Leben

Hundefreilaufflächen, fight, freeze, viel Freude

Die mit dem Hund geht… Wie das Leben mit Hund wirklich abläuft.


Hier schreibt: Birgit Jaklitsch. Als die Juristin mit ihrem Golden Retriever Rüden Finley einen “vollkommen unerziehbaren Hund” hatte, entschloss sie sich, selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Ihren kritischen Blick als Gerichtsreporterin hat sie sich erhalten und gewinnt dadurch immer wieder humorvolle Erkenntnisse auf das Leben mit dem Hund. Birgit Jaklitsch hat eine Kolumne im Magazin Hundewelt und ist Buch-Autorin.

Hunde-Freilaufflächen gibt es in unserer Republik leider nicht genug.

Glücklicherweise gibt es eine, bei uns um die Ecke.  Nicht eingezäunt, idyllisch gelegen. Die Fahrgeräusche der vorbeiführenden Hauptverkehrsstraße dringen durch die Baumkronen und werden nur noch übertönt vom Geratter der Züge, die über die Bahngleise auf der anderen Seite poltern.

Man hat uns Hundebesitzer wirklich lieb in meiner Stadt. Aber egal, als Hundehalter nimmt was man kriegen kann.

Wir also rauf auf den Rasen, die Sonne lachte, Vorfreude pur, Dummys in der Tasche. Falls keine anderen Hunde auf der Wiese waren, wollten wir trainieren. Doch so kam es nicht. Links von uns standen vier Männer um die 50, Jogginghosen, hellblaue Sweatshirts und gaben sich hingebungsvoll einer Art Schattenboxen hin, gewissermaßen die Van-Damme-Light-Version von Karate.

Ich packte meine Dummys aus. Finley drehte aufgeregt eine Ehrenrunde um Van Dammes Erben. „Halloho, wir trainieren hier“, rief mir der drahtige Mittfünfziger zu, der offenbar the Leader oft he Pack war. Ich flötete zurück: „Ja, bleiben Sie ruhig, Sie stören uns nicht.“ Totale Irritation bei den Wiesen-Karatekas. Mein Gesprächspartner löste sich aus der Gruppe und kam auf mich zu.

Finley hatte indessen eine Nordicwalking-Gruppe am Ende des Rasens entdeckt. Die Herrschaften machten ihre Dehnübungen. Links neben der Gruppe standen an einen Baum gelehnt, die Nordicwalking-Stöcke, seufz.  Mein kleiner Menschenfreund preschte ungebremst in die Gymnastikgruppe, brachte zwei rüstige Rentner zu Fall, was denen mindestens genauso peinlich war wie mir. Finley apportierte inzwischen schon den zweiten Nordicwalking-Stock. Was soll man da machen? Positiv bestärken?

Die Rentnertruppe nahm es mit Humor und schickte meinen Hund laut gackernd auf Stock Nr. 3.


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Inzwischen hatte es auch der Vorstadt-Van-Damme bis zu mir geschafft. „Junge Frau“, sagte er. Danke dafür… also „Junge Frau wir wollen hier in Ruhe trainieren, IST DAS WOHL MÖGLICH?“ Zeitgleich fegte Finley gerade mit Stock Nr. 4 heran und donnerte das Stockende in die Kniekehlen des Hobby-Senseis.

Tja schau’n wir mal dachte ich: kann man auf der Landebahn des Flughafens frühstücken, auf der A1 Rollschuhfahren, unter Wasser steppen? Laut sagte ich: „Junger Mann, das hier ist eine Hundefreilauffläche.“ Und zeigte mit dem Zeigefinger auf das Schild von Ordnungsamt.

Finleys Rentner amüsierten sich derweil im Hintergrund: „Schau, Hundiiii wir haben noch mehr Stockiiiis!“ Finley raste los. Zeitgleich stapfte mein Gesprächspartner auf das brusthohe Schild zu. „Kann ja jeder sagen“, murmelte er.  Stock Nr.5 und 6 landeten auf Finleys Beutehaufen.

Ich hielt mich für weitere Beschwerden des Karatekas zur Verfügung. Der las das Schild, wurde rot, und ging den direkten Augenkontakt vermeidend, zu seinen Kumpels zurück.

Finley lag inzwischen völlig erschöpft neben dem Stöcker-Haufen. Ich sammelte seine Beute zusammen und bedankte mich bei den Nordicwalkern des örtlichen Sportvereines für das 1A Apportiertraining für meinen Hund, ich hätte es nicht besser machen können.

Lust auf mehr? Dann empfehlen wir “Dickes Fell und langer Atem” – Vom Überleben an der Schleppleine. Die Leserkommentare: “Zum Brüllen komisch”, “Einfach herrlich”, “Habe mich wieder erkannt” und “Wann kommt der nächste Jaklitsch?”. Birgit Jaklitschs Buch erschien im Minerva-Verlag und ist in jedem Buchhandel erhältlich oder direkt im Minervastore. www.Minervastore.de.

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