ihrer Beziehung. Einmal fühlten sie sich also überlegen und mächtig, ein anderes Mal gleichwertig. Und das hat etwas geändert – das zeigte sich unmittelbar danach. Dann schrieben sie nämlich eine sexuelle Fantasie über jemanden, der nicht ihr Partner war – und wenn sie sich mächtiger fühlten, war die Fantasie deutlich konkreter.
  2. Die Fotosession: In der zweiten Studie sahen die Teilnehmer Fotos von Fremden und mussten unter Zeitdruck entscheiden, welche Personen sie sich als potenzielle Partner vorstellen könnten – dies geschah wieder nach der „Machtmanipulation“. Und wieder zeigte sich: Macht bewirkt sexuelle Freizügigkeit.
  3. Attraktive Ablenkungen: In der dritten Studie beschrieben die Teilnehmer ihre eigenen Machtverhältnisse in der Beziehung und schätzten ihren „Wert“ als Partner im Vergleich zu ihrem Partner ein. Anschließend arbeiteten sie mit einer attraktiven Person (einem eingeweihten Insider) zusammen und bewerteten danach ihr sexuelles Verlangen gegenüber dieser Person. Ratet, wie es ausging? Richtig! Macht verdirbt wirklich den Charakter.
  4. Tägliche Berichte: In der letzten Studie protokollierten beide Partner drei Wochen lang täglich ihre Wahrnehmung von Macht in der Beziehung, ihren eigenen Wert als Partner und jegliche sexuellen Fantasien, Flirts oder Interaktionen mit anderen Personen.

Was die Ergebnisse zeigen

Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Menschen, die sich mächtig fühlten, zeigten ein erhöhtes Interesse an anderen potenziellen Partnern – sowohl in Fantasien als auch in realen Situationen.

„Diejenigen mit einem stärkeren Machtgefühl könnten motiviert sein, ihre Verpflichtung zur Beziehung zu ignorieren und ihren Wunsch nach kurzen Affären oder neuen Partnern auszuleben, falls sich die Gelegenheit ergibt,“ erklärt Harry Reis, Psychologieprofessor an der University of Rochester.

Ein weiteres Problem: Menschen, die sich mächtiger fühlten, bewerteten ihren eigenen Wert als Partner oft höher als den ihres Partners. Diese Dynamik kann langfristig die Beziehung destabilisieren.

„Wenn Menschen sich mächtig fühlen und glauben, mehr Beziehungsoptionen zu haben als ihr Partner, sind sie eher geneigt, anderen potenziell vielversprechenden Alternativen Aufmerksamkeit zu schenken,“ so Reis. „Der Glaube, andere Optionen zu haben – wie mögliche Partner – kann die Bindung an die aktuelle Beziehung schwächen.“


MiVi-Fazit: Ein Hauch Macht, ein Hauch Risiko

Die Studien zeigen klar: Macht verändert, wie wir uns selbst und unsere Beziehungen sehen. Wer sich mächtig fühlt, glaubt oft, mehr Optionen zu haben und weniger abhängig von der Liebe zu sein – ein Nährboden für Untreue. Deshalb ist die Grundlage für eine stabile Beziehung die Gleichwertigkeit. Wir sollten hellhörig werden, wenn unser Partner einen “Höhenflug” hat. Fliegt er zu hoch, könnte Gefahr drohen. Es lohnt sich auf jeden Fall, die eigenen Beziehungen und Machtgefühle bewusst zu reflektieren.

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