Leben

Warum dein Sofa sterben muss

Schon als ich die Einfahrt entlangging, sah ich einen verzweifelten Mann mit gesenktem Kopf vor dem Haus sitzen. Daneben? Ein riesiger, schwarzer Müllsack voller Tapetenreste. „Lass mich raten,“ sagte ich, während ich mich ihm näherte. „Sie hat wieder renoviert?“ Er sah mich an und nickte langsam. „Du hast keine Ahnung. Sie hat ALLES ruiniert. Die Möbel. Die Wände. Meine Nerven. Ich hab keine Ahnung, was ich noch tun soll.“ Ich klopfte ihm auf die Schulter. „Atme durch. Ich schau mir das mal an.“ Er öffnete die Tür. Und ich schwöre dir, es sah aus wie nach einer wilden Party – nur ohne die Feiernden.

• Die Tapete? In langen, dramatischen Bahnen von den Wänden gerissen.

• Das Sofa? Ein Massaker aus Stofffetzen und freigelegtem Schaumstoff.

• Der Sessel? Hatte den Kampf bereits verloren.

• Und mittendrin? Das Problem in flauschiger Form.

Auf dem einzigen unzerstörten Möbelstück des Raumes saß sie – „Prinzessin Chaos“, eine elegante, getigerte Maine-Coon-Dame mit einem absolut unschuldigen Gesichtsausdruck. Sie hob eine Pfote, schleckte sich gemütlich über das Bein und blinzelte mich dann langsam an – als wollte sie sagen: „Du bist spät dran, Kumpel.“

Warum verwüstet Prinzessin Chaos ihr Zuhause?

„Okay,“ sagte ich zu ihrem Besitzer – Mark, wie ich inzwischen wusste. „Lass mich raten: Du hast versucht, ihr das Kratzen abzugewöhnen?“ „Ja, aber…“ Er zögerte. „Ich hab so ziemlich alles versucht. Ich hab ihr Kratzbäume hingestellt. Ich hab ihr die Krallen gekürzt. Ich hab sie jedes Mal, wenn sie an die Wand gegangen ist, woanders hingesetzt. Hat nichts gebracht.“ Ich nickte.

Fehler Nummer eins: Du hast gegen die Natur deiner Katze gearbeitet – nicht mit ihr.

Kratzen ist kein „schlechtes Benehmen“. Kratzen ist für Katzen überlebenswichtig. Sie markieren damit ihr Revier. Sie schärfen ihre Krallen. Sie dehnen ihre Muskeln. Und – Überraschung! – sie bauen Stress ab. Mark sah mich fassungslos an. „Du willst mir sagen, dass meine Katze meine Wände abreißt, weil sie GESTRESST ist?!“ „Richtig,“ sagte ich. „Willkommen in der Welt der Katzenpsychologie.“

Lösung: Wie Mark seine Wohnung und seine Nerven rettet.


Weitere Themen:

Schritt eins: Hör auf, sie zu stoppen – lenke sie um

„Du hast Kratzbäume aufgestellt. Wo?“ fragte ich. Er zeigte auf eine dunkle Ecke neben dem Schrank, in der ein völlig unbenutzter Kratzbaum stand. „Da geht sie nie hin“, murmelte er. Ich klatschte in die Hände. „Natürlich nicht! Würdest du dein Territorium an einer Stelle markieren, wo dich niemand sieht?“

Kratzbäume müssen an strategisch wichtigen Orten stehen:

• Direkt in der Nähe der Lieblings-Kratzstellen (also an der Wand, nicht irgendwo versteckt!)

• Am besten dort, wo die Katze den Raum überblicken kann

• Und so positioniert, dass sie sie als „Territoriumssignal“ nutzen kann

Wir schoben den Kratzbaum an die Wand, wo vorher die größte Zerstörung war. Ich sah Prinzessin Chaos an. „Das hier ist ab jetzt dein neues Lieblingsstück.“

Schritt zwei: Mach die Wand unattraktiv und den Kratzbaum unwiderstehlich

„Aber was, wenn sie trotzdem die Wand bevorzugt?“, fragte Mark skeptisch. „Dann machen wir sie für sie langweilig und den Kratzbaum spannend.“

• Tapete absichern: Ein Stück Plexiglas oder doppelseitiges Klebeband über die Lieblings-Kratzstelle machen sie unattraktiv.

• Kratzbaum aufwerten: Ich rieb ihn mit Katzenminze ein und platzierte dort ein paar Leckerlis.

• Direktes Umleiten: Jedes Mal, wenn sie zur Wand ging, kein „Nein!“, kein Geschrei – stattdessen einfach sanft hochheben und auf den Kratzbaum setzen.

Schritt drei: Mehr Bewegung – weniger Tapeten-Massaker

Mark arbeitete viel. Das bedeutete, dass Prinzessin Chaos wahrscheinlich zu viel aufgestaute Energie hatte. Ich ließ ihn jeden Abend eine 15-minütige Jagdsession mit einer Spielangel einbauen. „Aber sie spielt nie lange…“ murmelte Mark. „Weil du falsch spielst,“ grinste ich.

Die Regel ist: Simuliere eine echte Jagd.

• Nicht einfach das Spielzeug vor ihre Nase halten.

• Bewege es so, als wäre es eine echte Maus – flüchtend, stoppend, zuckend.

• Lass sie ein paar Mal „verlieren“, bevor sie es fängt.

• Ich wusste, dass es funktioniert hatte, als sie nach zehn Minuten komplett platt auf der Seite lag.

Viele Leute denken, dass Laserpointer eine großartige Möglichkeit sind, Katzen auszulasten. Und ja – auf den ersten Blick sieht es auch so aus: Die Katze rennt wie verrückt hinter dem kleinen roten Punkt her, sprintet durch die Wohnung und scheint sich so richtig auszupowern. Aber hier ist das Problem: Katzen sind Jäger – und Jagen bedeutet Fangen.

Warum Laserpointer problematisch sind

Ein Jagdspiel folgt in der Natur einem festen Ablauf:

  • 1. Anpirschen & Beobachten – Katze entdeckt ihre Beute.
  • 2. Lauern & Fokussieren – Die Beute bewegt sich, Katze plant ihren Angriff.
  • 3. Verfolgen & Springen – Katze sprintet los, um die Beute zu erwischen.
  • 4. Fangen & Töten – Katze packt die Beute mit den Krallen und tötet sie.
  • 5. Fressen & Zufriedenheit – Die Jagd ist erfolgreich, die Katze hat ihre Belohnung.

Mit einem Laserpointer? Der letzte Schritt fehlt. Die Katze jagt, rennt, springt – aber kann die Beute nie wirklich fangen. Das kann auf Dauer frustrierend sein und sogar zu Verhaltensproblemen führen. Die Katze wird hyperaktiv und unausgeglichen, weil ihr natürlicher Jagdtrieb nicht befriedigt wird. Manche Katzen fangen an, ihre Frustration an Möbeln, Wänden oder sogar Menschen auszulassen.

Warum eine Spielangel die bessere Wahl ist

Eine Spielangel simuliert das echte Jagdverhalten – und zwar bis zum erfolgreichen Fang. Die Katze kann das Spielzeug „erlegen“ – das heißt, sie bekommt das Erfolgserlebnis, das beim Jagen in der Natur dazugehört. Sie nutzt ihre Krallen und Zähne – das hilft beim Stressabbau und sorgt für eine gesunde Beschäftigung. Spielangeln sind vielseitig – du kannst die Bewegungen anpassen und sie realistischer gestalten als einen künstlichen Lichtpunkt.

Beweg dich wie eine Beute – nicht wie ein Mensch

Eine Spielangel richtig zu bewegen, ist eine Kunst für sich – aber wenn du es richtig machst, kannst du den Jagdtrieb deiner Katze perfekt aktivieren. Der häufigste Fehler? Menschen wedeln einfach wild mit der Angel vor der Nase der Katze herum. Aber so funktioniert Jagen nicht. Eine echte Beute rennt nicht unkontrolliert rum – sie bewegt sich realistisch. Langsame, vorsichtige Bewegungen: Stell dir vor, die Beute schleicht sich an und bewegt sich langsam über den Boden. Zuckende, kleine Bewegungen wecken das Interesse der Katze. Plötzliche Sprints einbauen: Ein abrupter Richtungswechsel oder ein schneller „Fluchtversuch“ macht es für deine Katze noch spannender. Mal verstecken, mal sichtbar machen: Zieh die Angel hinter ein Kissen oder unter eine Decke – als wäre es eine Maus, die sich versteckt. Katzen lieben es, Beute aufzuspüren.

Der perfekte Jagdzyklus

Eine Katze jagt in bestimmten Phasen – und wenn du sie richtig ansprichst, wird sie sich voll ins Spiel vertiefen. Und wir machen das jetzt mit der Angel nach.

Phase 1: Entdeckung: Führe die Angel langsam in ihr Sichtfeld – aber gib ihr nicht sofort eine Chance, sie zu fangen. Beobachte, wie deine Katze registriert, dass da was ist.

Phase 2: Lauern & Anschleichen: Sobald sie sich konzentriert, lass das Spielzeug leicht zucken, als wäre es nervös.

Phase 3: Verfolgung: Zieh es langsam weg – dann gib ihm einen plötzlichen „Flucht“-Schub!

Phase 4: Der Fang: Lass deine Katze nach ein paar Minuten gewinnen. Katzen brauchen Erfolgserlebnisse! Viele lassen sie zulange jagen – das macht eine Katze aber in freier Natur nicht. Sie jagt in ganz kurzen Intervallen, um Energie zu sparen. Sie braucht also schnelle Erfolgserlebnisse!

Lass die Katze am Ende immer vollständig „gewinnen“.

Das bedeutet:

• Erst langsamer werden, wenn die Katze nach mehreren Minuten Jagd in den Fangmodus übergeht.

• Das Spielzeug greifbar machen, sodass sie es packen kann.

• Ein paar Sekunden „Kauzeit“ einplanen, damit sie die Beute „töten“ kann.

Danach? Spielzeug wegpacken – und sofort ein Leckerli geben. So fühlt sich die Jagd für die Katze komplett an. Die Wohnung bleibt heil und Prinzessin Chaos ist trotzdem glücklich Mark hat es umgesetzt. Ein paar Wochen später bekam ich eine Nachricht von ihm: „Tapete hält. Sofa lebt noch. Und weißt du was? Ich hab zum ersten Mal gesehen, wie sie den Kratzbaum benutzt! Danke.“

Hier schreibt das Redaktionsteam des Katzenmagazin Our Cats. Unser Motto: Sei glücklich, lebe flauschig – und bei dem Rest helfen wir dir gerne. Wenn du uns magst, kauf uns am Kiosk. Alle 4 Wochen gibt es eine brandneue Our Cats. Und wenn du mehr über aktuelle Fälle lesen willst: dieser Beitrag stammt aus unserem Buch. “Ich wohn hier nur” kannst du dir bei Amazon bestellen, oder im www.minervastore kaufen. Letzteres wäre uns lieber, dann verdienen wir nämlich mehr.

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