Gesundheit

Cannabis & Herzgesundheit

THC zum Entspannen? Für viele klingt das nach einem kleinen Ausstieg aus dem Alltag. Doch eine aktuelle Studie warnt: Der Konsum von Cannabis, egal ob geraucht oder gegessen, könnte dem Herzen schaden.


Ob als Joint mit Freundinnen oder als beruhigendes Gummibärchen vor dem Einschlafen, Cannabis ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Viele sehen es als sanftere Alternative zu Alkohol, als natürliches Mittel gegen Stress oder als Einschlafhilfe. Doch wie natürlich ist es wirklich für unseren Körper? Und vor allem: fürs Herz?

Eine neue Studie im renommierten Fachmagazin JAMA Cardiology bringt nun eine ernstzunehmende Warnung: Wer regelmäßig THC konsumiert, zeigt bereits früh erste Anzeichen einer eingeschränkten Herz-Kreislauf-Gesundheit.


Was wurde untersucht?

In der Studie wurden Blutgefäße von Cannabis-Konsument*innen mithilfe einer nicht-invasiven Messmethode auf ihre Elastizität geprüft, ein Maß dafür, wie gut sich Gefäße anpassen und erweitern können, wenn das Herz pumpt. Das Ergebnis: Bei THC-Nutzer*innen war diese Funktion deutlich eingeschränkt.

Warum ist das wichtig? Weil genau diese Gefäßfunktion ein früher Marker für das Risiko von Herzinfarkt und anderen kardiovaskulären Erkrankungen ist. Die Forschenden sprechen von einer „subtilen, aber messbaren Gefährdung“, auch bei Menschen, die sich sonst gesund fühlen.


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Rauchen oder essen – spielt das eine Rolle?

Nicht wirklich. Die Studie zeigt: Egal ob THC inhaliert oder als Cookie oder Gummibärchen eingenommen wurde, die Wirkung auf die Gefäße blieb ähnlich. Das bedeutet: Auch vermeintlich “gesündere” Konsumformen sind nicht unbedingt harmlos.


Was bedeutet das für uns?

Cannabis ist nicht per se böse. Aber es ist eben auch nicht harmlos, schon gar nicht für das Herz. Gerade Frauen, die ohnehin ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben (etwa durch Bluthochdruck, familiäre Vorbelastung oder hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren), sollten genauer hinschauen. THC kann entspannen, aber auch belasten. Und zwar auf leisen Sohlen, ohne dass man es sofort merkt.


Zwischen Genuss und Gesundheit liegt die Verantwortung

Niemand muss in Panik verfallen. Aber es lohnt sich, informiert zu bleiben und achtsam mit dem eigenen Körper umzugehen. Vielleicht ist nicht jedes Mittel, das kurzfristig gut tut, auch langfristig gut für uns. Und vielleicht braucht Entspannung manchmal eher ein Gespräch, ein Spaziergang oder ein bewusstes Nein – statt eines Gummibärchens mit THC.

Denn das Herz hört mit. Immer. Auch bei Dingen, die wir „nur mal eben“ nehmen.

Kommentar von Jonas, unserem Gesundheitsexperten

Cannabis fürs Herz? Bitte nicht falsch verstehen.


Es ist schon paradox: Wir leben in einer Zeit, in der Gesundheit gefühlt alles ist. Wir zählen Schritte, vergleichen Pulsfrequenzen, optimieren unseren Schlaf. Und gleichzeitig ist das Bedürfnis riesig, sich irgendwie zu betäuben. Runterkommen. Abschalten. Schnell mal raus aus dem Gedankenkarussell. Und genau da kommt Cannabis ins Spiel.

„Ist doch nur ein bisschen THC“, höre ich oft. Klingt harmlos. Ist es aber nicht immer – vor allem nicht fürs Herz. Die neue Studie aus JAMA Cardiology zeigt: Schon bei moderatem Konsum verändert sich die Gefäßfunktion. Das ist nicht gleich ein Herzinfarkt – aber vielleicht der erste leise Schritt dorthin. Und ehrlich gesagt: Mich macht weniger die Pflanze nervös als die Haltung dahinter.


Warum glauben wir eigentlich, dass wir ständig „besser funktionieren“ müssen?

Was früher ein Glas Wein war, ist heute das Gummibärchen mit THC. Oder die Kapsel mit Adaptogenen. Oder der neue Tröpfchen-Trend aus der Bio-Apotheke. Immer geht es um eines: Wie komme ich schnell in einen besseren Zustand, ohne mich mit dem auseinanderzusetzen, was eigentlich los ist?

Die Wahrheit ist: Nicht jeder Stress braucht eine Substanz. Nicht jede Müdigkeit ist pathologisch. Und nicht jedes Unwohlsein muss sofort weggemacht werden. Manchmal sind Unruhe, Zweifel oder sogar Langeweile Hinweise. Keine Störungen, sondern Signale. Und wer sie ständig mit etwas betäubt, verpasst vielleicht die Chance, sich wirklich kennenzulernen.


Nicht optimieren. Einfach mal atmen.

Ich finde: Wir sollten wieder lernen, uns selbst auszuhalten. Mit allem, was da ist. Auch mit Unperfektheit. Auch mit Tagen, an denen man nicht durchoptimiert ist. Das Herz ist nicht dazu da, rund um die Uhr zu performen. Sondern zu fühlen, zu leben und auch mal Pause zu machen. Ganz ohne Zusatzstoffe.

Cannabis kann medizinisch sinnvoll sein, ja. Aber als Dauerbegleiter auf der Suche nach dem perfekten Ich? Da sage ich: Atmen hilft oft genauso gut. Und kostet keine Rezeptgebühr.

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