Warum wir alle öfter tanzen sollten – auch wenn’s keiner sehen will
Lenas Welt
Hier schreibt Lena Martens – 38 Jahre alt, Mutter, ganz gut im Job und Liebhaberin von extra starkem Kaffee, guter Musik und tiefgehenden, aber unterhaltsamen Gesprächen über das Leben.
Neulich war ich allein zu Hause, hatte mein Lieblingslied auf den Ohren und – ohne groß nachzudenken – fing ich an zu tanzen. Einfach so. Kein Publikum, kein Plan, keine Choreografie. Und weißt du was? Es war befreiend. Da fiel mir auf: Wann haben wir eigentlich aufgehört, einfach aus Spaß zu tanzen?
Tanzen macht glücklich – und das ist wissenschaftlich bewiesen
Es gibt Studien, die zeigen, dass Tanzen unsere Laune hebt, Stress abbaut und sogar Schmerzen lindern kann. Aber mal ehrlich: Brauchen wir wirklich wissenschaftliche Beweise, um das zu wissen? Jeder, der schon einmal in der Küche herumgehüpft ist oder sich auf einer Party völlig ungeniert bewegt hat, weiß: Tanzen macht einfach verdammt viel Spaß.
Und noch besser: Tanzen macht uns selbstbewusster. Wer tanzt, nimmt sich den Raum, den er verdient – ohne Angst, bewertet zu werden. Es ist ein Statement. Ein „Hier bin ich!“, ohne dass man auch nur ein Wort sagen muss.
„Aber ich kann nicht tanzen!“ – Doch, kannst du!
Wie oft höre ich: „Ich tanze nicht, ich kann das nicht.“ Aber hier kommt das Geheimnis: Es ist völlig egal! Tanzen ist keine Leistungssportart, die nach Perfektion verlangt. Es gibt keine Punkte für die beste Fußarbeit und kein Publikum, das über deine Moves urteilt. Es geht nicht darum, ob du den Takt triffst oder aussiehst wie eine Mischung aus Shakira und einem durcheinander geratenen Flamingo. Es geht darum, den eigenen Körper zu spüren, den Kopf auszuschalten und sich einfach zu bewegen. Und das kann jeder.
Und wenn du mal jemanden brauchst, der das beweist: Schau dir mal alte Konzertaufnahmen von Mick Jagger oder Freddie Mercury an. Da ist keine Perfektion – nur pures Charisma. Und genau darum geht es!
Das werde ich nie vergessen
In meiner Jugend war ich oft tanzen. Die Nächte waren lang, die Musik laut, und der Schweiß tropfte von der Decke – nichts hätte mich davon abgehalten, mitten in der Menge loszulassen. Und einmal sah ich sie: Eine Frau, Mitte zwanzig, völlig selbstvergessen. Bekleidet mit einem Hauch von nichts, ihre Haare wild, ihr Blick ganz woanders. Sie tanzte, als gäbe es keine Vergangenheit, keine Zukunft – nur diesen Moment. Es war unmöglich, sie nicht zu beobachten. Und dann passierte es: Ihr Ausschnitt verrutschte, eine Brust hing heraus. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis jemand zu ihr ging und sie darauf hinwies. Sie nickte, stopfte die Brust zurück – und tanzte weiter. Einfach so. Ohne Scham, ohne einen Funken Peinlichkeit. Sie hatte sich in diesem Moment so sehr selbst gehört, dass ihr das völlig egal war.
Und genau das ist es, was wir verlernt haben. Uns selbst zu spüren, ohne nachzudenken.
Die besten Gelegenheiten, einfach mal loszulegen
- Beim Kochen – Musik an, Pfanne schwingen, Hüften wackeln lassen. Dein Essen schmeckt garantiert besser!
- Unter der Dusche – Der perfekte Ort, um sich wie ein Rockstar zu fühlen. Niemand kann dich sehen (hoffentlich!).
- Beim Putzen – Mach aus deiner Haushaltsroutine eine Mini-Party. Saugen mit Hüftschwung inklusive.
- Nach einem stressigen Tag – Tanz dich frei. Lass alles raus. Niemand muss es sehen, außer du selbst.
- Beim Feiern – egal wo! – Auf einer Hochzeit, im Club oder einfach im Wohnzimmer mit Freundinnen – tanzen verbindet.
- Wenn’s dir schlecht geht – Manchmal braucht es nur den richtigen Song, um den Kopf wieder hochzunehmen. Ein Song, der dich daran erinnert, wer du bist.
- Mit Kindern – Kinder lieben Tanzen. Und sie lieben es noch mehr, wenn Erwachsene mitmachen – ohne peinlich berührt zu sein.
Warum wir uns öfter trauen sollten, loszulassen
Kinder tanzen, ohne nachzudenken. Sie hören Musik und ihr Körper bewegt sich einfach. Keine Scham, keine Selbstzweifel. Kein „Oh Gott, sieht das peinlich aus?“ Irgendwann verlernen wir das, weil uns beigebracht wird, dass wir uns nicht „zum Affen machen“ sollen. Aber mal ehrlich: Wäre es nicht viel schöner, diese kindliche Freude wiederzuentdecken?
Und es geht noch weiter: Tanzen ist pure Selbstfürsorge. Es sagt deinem Körper: „Hey, ich nehme mir Zeit für dich.“ Es bringt dich raus aus deinem Kopf, rein in den Moment. Dreh die Musik auf, vergiss alles um dich herum und beweg dich. Egal, ob du dich dabei anmutig oder total albern fühlst – es ist dein Moment.
Und falls du dich fragst, was mein Lied für solche Momente ist: Es ist „Dancing Queen“ von ABBA. Aber manchmal auch „I Wanna Dance With Somebody“ von Whitney Houston oder „Can’t Stop the Feeling“ von Justin Timberlake. Weil es am Ende nicht darum geht, welchen Song du hörst – sondern darum, dass du ihn fühlst.