Forscher programmieren kranke Gehirnzellen um
Neue Hoffnung bei der Behandlung von Epilepsie und Schizophrenie.
Mainz – Ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Mainz und des King’s College London hat eine Methode entwickelt, die dabei helfen könnte, einige Gehirnerkrankungen künftig besser zu behandeln. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bestimmte Zellen im Gehirn – sogenannte Astrozyten – zu Nervenzellen umprogrammiert werden können, die wichtig für das reibungslose Funktionieren des Gehirns sind. Diese Entdeckung könnte eines Tages Menschen helfen, die an neurologischen Krankheiten wie Epilepsie oder Schizophrenie leiden.
Was passiert im Gehirn?
Im Gehirn gibt es viele unterschiedliche Zelltypen. Alle erfüllen jeweils spezielle Aufgaben, damit der Mensch klar denken kann. Nun gibt es dort auch „Versorgerzellen“, die Astrozyten helfen dabei, die Nervenzellen mit Nährstoffen zu versorgen. Das Team um Professor Benedikt Berninger hat nun eine Methode entwickelt, mit der diese Astrozyten so umgewandelt werden können, dass sie wie wichtige Nervenzellen funktionieren und helfen, die Signale im Gehirn richtig zu steuern und zu bremsen.
Wie funktioniert diese Umwandlung?
Die Forscher haben den Astrozyten im Tiermodell bestimmte Gene eingeschleust, dadurch begannen die Astrozyten, sich in Nervenzellen zu verwandeln. Die neue Technik heißt „direkte neuronale Reprogrammierung“, was bedeutet, dass die Zellen im Gehirn direkt in einen anderen Zelltyp umgewandelt werden, ohne dass sie von außen ersetzt werden müssen.
Ein Blick in die Zukunft
Diese Methode könnte künftig bei der Behandlung von Gehirnerkrankungen helfen, bei denen Nervenzellen beschädigt oder verloren gegangen sind. Indem die Forscher gesunde Astrozyten im Gehirn umwandeln, könnten sie möglicherweise beschädigte Nervenzellen ersetzen und so die Gehirnfunktion wiederherstellen. Dies könnte Menschen mit neurologischen oder neuropsychiatrischen Erkrankungen, die bisher nur schwer zu behandeln sind, neue Hoffnung geben.
„Ziel unserer Arbeit war es, eine Methode zu entwickeln, mit der im erkrankten Gewebe vorkommende Astroglia direkt im Gehirn in Nervenzellen mit spezifischen Eigenschaften umgewandelt werden können“, Professor Berninger
Neue Hoffnung für Erkrankte
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Umwandlung von Zellen im Gehirn möglich ist und dass dadurch neue Wege zur Behandlung von Erkrankungen wie Epilepsie oder Schizophrenie gefunden werden könnten. Auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, bis diese Methode am Menschen angewendet werden kann, sind die Forscher zuversichtlich, dass sie ein bedeutender Schritt in Richtung neuer Behandlungsmöglichkeiten sein könnte. „Unsere im Tiermodell gewonnenen Erkenntnisse haben damit das Potenzial, einen entscheidenden Beitrag für die Entwicklung von neuen Ansätzen zur Behandlung von neurologischen und neuropsychiatrischen Erkrankungen zu leisten“, betont Professor Berninger. Diese Entdeckung gibt Anlass zur Hoffnung, dass Menschen mit Gehirnerkrankungen in Zukunft besser geholfen werden kann.
Originalpublikation: Marichal N, Péron S, Beltrán Arranz A, Galante C, Franco Scarante F, Wiffen R, Schuurmans C, Karow M, Gascón S, Berninger B. Reprogramming astroglia into neurons with hallmarks of fast-spiking parvalbumin-positive interneurons by phospho-site-deficient Ascl1. Sci Adv. 2024 Oct 25;10(43):eadl5935