Spirit

Wie wir endlich herausfinden, was wir wirklich wollen


5 Fragen, die alles verändern

Ich bin`s. Die Ute. Nachdem mein erster Beitrag (Warum Selbstliebe das beste Anti-Aging-Mittel ist) soviele Zugriffszahlen hatte, werdet ihr häufiger von mir lesen, und zwar jeden Dienstag. Danke euch, das bedeutet mir viel. Hätte ich auch gar nicht gedacht, dass das, was ich so denke, sovielen von euch aus der Seele spricht. Aber wahrscheinlich sind wir Frauen irgendwann doch alle gleich. Haben ähnliche Probleme in unterschiedlichen Schattierungen durchlebt, stellen uns auf ähnliche Weise in Frage und haben uns dabei verloren. Denn ach, was rennen wir doch immer durch unser Leben. Wir hetzen durch Tage, Wochen, Jahre. Wir arbeiten, wir kümmern uns, wir räumen hinter anderen her, wir erfüllen Erwartungen, von der Familie, vom Chef, von der Gesellschaft, vom Nachbarn, der meint, unser Rasen sei zu hoch. Und irgendwann, meistens mitten in der Nacht, wenn wir wach liegen und die Decke anstarren, kommt diese kleine, lästige Stimme: Was willst du eigentlich, Ute? Was willst du wirklich?

Wir drehen uns um, wir zählen Schafe, wir schieben die Frage weg. Aber sie bleibt. Und sie drängt immer häufiger hoch. An der roten Ampel, wenn wir im Wartezimmer eines Arztes sitzen oder uns mal für einen ruhigen Moment auf die Couch setzen. Nur eine Antwort findet sich so schnell nicht.

Warum wir so selten wissen, was wir wollen

Wir haben das nie gelernt. Ganz einfach. Stattdessen haben wir früh verstanden: Sei brav. Sei nett. Pass dich an. Mach das, was sich gehört. Also haben wir uns einen sicheren Job gesucht, ein ordentliches Haus eingerichtet, ein paar Urlaube geplant, ein bisschen Fitnessstudio, ein bisschen Yoga, damit wir auch schön biegsam und vorzeigbar bleiben. Und bei den Kindern? Da fängt es doch schon an. Wenn wir sie fragen, was sie später mal werden wollen, dann sagen die Mädchen brav: „Lehrerin“, „Krankenschwester“, „Mami“, „ich will Tiere retten“. Die Jungs? „Feuerwehrmann“, „Astronaut“, „Superheld“, am liebsten gleich alle drei auf einmal.

Aber warum ist das so?

Die Neurowissenschaftlerin Lise Eliot hat es treffend gesagt: Diese Unterschiede sind nicht angeboren, sondern antrainiert. Wir drängen die Kinder in Schubladen, ohne es zu merken. „Sei schön lieb, hilf der Oma“, sagen wir zu den Mädchen. „Sei stark, sei mutig“, rufen wir den Jungs zu. Cornelia Fine, Psychologin, hat in ihrem Buch Die Geschlechterlüge genau das beschrieben: Wir fangen so früh an, die Kinder in diese Rollen zu stecken, dass sie gar nicht auf die Idee kommen, mal wirklich zu fragen: Was will ich eigentlich?

Und wir? Wir übernehmen das. Jahrzehntelang. Wir spielen Rollen, die uns nie richtig passen.

Aber tief drinnen, da wohnt sie trotzdem, diese leise, unverschämte, wilde Stimme. Die, die flüstert: Hey, was willst du eigentlich wirklich? Die, die unser Herz plötzlich schneller schlagen lässt, wenn wir nur mal kurz hinhören würden.


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Fünf Fragen, die alles verändern können

Wir müssen doch nicht gleich unser ganzes Leben umkrempeln und morgen auf einem Segelboot Richtung Karibik ablegen. Nein, so radikal muss es nicht sein. Aber wir könnten anfangen, uns ein paar ehrliche Fragen zu stellen. Die uns beim Spazierengehen durch den Park, beim Kaffeekochen oder nachts um halb drei im Bett begleiten.

Was hat mich als Kind begeistert?

Damals, als wir noch nicht über Rentenpunkte, Zinsen und Ratenzahlungen nachgedacht haben. Da haben wir uns stundenlang Geschichten ausgedacht, getanzt, gesungen, gemalt, bis der ganze Teppich voller Kleckse war. Vielleicht liegt da irgendwo noch dieser kleine Schatz, den wir längst vergessen haben, weil wir uns seit Jahren in Steuererklärungen und Wocheneinkaufslisten verlieren.

Wann vergesse ich die Zeit?

Wir kennen das doch alle: Wir sitzen über einem Buch, kritzeln ein Bild, werkeln im Garten und plötzlich ist es Abend. In diesen Momenten sind wir echt, lebendig, ganz wir. Und genau da sollten wir graben. Da liegt das Gold.

Worauf bin ich heimlich neidisch?

Ach, Neid, dieses hässliche kleine Gefühl, das wir alle nicht zugeben wollen. Aber anstatt es zu verteufeln, könnten wir es mal wie ein neugieriges Haustier betrachten. Vielleicht zeigt es uns nämlich ziemlich genau, was wir uns selbst nicht trauen zu wünschen. Die Freundin, die ihren Job an den Nagel gehängt hat, um ein Café in Portugal aufzumachen? Der Nachbar, der endlich sein Buch geschrieben hat? Na bitte. Da steckt oft mehr Sehnsucht drin, als wir wahrhaben wollen.

Was würde ich tun, wenn ich wüsste, dass es gelingt?

Diese Frage ist fies. Sie nimmt uns nämlich alle Ausreden weg. Kein „Ach, das klappt doch eh nicht“, kein „Ich bin zu alt“, kein „Was sagt Tante Erna dazu?“. Einfach: Was würden wir tun, wenn wir sicher wären, dass es funktioniert? Die Antwort kann wehtun, weil sie so ehrlich ist. Aber auch genau das ist der Punkt.

Worauf möchte ich am Ende meines Lebens stolz sein?

Am Schluss zählen keine perfekt gebügelten Hemden, kein akkurat gefaltetes Bettlaken, kein prall gefülltes Konto. Am Ende sitzen wir da und fragen uns: Habe ich gelacht? Habe ich geliebt? Habe ich den Mut gehabt, etwas zu wagen?

Das sind die Dinge, die bleiben. Nicht die Fensterbänke, die wir dreimal im Jahr mit Essigreiniger geschrubbt haben.

Was wir daraus machen können

Wir wissen alle, wie schnell die Zeit vergeht. Habt ihr wirklich Lust, eines Tages dazusitzen und euch zu fragen, warum ihr nie das getan habt, was ihr wirklich wolltet? Denn wir haben nur dieses eine Leben. Und es ist verdammt schade, es damit zu verbringen, fremde Erwartungen zu erfüllen.

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