Intervallfasten: Jung, schlank, metabolisch daneben?
Warum Fasten nicht für jeden ein Jungbrunnen ist
Fasten ist in. Intervallfasten noch mehr. Mal ehrlich: Jeder kennt jemanden, der plötzlich über Nacht zum Fasten-Guru geworden ist und behauptet, sein Leben habe sich durch “16:8” völlig verändert. Aber was, wenn ich euch sage, dass Fasten nicht für jeden die erhoffte Wunderkur ist? Eine neue Studie aus München zeigt, dass besonders junge Menschen aufpassen sollten.
Fasten und das biologische Alter: Ein ungleiches Paar
Forscher der Technischen Universität München (TUM), des LMU Klinikums München und von Helmholtz Munich haben festgestellt, dass intermittierendes Fasten bei jungen Mäusen die Entwicklung von insulinproduzierenden Beta-Zellen stören kann. Beta-Zellen? Die sind im Pankreas und verantwortlich dafür, dass unser Blutzucker nicht Achterbahn fährt. Bei älteren Mäusen zeigte sich der erwartete Stoffwechsel-Boost. Bei den jungen hingegen: Alarmstufe Rot!
Fasten macht ältere Mäuse fit, junge Mäuse ratlos
Die Wissenschaftler teilten ihre Mäuse in drei Gruppen: Teenager-Mäuse, erwachsene Mäuse und Senioren-Mäuse. Alle bekamen denselben Fastenrhythmus: ein Tag nichts, zwei Tage schlemmen. Nach zehn Wochen hatten die älteren Mäuse eine verbesserte Insulinempfindlichkeit – ihr Stoffwechsel funktionierte besser. Doch bei den Teenager-Mäusen passierte etwas Unerwartetes: Ihre Beta-Zellen machten schlapp und produzierten weniger Insulin.
“Intervallfasten ist eigentlich dafür bekannt, die Beta-Zellen zu unterstützen. Doch genau das Gegenteil trat bei jungen Mäusen ein”, erklärt Leonardo Matta von Helmholtz Munich, einer der Studienleiter.
Beta-Zellen wie bei Diabetes-Patienten
Mit modernster Einzelzell-Sequenzierung konnten die Forscher in den Pankreas schauen, als hätten sie eine winzige Detektivlupe. Dabei stellten sie fest: Die Beta-Zellen junger Mäuse entwickelten sich nicht vollständig. Sie hörten plötzlich auf zu wachsen und produzierten weniger Insulin – ein Problem, das auch bei Menschen mit Typ-1-Diabetes zu beobachten ist.
Stephan Herzig, Professor an der TUM und Direktor des Instituts für Diabetes und Krebs bei Helmholtz Munich, betont: “Unsere Ergebnisse zeigen, dass Intervallfasten für Erwachsene durchaus gesundheitsförderlich sein kann, aber bei Kindern und Jugendlichen Risiken birgt.”
Fazit: Fasten ja, aber nicht um jeden Preis
Fasten kann eine tolle Sache sein – aber nicht für jeden. Wer noch im Wachstum ist, sollte lieber erstmal auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung setzen, statt sich mit Fasten-Challenges auf Instagram zu übertreffen. Wenn die Wissenschaft uns eins lehrt, dann, dass der Körper nicht nur eine Kalorienbilanz ist, sondern ein fein abgestimmtes Orchester. Und wenn man mitten in der Pubertät ein paar Geigen rausnimmt, fehlt am Ende vielleicht das ganze Konzert.
Also liebe Teenager: Vielleicht erstmal mit dem Wachstum fertig werden, bevor ihr euch auf den nächsten Diät-Trend stürzt. Und für alle über 40: Fastet ruhig weiter – aber nur, wenn ihr euch danach auch wirklich besser fühlt. Sonst bringt auch das beste 16:8 nichts. Der Körper redet mit dir, du musst nur zuhören.
Hier schreibt Jonas Weber. Mit einer Mischung aus fundierter Forschung und einem Augenzwinkern vermittelt er komplexe Themen verständlich und unterhaltsam.Wenn er nicht gerade über die neuesten Erkenntnisse aus der Gehirnforschung schreibt, findet man ihn bei einem guten Espresso, auf der Suche nach dem perfekten Wortspiel oder beim Diskutieren über die großen Fragen des Lebens – zum Beispiel, warum man sich an peinliche Momente von vor zehn Jahren noch glasklar erinnert, aber nicht daran, wo man den Autoschlüssel hingelegt hat.