Ich seh‘ was, was Du nicht siehst…
Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.

Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.
Kinder und Hunde, ein Dream-Team, das Anleitung braucht
„Gino ist ein toller Hund, mit dem können die Kinder alles anstellen. Die ziehen ihn im Fell, halten ihn am Schwanz fest, zupfen an den Ohren und können sich auf ihn draufschmeißen …. und DER MACHT GAR NICHTS!“, sagte die Frau. Während sie einen Kinderwagen vor sich herschob, liefen ihre drei Kinder um den Labrador herum und taten, laut johlend genau das, was die Frau eben gesagt hatte. Gino sah derweil aus, als würde er in Gedanken einen Asylantrag für ein X-beliebiges Tierheim formulieren.
Von einem Kunden erfuhr ich, dass der Hund seiner Nachbarin ein ganz „toller Hund“ sei, mit dem seine Kinder ALLES machen könnten und dass es so schade sei, dass sein eigener Hund, ein acht Monate alter Golden Retriever, nicht genauso sein könne. „Der zieht sich zurück, sobald die Kinder durchs Zimmer toben …“ Ich dachte nur, der Hund ist wahrscheinlich einbegabter Stratege…
Anscheinend kennt jeder diesen einen Hund, der alles aber auch ALLES mit sich machen lässt, ohne einen Mucks zu machen. Und dann stehe ich da, höre zu und mein inneres Ooohhmmm, weckt seinen kleinen Bruder, den fiesen kleinen Piesacker. Der wohnt bei mir im Spielverderber-Gen und macht sich immer dann bemerkbar, wenn draußen in der Anderswelt etwas grundlegend schiefläuft. „Finde den Fehler“, raunt mir mein fieser Piesacker zu, „dazu willst Du doch nicht schweigen?“ NEIN, will ich nicht … besser gesagt, kann ich nicht.
Manchmal fragte ich mich, worauf diese Menschen mit dem „ganz tollen Hund“ eigentlich so stolz sind, übersahen sie doch das Offensichtliche. Denn ihr Tier musste da eine ganze Menge aushalten. Ja, es waren tolle Hunde – durchweg. Und zwar, weil sie sich dieses distanzlose Verhalten der Kinder gefallen ließen, ohne sich zur Wehr zu setzen. Mein zweiter Gedanke war: Hoffentlich geht das gut. Denn ich sah Hunde, die nicht sehr entspannt und glücklich aussahen. Es waren Hunde die fast ununterbrochen beschwichtigten, ohne dass sich irgendjemand, etwa die Erwachsenen, die Mühe machten, auf ihre Signale zu achten.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich liebe Kinder und fände es toll, wenn sich jedes Kind frei entfalten könnte. Ein Hund in der Familie, bedeutet aber nicht nur die Möglichkeit sich auszuleben, sondern bringt auch den Anspruch mit, dass er respektvoll behandelt werden möchte. Deshalb betrachte ich es nicht als Erziehungserfolg, wenn sich ein Hund ALLES gefallen lässt.
Ich habe Glück, denn Finley liebt Kinder und zeigt ihnen gegenüber, eine schier unerschöpfliche Toleranz. Trotzdem leite ich diese Begegnungen, zeige den Kindern was er mag und sage, was nicht so schön für ihn ist. Alle profitieren davon. Die Kinder erlernen so den richtigen Umgang mit Hunden und Finley weiß, er kann sich auf mich verlassen. Er findet so ein paar lustige Spielkameraden und unserer Beziehung tut es auch gut.

Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.




