Freizeit

Kopfballspiel und Kopfverletzungen

Fußball ist die einzige Sportart, in welcher der Ball mit dem Kopf gespielt werden kann. Zwei Fußballerverbände sind bereits dazu übergegangen, das Kopfballspiel bei Kindern vollständig zu verbieten. Dr. Lorenz Huber, Unfallchirurg an der Universitätsklinik Regensburg hat die Risiken erforscht. 

Neben bereits veröffentlichten Studien zu Kopfbällen im Profifußball mit über 100.000 registrierten Kopfbällen, analysierten Huber und sein Team alle Kopfbälle sowie Verletzungssituationen von 126 Spielen des Deutschen Kinder- und Jugendfußballs unterschiedlicher Altersklassen (U11-U19) mit Hilfe einer standardisierten Videoanalyse. 

Relevante Ergebnisse

  • Insgesamt wurden 9.211 Kopfbälle in 9.410 Spielminuten des Juniorenfußballs ausgewertet.
  • Die Frequenz an gespielten Kopfbällen ist stark vom Alter der Spieler abhängig: Bei den unter 13-Jährigen hat das Kopfballspiel fast keine Relevanz, wo z.B. in der U11 und der U13 der Durchschnitt an gespielten Kopfbällen pro Spiel bei 1-2 pro Spieler liegt. Die Kopfball-Frequenz nimmt mit steigendem Alter und Beendigung der Pubertät und des Wachstums dann zu, sodass bei der U15 durchschnittlich 3 Kopfbälle pro Spieler und Spiel, bei der U17 ca. 4 Kopfbälle und der U19 ca. 4,5 Kopfbälle durchschnittlich pro Spiel zu finden sind.
  • Im Vergleich der Spielerpositionen zeigte sich, dass in der Altersgruppe der über 15-Jährigen die Innenverteidiger mit 26,6 Prozent die höchsten Kopfballfrequenzen aufwiesen, bei den jüngeren Spielern die offensiven Mittelfeldspieler mit 30,2 Prozent.
  • Insgesamt zeigten sich in den 9.410 Spielminuten durchschnittlich alle 224 Spielminuten eine Kopfverletzung.
  • Nur 4 Verletzungssituationen wurden bei Spielern der U11 und U13 registriert und nur eine einzige dieser Situationen passierte tatsächlich durch eine Kopfball-Situation, die anderen beispielsweise durch eine Kollision mit einem Mitspieler oder Gegenspieler.
  • In 94 der 126 Juniorenfußballspiele (74,6 Prozent) kam es zu keiner Verletzungssituation am Kopf.

Unter Berücksichtigung der Daten dieser Studie ist die Entscheidung der meisten europäischen Sportverbände (und die des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)), das Kopfballspiel im Juniorenfußball nicht ausdrücklich abzuschaffen, nachzuvollziehen. Denn in den niedrigen Altersklassen hat das Kopfballspiel eine untergeordnete Relevanz (niedrige Frequenz) und spielt bei der Entstehung der Kopfverletzungen im Gegensatz zu den häufigen Kollisionen der Spieler eine untergeordnete Rolle.

Daten wie diese sind für die Debatte über Kopfballbeschränkungen und Richtlinien im Jugendfußball zwingend erforderlich und werden von Ärzten, Wissenschaftlern und Trainern intensiv diskutiert.

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