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Informatiker weiß, welche Fehler du im Darknet machst.

Du willst sicher im Darknet surfen? Diese Fehler solltest du nicht machen.

Das Darknet – für die meisten ist es ein dunkler, gruseliger Ort voller illegaler Machenschaften. Hier kaufen Kriminelle Drogen, Waffen und T-Shirts in fragwürdiger Qualität und mit ebensolchen Aufdrucken. Doch eine aktuelle Studie der FernUniversität Hagen bringt interessante Erkenntnisse zutage: Auch Journalisten, Whistleblower und Leute, die „nur mal kurz schauen“ wollen, nutzen das Darknet. Sogar die BBC und der NDR haben sich hier niedergelassen – und bieten, unfassbar aber wahr, legale Inhalte an!

Wie viele Verbrecher sind zu viele Verbrecher?

Dass das Darknet voller Verbrecher ist, wissen wir alle. Oder? Pascal Tippe, Informatiker an der FernUniversität in Hagen, erforscht das Tor-Netzwerk und die Mechanismen der Anonymität, die dort geboten werden – und die zugleich ein Dorn im Auge der Strafverfolgungsbehörden sind. Für diese Menschen ist das Darknet ein notwendiger Schutzraum, wo sie unzensiert kommunizieren und auf Missstände hinweisen können. Mein Mann hatte sich das übrigens auch mal installiert. „Als ich sah, dass du dort Granaten und Panzer kaufen konntest, habe ich mir das wieder gelöscht“, erzählt er mir. Das war ihm dann doch zu unheimlich. Aber da, Viele Menschen nutzen das Darknet, weil sie sich vor Zensur schützen oder Informationen anonym teilen wollen.Wikileaks nutzt das Darknet, die BBC und auch der NDR in Deutschland betreiben im Tor-Netzwerk „anonyme Briefkästen“, über die Whistleblower Daten sicher übermitteln können. Andere Medien wie die Deutsche Welle betreiben ihre Webseite auch im Darknet, um der Zensur in einigen Ländern zu entgehen.

Doch was ist eigentlich das Darknet?

Das Darknet ist nicht getrennt von dem Internet „dem Clear Web“, in dem wir shoppen oder mit unseren Freunden schreiben. Vielmehr ist es ein kleines Teilstück des Deep Webs. Das Deep Web bildet mit Abstand (90 % des gesamten Internets) den größten Bereich, dort befinden sich Firmendatenbanken oder Online-Speicher. Diese Inhalte sind jedoch geschützt. Daher ist auch das Darknet nicht auf die herkömmliche Weise zu finden. Nur mit Hilfe von einem Anonymisierungsnetzwerk wie Tor (ursprünglich „The Onion Routing“).

Das Tor-Netzwerk

Wie die FernUni Hagen berichtet, liegt das Geheimnis des Darknets in seiner Struktur: Das Tor-Netzwerk, das den Zugang ermöglicht, basiert auf mehreren Schichten der Anonymität – oder wie Pascal Tippe erklärt, „wie eine Zwiebel!“, was dann überraschenderweise auch den Namen „Onion Routing“ erklärt. Viele Nutzer im Darknet dachten wohl bislang, es gäbe auch für das Darknet so etwas wie ein Hauptmenü – mit Aufteilung in „Verbrechen“, „Nicht-Verbrechen“ und „Schaue ich mir mal aus Neugier an“. Doch ganz so ist es eben nicht. Das Darknet ist halt mehr so wie ein supercooler, ranziger Hinterhof. Man kann es nur betreten, wenn man weiß, wo der Eingang ist. Und wenn man drin ist, hofft man, dass es jemand anderes sauber hält. Denn Regeln gibt es keine. Und das macht es Strafverfolgungsbehörden schwer.

Ist das FBI wirklich ins Darknet verlegt worden?

Auch das FBI treibt sich immer mehr im Darknet herum. Ganz offiziell natürlich, wie sie beteuern. Die Aufklärung von Verbrechen im Zusammenhang mit Tor ist oft problematisch. „Es gibt in jedem Land andere Gesetze, welche Beweise rechtmäßig zugelassen sind und welche Methoden Strafbehörden anwenden dürfen.“ Die Verfahren sind dabei nicht immer transparent. „Es gab einen Fall, in dem das FBI eine Schadsoftware bei einem Angeklagten einschleusen konnte. Den Code dafür wollten sie nicht herausgeben und begründeten dies damit, dass der Code im Laufe der Ermittlungen verloren ging. Ein weiteres Problem ist die technische Verifikation von digitalen Beweisen vor Gericht. Angeklagte haben oft Schwierigkeiten, die Zuverlässigkeit und Authentizität der gegen sie vorgelegten Beweise anzufechten. Die schiere Menge an Daten, die Strafverfolgungsbehörden während Ermittlungen sammeln können, erschwert es zusätzlich, alle Beweise genau zu prüfen. Den Wissenschaftlern geht es nicht darum, dass Straftäter geschützt werden, sondern darum, dass es in der Justiz in allen Ländern noch keine einheitliche Linie gibt, wie mit diesen Beweisen rechtmäßig umgangen wird. „Es kann je nach Richter unterschiedlich sein, ob solche Beweise zu einer Verurteilung führen.“, so Tippe. Besonders komplex wird es bei internationalen Ermittlungen. Ist es dann rechtens, wenn Straftäter ausgeliefert werden? Gelten diese Beweise in Deutschland? „Das sind alles Fragen, die noch nicht klar geregelt sind.“

So macht man’s richtig! (Oder wenigstens sicher)

Für die Forschenden bleibt die Frage: Wie können die Rechte der Nutzer

im Darknet geschützt werden, ohne dabei Straftätern einen Vorteil zu verschaffen? Nun, ich glaube fest an eure Integrität, und deshalb habe ich hier für euch die größten Fehler aller Darknet-Verbrecher: Niemals das gleiche Pseudonym verwenden wie auf Facebook oder anderen Social-Media-Kanälen, und bitte keine private E-Mail angeben.

Die zwei Pioniere der Anonymitätsforschung hoffen nun, dass sie mit ihren Guidelines für Aufklärung sorgen können – und damit den Verfolgten dieser Welt zeigen, wie sie sicher im dunklen Teil des Internets unterwegs sind. Die Kehrseite: auch Verbrecher profitieren von diesen Erkenntnissen. Deshalb wollen sie dem Tor-Projekt, einem Non-Profit-Netzwerk, ebenfalls alle Hinweise übergeben. Und da sie ihre Ergebnisse in Form einer Studie veröffentlicht haben, habt ihr sie nun auch.

Zukunft: Wird das Darknet irgendwann doch sicherer als Tinder?

Ob das Darknet je wirklich sicher sein wird, bleibt offen. Das Tor-Netzwerk ist mit rund 8.000 Knotenpunkten in 50 Ländern und rund zwei Millionen täglichen Nutzer

das größte Netzwerk für anonyme Internetnutzung weltweit. Die „Onion-Routing“-Technologie verschleiert die Herkunft der Nutzer durch mehrfache Verschlüsselungen und Serverweiterleitungen. So bleibt der ursprüngliche Absender verborgen, was den Schutz der Identität gewährleistet. In einer Welt, in der immer mehr Informationen digital zirkulieren und Zensur auch heute noch ein Thema ist, bleibt das Tor-Netzwerk ein essenzielles Werkzeug für Menschen, die für Presse- und Meinungsfreiheit kämpfen, aber eben auch ein Ort, an dem man Panzer kaufen kann. Wenn ihr euch das jetzt mal anschauen wollt, dann passt gut auf euch und eure Daten auf.

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