Freizeit

Diät?

Moin Miau, hier ist wieder Kater Socke. Ich glaube, ich erwähnte es bereits: Der alljährliche Tierarztbesuch ist eine ganz besondere Probe für die Beziehung zwischen meinen Menschen und mir. Es dauert jedes Mal eine Ewigkeit und eine beträchtliche Menge Leckerlis, bis das Vertrauen hinterher wieder hergestellt ist.

Das alles ist aber nichts gegen das, was dieses Jahr vorgefallen ist.

Zunächst war es wie immer, was ja schon schlimm genug wäre. Dieser Tierquäler hat mich abgetastet, abgehört – soweit das trotz meines lauten Fauchens möglich war -, er schaute mir in sämtliche Körperöffnungen, setzte mich auf die Waage und als Krönung bekam ich dann ein paar Spritzen verpasst.

Endlich saß ich wieder in meiner Transportbox und wartete darauf, dass wir uns auf den Heimweg machten. Diesmal dauerte das allerdings länger, denn der Tierarzt hatte tatsächlich etwas an mir auszusetzen. „Sie müssen ein bisschen auf sein Gewicht achten. Er hat seit dem letzten Jahr fast ein halbes Kilo zugenommen, mehr sollte es nicht werden.“

Während ich auf dem Rückweg noch darüber nachdachte, was diese Aussage zu bedeuten hatte, überlegten meine Menschen, wie es so weit hatte kommen können. „Vor kurzem habe ich unseren neuen Nachbarn beim Einkaufen getroffen“, wusste die Menschin. „Er hat jede Menge Katzenleckerlis gekauft. Und das, obwohl er selbst gar kein Tier hat. Ich glaube, ich sollte mal mit ihm reden.“

Tatsächlich hielt der nette Mann, der vor einem halben Jahr zwei Häuser weiter eingezogen war, immer einen kleinen Snack für uns bereit. Der Tipp war von Clooney gekommen. Für solche Informationen ist sie immer gut und sie gibt sie gerne an uns weiter. Deswegen fühlte ich mich nun besonders schlecht, denn immerhin war ich schuld, dass diese Leckerliquelle bald versiegen würde.

Am Abend beichtete ich ihr das. Erwartungsgemäß reagierte sie zunächst sauer. „Warum lässt du es überhaupt zu, dass sie dich wiegen?“, warf sie mir vor.

„Sie haben mich überrumpelt. Glaub mir, ich war dagegen.“ Das nächste Mal, so nahm ich mir vor, würde mir das nicht passieren.

Clooney sah mich mitleidig an.

„Socke, früher oder später trifft es uns alle.“

Die nächsten Tage waren dann wirklich kein Spaß. Meine Menschin nahm die Anweisungen des Arztes sehr ernst. Mein Essen wurde gewogen, damit ich wirklich nicht zu viel bekäme und an Extra-Snacks war nicht zu denken. Selbstverständlich wusste das ganz Viertel von meiner unfreiwilligen Diät. Alle hatten Anweisung, mir nichts zu geben. Nur der liebe Nachbar steckte mir trotzdem ein paar Knuspertaschen zu, die er noch übrig hatte. „Du kannst gerne wiederkommen, ich habe noch etwas.“, flüsterte er mir zu. Das war ein kleiner Lichtblick, reichte aber bei weitem nicht aus. Zum Glück hatte auch mein Mensch Mitleid und servierte mir heimlich eine kleine Portion Katzenleberwurst mit den Worten „ich weiß, wie es ist, wenn man Diät macht. Man muss sich auch mal was gönnen, aber nicht weitersagen.“

So ging das unendlich lange drei Tage weiter. Dann zeigte meine Menschin ebenfalls ein Einsehen und steckte mir etwas Käse zu. „Aber nicht verraten“, mahnte sie.

Wo käme ich hin. Ich mache mich auf den Weg zum Nachbarn. Es war Zeit für die Knuspertaschen und schließlich wollte ich nicht zu spät zur Katzenleberwurst bei meinem Menschen kommen.


Dieser Artikel stammt aus Our Cats – dem etwas anderen Katzenmagazin. Mit allen Themen, die Katzenliebhaber beschäftigen – und mehr.

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