Schwanger und gestresst?
Dieser Mann fand heraus, warum es gerade am Anfang so wichtig ist, zur Ruhe zu kommen.
Schwanger ist keine Krankheit! Meine Mutter war eine Frau klarer Worte. Wenn es nach ihr ginge, hätte ich wahrscheinlich den Acker gepfurcht, nebenbei mein Kind auf die Welt gebracht und dann direkt weiter gearbeitet. Nun muss man sagen, dass sie im Krieg groß geworden ist. Später, als Krankenschwester hat sie gelernt, wie widerstandsfähig der Körper ist und ich glaube, so etwas prägt. Wen wundert es, dass ich mir lieber Rat bei meiner Schwiegermutter suchte? Sie war deutlich weicher. Und ich brauchte diesen Rat. Denn die Schwangerschaft ist eine Zeit voller Veränderungen – und manchmal auch voller Sorgen. Ist alles in Ordnung mit dem Baby? Bekomme ich genug Nährstoffe? Wie wird sich mein Leben verändern? Klar bekommen wir seit Anbeginn der Zeit Babys – aber wir Frauen von heute wollen auch, dass es dem jungen Leben in uns auch wirklich gut geht. Dass Stress nicht gut für werdende Mütter ist, ist bekannt. Wie schlecht er tatsächlich ist, zeigt Dr. Oliver Schülke. Vor allem die ersten Monate der Schwangerschaft sind entscheidend – mit möglichen Auswirkungen auf das gesamte Leben des Kindes.
Stress in der frühen Schwangerschaft – kleine Ursache, große Wirkung
Zeigen konnte man dies durch die Erforschung von Säugetieren, die eng mit uns verwand sind. Oliver Schülke ist Wissenschaftler in der Forschungsgruppe Soziale Evolution der Primaten am Deutschen Primatenzentrum und hat in einer Langzeitstudie wildlebende Affen in Thailand untersucht. Sein Ziel: herausfinden, wie sich der Stress der Mutter auf den Nachwuchs auswirkt. Besonders spannend war dabei, dass die Forscher keine Labortiere untersuchten, sondern Tiere in freier Natur – also unter ganz normalen, natürlichen Bedingungen.
Das Ergebnis? Die frühe Phase der Schwangerschaft ist besonders sensibel. In dieser Zeit beginnt die Organbildung des Babys, und genau hier kann mütterlicher Stress die Weichen stellen – vor allem für das Stresssystem des Kindes. Später hat der gleiche Stress nur wenig Auswirkungen auf das Kind.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Nachwuchs eine stärkere Aktivierung der HPA-Achse zeigte, je höher die Belastungen der Mutter in der frühen Schwangerschaft gewesen waren – möglicherweise durch Nahrungsmangel oder soziale Konflikte innerhalb der Gruppe“, erklärt Simone Anzá, Hauptautor der Studie.
Was bedeutet das für uns?
Natürlich sind wir keine Affen. Aber unser Stresssystem funktioniert ähnlich. Wenn eine werdende Mutter in den ersten Monaten viel Stress hat, könnte das auch beim Menschen langfristige Folgen für das Kind haben. Dazu gehören:
✔ Erhöhte Stressempfindlichkeit
✔ Höheres Risiko für Stressstörungen
✔ Schwächeres Immunsystem
Interessanterweise zeigte die Studie, dass Stress später in der Schwangerschaft oder in der Stillzeit kaum noch Auswirkungen hatte. Es ist also besonders der Anfang, der zählt.
Aber keine Panik! Stress ist nicht gleich Katastrophe
Jetzt denken sich vielleicht einige: Oh nein, ich hatte in den ersten Wochen so viel Stress – ist das jetzt schlimm für mein Kind? Die Wissenschaftler beruhigen Schon kleine Veränderungen können helfen. „Schon moderate Veränderungen der Umweltbedingungen sind ausreichend“, sagt Schülke. Eine Ruhepause am Mittag, abends früh ins Bett oder alles etwas langsamer angehen lassen – das alles sind kleine Schritte mit großer Wirkung. Das bedeutet: Man muss sich nicht in Watte packen – aber es lohnt sich, in den ersten Monaten besonders auf sich zu achten.
Was kann ich tun, um Stress zu reduzieren?
Jede Schwangerschaft ist individuell. Aber ein paar einfache Dinge können helfen, gerade in den ersten Monaten mehr Ruhe und Balance zu finden:
🧘♀️ Achtsamkeit und Entspannung: Meditation, Atemübungen oder sanfte Bewegung helfen, das Stresslevel zu senken.
📅 Prioritäten setzen: Nicht alles muss sofort erledigt werden. Die To-do-Liste darf kürzer sein.
🛏 Genug Schlaf: Der Körper leistet gerade Großes – genug Erholung ist jetzt besonders wichtig.
🫶 Unterstützung annehmen: Familie, Partner oder Freunde – wer helfen kann, sollte das auch tun.
🥗 Gesunde Ernährung: Nährstoffreiche, ausgewogene Mahlzeiten helfen dem Körper, besser mit Stress umzugehen.
Fazit: Selbstfürsorge ist Babys erste Gesundheitsvorsorge
Die Forschung zeigt: Wie wir uns in der frühen Schwangerschaft fühlen, kann unser Kind sein Leben lang beeinflussen. Das bedeutet, dass es sich lohnt, bewusst für mehr Ruhe und Wohlbefinden zu sorgen. Manchmal übernimmt es auch das Neugeborene. Mir war in den ersten 12 Wochen meiner Schwangerschaft so unendlich übel, dass ich nicht in der Lage war, viel zu machen. Stand ich zu schnell auf, zwangen mich Schwindel und Übelkeit in die Knie. Und dazu kam eine geradezu lähmende Müdigkeit. Und jetzt wisst ihr: Nicht dagegen angehen ist angesagt, sondern zulassen.
Denn eins ist klar: Es geht nicht um Perfektion, wenn du schwanger bist – sondern darum, dir selbst Gutes zu tun.