Psychologie

Schlaf dich klug! Warum frühes Zubettgehen Kinderhirne wachsen lässt

Hier schreibt: Carla, 35, Mutter von zwei wilden Herzenskindern (5 und 8), jongliert zwischen Brotdosen, Bastelglitzer und Grundschulfragen über die Rolle von Dinos im Universum. Sie glaubt fest daran, dass warme Croissants und diese seltenen fünf Minuten, in denen wirklich niemand „Mamaaaa!“ ruft, die besten Überlebensstrategien im Familienalltag sind.


Gestern Abend hatte ich mal wieder diesen romantischen Mama-Traum: Ich bringe die Kinder pünktlich ins Bett, sie kuscheln sich friedlich ein, flüstern mir ein zartes „Gute Nacht, Mama“, ich schließe die Tür, setze mich mit einem dicken Stück Schokolade aufs Sofa und genieße meine Serie, ohne Unterbrechung.

Ha. Ha.

Stattdessen hörte ich um Punkt acht ein Kichern, das so klang wie die erste Szene in einem Horrorfilm. Dann begann das Trampeln. Meine Tochter (5) meinte plötzlich, dass ihr Stoffhase heute „ein bisschen traurig“ sei. Natürlich musste der große Bruder (8) sofort helfen. Er sprang aus dem Bett, lief zu ihr, führte Hasen-Therapie durch und demonstrierte, wie man sich richtig unter der Decke versteckt, damit keine Monster kommen.


Weitere Themen:

Und dann ging’s los: Sie in sein Zimmer, er in ihr Zimmer, wieder zurück. Gut, es war warm und ich weiß, es ist schwer einzuschlafen. Aber trotzdem! Ich stand unten im Flur mit meiner angeknabberten Schokolade, die in meiner Hand zerfloss, und rief gefühlt hundert Mal: „Jetzt aber wirklich gute Nacht! Nein, wirklich jetzt! JETZT!“

Irgendwann lagen sie endlich keuchend in ihren Betten, kicherten noch in ihre Kissen und ich dachte: Na gut. Wenigstens hatten ihre Gehirne heute Abend ein Extra-Training.

Warum Schlaf das neue Superfood ist

Jetzt kommt die Wissenschaft ins Spiel. Laut einer großen Studie, veröffentlicht in Cell Reports, haben Kinder und Jugendliche, die früher ins Bett gehen und ein kleines bisschen länger schlafen, tatsächlich messbar größere Gehirnbereiche und bessere kognitive Leistungen.

Forscher aus Cambridge und Shanghai haben über 3.200 Jugendliche untersucht, ihnen Fitbits ans Handgelenk geschnallt und das Gehirn per MRT durchleuchtet. Das Ergebnis: Schon 15 Minuten mehr Schlaf pro Nacht machen einen messbaren Unterschied!

15 Minuten: Kleine Sache, große Wirkung

15 Minuten! So lange dauert es ungefähr, meinem Sohn zu erklären, warum er nicht wirklich ein Dinosaurier werden kann, oder meiner Tochter den siebten Haarknoten für die morgige Kita-Party zu flechten. Aber genau diese Viertelstunde kann Kinder schlauer, konzentrierter und sogar ausgeglichener machen. Ihre Sprachfähigkeiten, das Gedächtnis, die Problemlösefähigkeiten, alles profitiert. Und ich dachte bisher, das wäre nur der Brokkoli, den ich ihnen jeden zweiten Tag unter Schimpfen unterjubel.

Der Endgegner: Schlafenszeit

Ach ja, die Theorie klingt ja immer so einfach: Früher ins Bett, länger schlafen, fertig. In der Realität ist Schlafenszeit ungefähr so friedlich wie ein Wrestling-Match. Das eine Kind hat Durst, das andere „vergisst“, dass es noch Zähne putzen sollte. Dann müssen die Lieblingssocken gesucht werden, der Pyjama ist plötzlich „so kratzig wie ein Kaktus“, und irgendwer muss unbedingt noch sagen, dass morgen der Turnbeutel nicht vergessen werden darf.

Aber jetzt weiß ich ja Bescheid. Das nächste Mal sage ich vielleicht: „Wenn du nicht einschläfst, wird deine Schwester halt klüger als du. Kann ich ja nix dafür, wenn du blöd bleiben willst.“…. Nein, also ehrlich. Das mache ich natürlich nicht. Aber denken wird man ja wohl noch dürfen.

Und wenn sie dann endlich schlafen, wachsen ihre kleinen, klugen Gehirne und wir können uns endlich auf unser Sofa sinken lassen. Heute haben wir mal wieder alles gegeben.

Teilen