Mindful Moments

Schlaflos? Diese Strategien helfen wirklich gegen nächtliches Grübeln

Hier schreibt die Ute. Über 50, mit mehr Lebenserfahrung als Faltencremes im Badezimmerschrank. Liebt Bücher, guten Rotwein und Gespräche, die auch mal wehtun dürfen. Sie hält nichts von Schönheitswahn und Fitness-Apps, aber viel von ehrlichen Worten und warmem Apfelkuchen. Mit Sahne. Und jeden Dienstag schenkt sie uns ihre Gedanken.

Ach, diese Nächte. Ich liege da, starre die Decke an, höre den Partner neben mir schnarchen, als hätte er den Friedensnobelpreis für Tiefschlaf gewonnen. Ich wälze mich, drehe mich, das Kopfkissen wird einmal, zweimal, fünfmal gewendet — und natürlich finde ich immer genau die Stelle, die am kühlsten ist.

Und dann geht es los: das große Grübeln. Das Gehirn klappt nachts ein Notizbuch auf, setzt eine Lesebrille auf und sagt: „So, meine Liebe, jetzt sprechen wir mal über alles, was du tagsüber elegant verdrängt hast.“

Plötzlich denke ich an diese E-Mail von letzter Woche, die ich viel zu forsch formuliert habe. An die Freundin, bei der ich mich seit Monaten nicht gemeldet habe. An die Steuer. An die komischen Geräusche der Waschmaschine. An die Klimakrise. An meine Oberschenkel.

Und dann kommt das Kopfkino

Wir Deutschen sind ja wahre Weltmeister im nächtlichen Kopfkino. Statt zu schlafen, sortieren wir unsere Sünden, Ängste und verpassten Chancen.

Ich habe irgendwann beschlossen: Ich höre auf, mich wie ein gefangener Delfin im Bett herumzuwälzen. Stattdessen stehe ich einfach auf. Ich gehe ans Fenster, schaue hinaus (in der Stadt meistens auf eine Laterne oder das Schlafzimmerfenster gegenüber, wo auch jemand wach ist), trinke ein Glas Wasser. Und dann schreibe ich.

Aufschreiben hilft, wirklich.

Wenn die Gedanken auf dem Papier stehen, sehen sie plötzlich aus wie jammernde Gartenzwerge: klein, schrumpelig und nicht mehr so bedrohlich.

Und ja — das Handy bleibt aus! Ich sage es nochmal: Handy nachts ist wie Knoblauch in der Schokoladentorte — falsch, zerstörerisch und völlig überflüssig. Danach bin ich wacher als beim Finale von „Wetten, dass..?“.

Was mir hilft, ist ein Ritual.

Ein Buch (keinen Thriller, um Himmels willen), ein bisschen leise Musik, ein lauwarmer Tee. Und vor allem: mir selbst erlauben, wach zu sein. Nicht dieses neurotische „Du MUSST jetzt schlafen, sonst bist du morgen ein Wrack!“. Nein. Ich sage mir: „Na gut, dann liege ich halt hier. Ruhen ist auch eine Form von Erholung.“

Eine Freundin von mir hat mir mal den Trick mit dem Gedankenkorb verraten. Sie stellt sich vor, sie legt all ihre Sorgen in einen großen Korb, stellt ihn gedanklich vor die Schlafzimmertür und sagt: „So, ihr Nervensägen, ihr bleibt da drin bis morgen früh!“ Funktioniert nicht immer, aber manchmal reicht schon das Bild, um das Gehirn ein bisschen auszutricksen.

Und was mache ich dann am nächsten Morgen?

Ich stehe auf, zerzaust, mit diesen Kissenfalten im Gesicht, die ungefähr bis Mittag bleiben. Ich trinke meinen Kaffee, stark, ziehe meinen Lippenstift nach und schimpfe ein bisschen auf die Welt. Und dann gehe ich raus.

Denn egal, wie schlaflos die Nacht war: Ich mache weiter. Und immer mit dem festen Vorsatz: „Heute Abend schlafe ich aber ganz sicher durch.“

Na ja. Vielleicht.

Die Ute vom Dienstag

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