“Angst frisst die Seele auf!”
Therapie hilft Kindern und Teenagern, Ängste dauerhaft zu überwinden.
Angststörungen im Kindes- und Jugendalter gehören zu den häufigsten und frühesten psychischen Störungen. Bleiben sie unbehandelt, werden sie zum Schrittmacher weiterer psychischer Erkrankungen. Dabei kann eine Therapie helfen, die Ängste dauerhaft zu überwinden, zeigen Psychologen der Ruhr-Universität Bochum.
Das Team um Karen Krause untersuchte die Behandlungsverläufe von 210 Kindern und Jugendlichen mit Angststörungen, die in der Ambulanz für Kinder und Jugendliche des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit behandelt wurden. Zum Start der Therapie waren die Patientinnen und Patienten zwischen 6 und 16 Jahre alt.
Vor der Behandlung wurde das Ausmaß der Angst festgestellt.
Nach der letzten Therapiesitzung, sechs Monate sowie mehr als zwei Jahre danach wurden diese Kriterien erneut abgefragt – sowohl bei den Patienten als auch bei deren Bezugspersonen. „Dabei haben wir festgestellt, dass sich der Schweregrad der Diagnosen, die Ängstlichkeit, das Erleben von Beeinträchtigung und Belastung im Alltag und die Lebensqualität deutlich besserte, und zwar sowohl im Selbsturteil der Kinder und Jugendlichen als auch in den Rückmeldungen der Bezugspersonen“, sagt Karen Krause. „Alle Verbesserungen waren über alle Nachuntersuchungszeitpunkte stabil; einige Ergebnisse zeigten sogar eine weitere signifikante Verbesserung im zeitlichen Verlauf.“ Eine Studienteilnehmerin sei im Alter von elf Jahren erstmals zur Behandlung ihrer Angststörung ins FBZ gekommen. „Als wir sie zuletzt zur Langzeitentwicklung befragt haben, stand sie kurz vor dem Abitur und hatte keinerlei Ängste und auch keine psychosozialen Beeinträchtigungen mehr.“
Therapie hat sich unter Routinebedingungen bewährt
Die verhaltenstherapeutische Behandlung von Angststörungen im Kindes- und Jugendalter habe ihre Wirksamkeit bereits in zahlreichen Studien unter Beweis gestellt. „Nun hat sie auch unter Routinebedingungen im klinischen Versorgungsalltag der Ambulanz ihre Wirksamkeit langfristig bestätigt und wurde von den Kindern und Jugendlichen sowie deren Bezugspersonen durchweg positiv bewertet,“ so Karen Krause. Die Ergebnisse der Studie könnten als Appell für die psychotherapeutische Praxis verstanden werden. „Angst ist keine Kleinigkeit“, betont die Forscherin. „Mit einem kognitiv-verhaltenstherapeutischen Vorgehen können wir sie sehr effektiv und vor allem langfristig behandeln. Dabei wirkt Psychotherapie nicht nur kurzfristig mit Blick auf ein einzelnes Störungsbild oder eine einzelne Diagnose, sondern auch präventiv gegen die Entstehung weiterer psychischer Störungen.“ Silvia Schneider, Professorin für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie stimmt zu. „Das sind sehr vielversprechende Befunde, die zeigen, wie wichtig die frühe Behandlung von Kindern mit Angststörungen ist.“
Also: Angst ist keine Kleinigkeit. Leidest du unter Ängsten, dann sprich mit deinem Hausarzt. Eine Therapie kann sie heilen.
Originalpublikation: Karen Krause, Xiao Chi Zhang, Silvia Schneider: Long-Term Effectiveness of Cognitive Behavioral Therapy in Routine Outpatient Care for Youth with Anxiety Disorders, in: Psychotherapy and Psychosomatics, 2024, DOI: 10.1159/000537932