Freizeit

Warum Liguster besser ist als Thuja



Der Naturschutzbund ruft dazu auf, Privatgärten naturnaher anzulegen

Das Pflanzen einer Hecke kann für heimische Tiere einen riesigen Unterschied machen, sagt Jessica Rusch vom NABU. „Beim Pflanzenkauf wird häufig nicht klar, dass Liguster oder Wildrosen deutlich mehr Tieren nützen als Kirschlorbeer oder Thuja.“ Von einer freiwachsenden Liguster- oder Wildrosenhecke profitieren zum Beispiel Vögel, die dort Nahrung und Unterschlupf finden. Deshalb wäre es gut, wenn möglichst viele Gärtner sich im Sinne unserer heimischen Tiere entscheiden würden. Wie das geht, verrät Dr. Alexandra Dehnhardt vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW): „Je mehr unterschiedliche Strukturen es im Garten gibt – etwa Totholzhaufen, Wildstaudenbeete und heimische Sträucher – desto höher die Vielfalt an Pflanzen und Tieren.“ Insgesamt liegen die Gärten in Deutschland eher im Mittelfeld – verglichen mit dem, was machbar wäre, sagt Dehnhardt. 

16,6 Millionen Gärten: Mehr Fläche als in allen deutschen Nationalparks

Um den Zustand und das Potenzial der Gärten zu erheben, führte Dr. Tobias Börger, Professor für Umwelt-, Energie- und Ressourcenökonomik, eine bundesweite Umfrage durch. Jetzt wissen wir erstmals, wie viele Privatgärten es in Deutschland gibt. Ohne Kleingartenanlagen sind es 16,6 Millionen. Ihre Fläche ist damit in der Summe größer als alle Nationalparks in Deutschland zusammen. Darin liegt eine riesige Chance für die Artenvielfalt. „Privatgärten bieten auf kleinstem Raum abwechslungsreiche Strukturen und dienen den Tieren als Zufluchtsorte, auch um den Weg zu größeren Lebensräumen zu überbrücken. Daher macht es für einen spürbaren Unterschied, ob Gärten naturnah gestaltet sind oder nicht“, betont Ökologin Esther Felgentreff von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Die Lust auf Grün wecken

Das Artensterben nimmt ein bedrohliches Ausmaß an. Trotzdem: leblose „Schottergärten“ zu verbieten, ist aus Sicht vieler Kommunen keine Lösung – zumal das Personal fehlt, um solche Vorschriften zu kontrollieren. Vielmehr können Kommunen auf öffentlichen Grünflächen mit gutem Beispiel vorangehen, Interesse wecken und informieren. Die Stadt Gütersloh hat damit gute Erfahrungen gemacht: „Besonders effektiv sind Aktionen, über die man mit Menschen ins Gespräch kommt, die sich bisher wenig mit dem Thema Artenvielfalt beschäftigen. Wir haben Samentütchen verschenkt, Obstbäume und Bodenanalysen mit Düngeberatungen für Gärten gesponsert und konnten dadurch die Bürgerinnen und Bürger gut erreichen“, sagt Gisela Kuhlmann, Umweltberaterin in der Stadtverwaltung Gütersloh. Wer von euch also eine Hecke pflanzen möchte, greift doch besser zum Liguster. Hände weg vom Kirschlorbeer und Thuja. Und was kann man ansonsten machen? Weniger ist mehr, beim naturnahen Gärtnern. Laubhaufen sind beliebte Winterquartiere, Unterholz ist Lebensraum. Und heimische Obstbäume sind nicht nur gut für die Umwelt, sondern liefern auch leckeres Obst. Wir treffen uns im Gartencenter.

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