Psychologie

Von Unsicherheit zur Stärke

Wie Erfahrungsvertrauen dein Leben verändern kann. | Sophie hat ihr Leben lang mit Unsicherheit und Angst zu kämpfen. Sie wuchs bei Pflegeeltern auf und schon als Kind fehlte der heute 34-Jährigen das Urvertrauen, diese grundlegende Sicherheit und Geborgenheit, die wir in den ersten Lebensjahren entwickeln. Doch Sophie hat einen Weg gefunden, ihre Unsicherheit zu überwinden: durch Erfahrungsvertrauen.

Was ist Urvertrauen und warum ist es so wichtig?

Seit Sigmund Freud kennen wir den Begriff des Urvertrauens. Schon im Mutterleib wissen wir, ob wir gewollt und erwünscht sind oder nicht, sagt er. Und es begleitet uns ein Leben lang. Es ist das Grundgefühl von Sicherheit und Geborgenheit, das einige von uns haben – und andere nicht. Heute wissen wir, dass die Gründe vielfältiger sind. Es muss nicht einmal daran liegen, dass unsere Mütter uns nicht gewollt haben. Auch ein Trauma, ein Unfall, ein Schock, den die Mutter während der Schwangerschaft erlebt, kann das Kind im Mutterleib erschüttern. Und dann fehlt uns die Basis für unser Vertrauen in uns selbst und in andere Menschen. Wenn du merkst, dass du oft unsicher, ängstlich bist und Schwierigkeiten hast, Beziehungen aufzubauen und Herausforderungen zu meistern, könnte dir das Urvertrauen fehlen.

Erfahrungsvertrauen: Eine zweite Chance für mehr Sicherheit

Früher war ein Mangel an Urvertrauen eine End-Diagnose. Das war halt so, man konnte nichts machen. Aber seit kurzem weiß man, dass wir diese Erfahrung nachholen können. Man nennt das Ganze Erfahrungsvertrauen. Was damit gemeint ist? Im Grunde genommen sammelst du ganz viele positive Erlebnisse und Erfolgserfahrungen. Und damit wächst dein Vertrauen in dich. Indem du dich neuen Erfahrungen öffnest und kleine Erfolge bewusst wahrnimmst, kannst du Schritt für Schritt dein Vertrauen in dich selbst und in die Welt stärken.

Die Rolle positiver Beziehungen

Klar, für uns sind Beziehungen wichtig, die uns gut tun. Menschen, die uns runterziehen, sind nicht hilfreich. Und dazu gehören auch diejenigen, die gerne bemitleiden. Oder aber, mit denen wir gemeinsam im Rudel heulen und uns furchtbar leid tun. Das mag zwar im Augenblick entlasten, aber es ändert nicht die Perspektive auf die Welt. Ich habe mich von einigen Freunden distanziert, weil ich lieber alleine glücklich bin, als gemeinsam unglücklich. Und ich sage dir: die Rolle von Menschen in deinem Leben wird überschätzt. Am Anfang kann es sogar sein, dass du alleine besser dran bist. Lerne erst einmal, gut für dich zu sorgen. Dann kommen später wie durch Zauberhand andere Menschen in dein Leben, die das Gleiche für sich tun. Daraus entsteht eine neue Form von Gemeinschaft, die du vorher vielleicht gar nicht kanntest: leicht, beschwingt, glücklich und erfüllt.

Selbstfürsorge und Achtsamkeit: Sich selbst Gutes tun

Sei für dich die Mutter, die du selbst nicht hattest. Finde heraus, was dir gut tut. Selbstgespräche sind eine gute Methode, um dich daran zu erinnern, gut für dich zu sorgen. Frag dich immer wieder: „Was möchtest du denn jetzt am liebsten tun?“ Nimm dir regelmäßig Zeit für dich selbst, um deine Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Achtsamkeitsübungen wie Meditation, Yoga oder einfach bewusstes Atmen helfen, im Moment zu sein und inneren Frieden zu finden. Durch diese Praktiken lernst du, auf dich selbst zu achten und Vertrauen in deine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Und so etwas musst du am Anfang wirklich alleine machen. Genieße die Zeit mit dir. Und dann erobere deine Welt.

Neue Herausforderungen annehmen: Mutig ins Unbekannte

Um Erfahrungsvertrauen zu gewinnen, ist es wichtig, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Beginne mit kleinen Schritten und wage dich nach und nach an größere Aufgaben heran. Jede gemeisterte Herausforderung stärkt dein Vertrauen in deine Fähigkeiten. Feiere deine Erfolge bewusst und nimm dir Zeit, um zu reflektieren, was du erreicht hast. Am besten schreibst du dir eine Liste auf, was du alles gerne machen möchtest. Das können Kleinigkeiten sein wie: „Ich spreche an der Bushaltestelle mit einer Person über das Wetter.“ Oder aber: „Ich nehme Klavierstunden.“ Was auch immer dein Herz zum Leuchten bringt – tu es.

Sich selbst akzeptieren: Mitfühlend und geduldig sein

Und wenn du dich mal schwach fühlst? Was würde wohl deine ideale Mutter sagen? Sie würde dich trösten, aufbauen und ermutigen. Ein weiterer Schlüssel zum Aufbau von Erfahrungsvertrauen ist die Selbstakzeptanz. Lerne, dich selbst mit all deinen Stärken und Schwächen anzunehmen. Sei geduldig und mitfühlend mit dir selbst, wenn Dinge nicht sofort gelingen. Erkenne an, dass Wachstum Zeit braucht und dass Rückschläge Teil des Prozesses sind. Diese Haltung hilft dir, dir selbst zu vertrauen und weiterzumachen, auch wenn es schwierig wird.

Fazit: Erfahrungsvertrauen als Weg zu mehr Lebensfreude

Ehrlich gesagt hat mir alleine das Wort „Erfahrungsvertrauen“ sofort gefallen. Es hat direkt gefunkt. Die Vorstellung, mich nachträglich vollständig machen zu können, und zwar ganz alleine, hat mich sofort angesprochen. Es hat auch dem Kontrollbedürfnis in mir Raum gegeben. Ihr wisst schon, das ist das, was misstrauische Menschen nun mal im Übermaß besitzen. Heute weiß ich genau, in welche meiner Fähigkeiten ich mein Vertrauen setzen kann. Das Leben ist seitdem für mich leichter. Deshalb gib nicht auf. Auch wenn viele von Natur aus viel Vertrauen ins Leben mitbekommen haben und du nicht, bedeutet das nicht, dass es so bleiben muss. Der Schlüssel zum Glück, er liegt in dir.

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